Rees: Soloprogramm mit „Bundespausenlängengesetz“
Christian Schulte-Loh seziert den deutschen und britischen Humor
REES. Wenn ein Soloprogramm „Import Export“ heißt, dann klingt das nach international ausgeklügelter Logistik. Allerdings war Christian Schulte-Loh mit der Bahn zu seinem Auftritt in Rees gereist und musste am Bahnhof Empel-Rees feststellen, dass das Verkehrsnetz nicht überall so engmaschig ist wie in seinen Wahlheimaten London und Berlin. „Der Bus kam nicht“, erklärte Schulte-Loh den 300 Zuschauern im Bürgerhaus. „Dann erfuhr ich, dass ich den Bus telefonisch bestellen muss. Der Fahrer meinte, ich hätte schon eine halbe Stunde vorher anrufen sollen, aber da saß ich ja noch im Zug und wusste nicht, dass der Bus ein Taxi ist.“
Es könnte sein, dass diese Reeser Anekdote irgendwann in einem britischen Comedy-Club erzählt wird. Denn kein deutscher Comedian ist international auf so vielen Bühnen unterwegs wie der 1979 in Haltern am See geborene Christian Schulte-Loh. Noch bevor er in Deutschland Erfolge auf der Bühne und im Fernsehen sammelte, schaffte er – als Deutscher! – im Mutterland des Humors seinen Durchbruch. In Rees kokettierte Schulte-Loh mit diesem Werdegang und beanspruchte für sich, britischen Humor auf die Insel gebracht zu haben: „Brexit, Boris Johnson – alles meins!“ Das habe ihn auch als vermeintlichen Brexit-Experten in Talkshows der BBC, zu Markus Lanz und Maybrit Illner katapultiert: „Da sollte ich nun als Komiker die Sinnfrage beantworten.“
Den Programmtitel „Import Export“ machte er auch an dem einst undenkbaren Phänomen fest, dass inzwischen ein deutscher Fußballer (Thomas Tuchel) Cheftrainer der englischen Nationalmannschaft geworden ist. Deutsche und britische Klischees, die bei genauerem Hinterfragen meist eben doch keine Klischees sind, zogen sich wie ein roter Faden durch den kurzweiligen Abend: Ab einem gewissen Alter trägt der Deutsche halt Funktionsjacken, britische Pubs haben so viel „Seele“, dass man oft nur ein leeres Bierglas in der Hand halten und dabei am Teppich riechen muss, und selbst die Piloten der königlichen Familie beweisen, dass nicht nur ihr Flugzeug viel Sprit verbraucht. Christian Schulte-Loh erklärte, warum die Briten neidisch auf deutsche Wortgebilde wie „Reichweitenangst“, „Flugscham“ und „Stoßlüften“ sind und verordnete laut „Bundespausenlängengesetz“ eine Pause von exakt 15 Minuten, damit sich auch das Reeser Publikum an eine angenehm klare Zeitvorgabe halten konnte.
Den zweiten Teil des Abends widmete der Comedian den großen und kleinen Alltagsbeobachtungen: Warum macht im Kaffeeladen der Blick auf die Preistafel wacher als der Kaffee selbst? Warum gibt es das „Fitness-Vital-Brot“ beim Bäcker und nicht im Drogeriemarkt? Wieso begründet der Zahnarzt eine hohe Rechnung mit einem „schwer zugänglichen Frontzahn“, wo doch kein Zahn zugänglicher sein kann als der Frontzahn? Gern wäre Christian Schulte-Loh mit dem Publikum, das er immer wieder spontan in sein Programm einbezog, noch um die Häuser gezogen.
Doch die Reeser waren ihm die Antwort auf die Frage: „Wo ist denn hier abends schwer was los?“, schuldig geblieben. Und außerdem musste er ja noch zurück zum Bahnhof Empel-Rees. Mit dem Bus, der ein Taxi ist. Wenn er denn fährt.
Weitere Termine in Rees
Die Stadt Rees und das Kulturbüro Niederrhein warten im Dezember noch mit zwei weiteren Comedy-Highlights im Reeser Bürgerhaus auf:
Ludger Kazmierczak erklärt am Donnerstag, 4. Dezember: „Schlimmer! Geht immer!“
Hagen Rether holt am Sonntag, 7. Dezember, seinen für September geplanten „Liebe“-Abend nach.
Karten sind unter anderem in der Touristeninformation am Markt erhältlich, unter www.stadt-rees.de/shop und unter www.niederrhein-nachrichten.de/ticketshop.