
Rees: Ausstellung zum Gedächtnisgang
Gedenken an die Reeser Zwangsarbeiter entlang des Weges nach Megchelen
REES. Zum 16. Mal findet jetzt Sonntag, 9. März, der Gedächtnisgang von Rees nach Megchelen statt. Es wird der Befreiung der niederländischen Zwangsarbeiter vor 80 Jahren gedacht. Anlässlich dazu haben das Comité Leefbaarheid Megchelen (CLM), die Oudheidkundige Vereniging Gemeente Gendringen (OVGG) und die Stadt Rees eine Ausstellung erarbeitet, die sich mit dem Transport der Zwangsarbeiter nach Rees, den Umständen im Lager sowie der Flucht und der Ersten Hilfe auf deutscher wie auf niederländischer Seite beschäftigt.
Diese können die Teilnehmer während des Ganges an ausgeschilderten Ausstellungsplätzen – auf deutscher und auf niederländischer Seite – auf Roll-Ups anschauen. Alle interessierten Bürger genauso wie Schüler sind eingeladen, um 12.30 Uhr zum Treffpunkt an der Gedenkstätte am Melatenweg (nahe der Stadtwerke Rees, Melatenweg 171) zu kommen. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Bürgermeister Sebastian Hense, einem gemeinsamen Gebet, der Niederlegung von Blumen und einem musikalischen Beitrag, machen sich die Teilnehmer zu Fuß auf den Weg in die niederländische Nachbargemeinde Megchelen.
Auf dem Weg nach Megchelen haben die Teilnehmer in Empel an der Ecke Reeser Straße/Hurler Straße die Möglichkeit, am Friedensbaum innezuhalten und eine Blume niederzulegen, die von Schülern angereicht wird. Der Friedensbaum wurde 2020 gepflanzt und soll die guten Beziehungen zwischen Niederländern und Deutschen symbolisieren.
Auch in diesem Jahr besteht wieder die Gelegenheit, zwei unterschiedliche Wege zu gehen. Beide sind ausgeschildert.
Von Empel geht der kurze Weg (8,5 Kilometer) über die Hüttenstraße und die Windmühlenstraße, in Richtung Pahlshof. Alternativ führt der Weg ab Empel (elf Kilometer) über die Hurler Straße, Alt Luisendorf zur Kirchstraße. Von dort aus führt der Weg an Schloss Hueth vorbei bis die Teilnehmer dann über die Hetter-Brücke am Holländerdeich Megchelen erreichen. Alle Teilnehmer treffen sich um 16.15 Uhr an der Gaststätte „ter Voert“ (Oranjeplein 1), um gemeinsam zum Mahnmal am Julianaweg/Ecke Pastoor-Geerdink-Johanninkweg zu gehen. Beim anschließenden Kaffeetrinken im Saal der Gaststätte ter Voert besteht Gelegenheit zu weiteren Gesprächen. Gegen 17 Uhr wird ein Bus vom Oranjeplein in Megchelen (Cafe ter Voert) die Fußgänger zurück zum Melatenweg in Rees bringen.
Bei dem Gedächtnisgang handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von Vertretern deutscher und niederländischer Heimatvereine in Kooperation mit der Stadt Rees. „Mit dem Gedächtnisgang soll an die Rückkehr niederländischer Zwangsarbeiter aus deutscher Gefangenschaft, vor 80 Jahren erinnert werden“, berichtet Stadtarchivarin Tina Oostendorp über den Hintergrund der Veranstaltung. Sie hofft, dass auch in diesem Jahr wieder eine große Teilnehmerzahl zu verzeichnen ist. Oostendorp betont die besondere Bedeutung der Veranstaltung, da es immer weniger Zeitzeugen gebe und die Verbrechen der NS-Zeit nicht in Vergessenheit geraten dürften. Das Projekt „8o Jahre Freiheit im Grenzgebiet Oude Ijsselstreek und Rees“ wird durch das Interreg-Programm Deutschland-Nederland sowie seinen Programmpartnern ermöglicht und von der Europäischen Union (EU) kofinanziert.
Ins Lager bei Rees verschleppt
Im Herbst 1944 wurden in den von NS-Deutschland besetzten niederländischen Städten, unter anderem Apeldoorn, Arnheim, Delft, Den Haag, Harlem und Rotterdam, Zwangsrekrutierungen von Arbeitskräften durchgeführt. Männer zwischen 15 und 60 Jahren wurden – in manchen Fällen von der Straße weg – mitgenommen und zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. In der damaligen Ziegelei Boers in Groin waren bis zu 3.500 Niederländer zusammen mit rund 2.000 Angehörigen anderer Nationalitäten zusammengepfercht. Darüber hinaus waren unter anderem im „Saal Hering und Ott“ in Bienen weitere 250 Niederländer untergebracht. Die verbliebenen Zwangsarbeiter wurden von den Alliierten beim Rheinübergang am 23./24. März 1945 befreit. Das ist nun 80 Jahre her.