
„80 Jahre Freiheit“: Gedenkveranstaltungen in Rees
Zahlreiche Termine in 2025 – Bürgermeister Hense: „Werden für die Freiheit arbeiten müssen“
REES. Der 16. Februar 1945 hat in der Geschichte von Rees eine besondere Bedeutung: An diesem Tag – dem „Schwarzen Freitag“ – wurde die Stadt fast vollständig zerstört. Mit der Rheinüberquerung der Alliierten am 23. März 1945 wurde auch das Zwangsarbeiterlager am Melatenweg befreit. Diese Ereignisse jähren sich 2025 zum 80. Mal, wie das Ende des Zweiten Weltkriegs. Daher hat die Stadt Rees gemeinsam mit weiteren Organisationen und niederländischen Partnern im nächsten Jahr unter dem Motto „80 Jahre Freiheit“ eine Reihe von Veranstaltungen aufgelegt.
„Es ist derzeit besonders wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir hier in Freiheit leben“, sagt Bürgermeister Sebastian Hense bei der Vorstellung des Programms für das kommende Jahr. Hense erinnert daran, dass es – etwa in der Ukraine, in Nahost und in Teilen Afrikas – „Regionen auf der Welt gibt, wo nicht nur keine Freiheit, sondern Krieg, Tod und Zerstörung herrschen“. Auch in Russland und China gebe es „nicht eine solche Freiheit, wie wir sie haben“. Für Hense steht fest: „Es ist nicht normal, das Glück zu haben, 80 Jahre in Freiheit zu leben.“ Allerdings müsse man den Blick nicht erst auf andere Länder und Regionen richten, „auch in unserem Land haben wir unruhige und unsichere Zeiten. Es ist unklar, in welche Richtung es geht.“ Hense ist überzeugt: „Wir werden jeden Tag dafür arbeiten müssen, dass wir in Deutschland und Europa weiterhin in Freiheit leben dürfen.“ Daher sei „das Gedenken an Zeiten, als es keine Freiheit gab, umso wichtiger“.
Zu den Partnern der zahlreichen Gedenkveranstaltungen gehören auch Organisationen aus den Niederlanden, darunter die Stichting De Moezeköttel, Arbeitsgruppe „Opdat Wij Niet Vergeten“ (OWNV). „In den Niederlanden ist es nicht selbstverständlich, dass wir bei Gedächtnisveranstaltungen mit Deutschland zusammenarbeiten“, berichtet Gerhard Hendriks. „Das zeigt: Die Zeiten ändern sich.“ So werde am 6. Mai beispielsweise auch der deutschen Opfer gedacht. Tina Oostendorp von der Stadt Rees weiß: „Im Zuge der Gedenkfeiern der vergangenen Jahre sind viele Freundschaften und Kontakte in die Niederlande entstanden.“ Und Bürgermeister Hense betont: „Wir leben hier nicht nur als Nachbarn nebeneinander, sondern miteinander.“
Die erste Veranstaltung ist ein Vortrag aus Anlass des Holocaust-Gedenktages am Sonntag, 26. Januar, 17 Uhr: Die Zweitzeugin Birgit Mair berichtet im Bürgerhaus über das Leben der Zeitzeugin Eva Weyl. Am 27. Januar verlegt Gunter Demnig ab 9 Uhr 14 weitere Stolpersteine in Rees, zudem gibt es den schulinternen Workshop „Aus Worten werden Taten“ zu Antisemitismus, Rassismus und extremer Rechte am Gymnasium Aspel.
Am Sonntag, 16. Februar, findet ab 17 Uhr die Gedenkveranstaltung „Schwarzer Freitag“ anlässlich des 80. Jahrestages der Zerstörung von Rees mit Zeitzeugenberichten in der St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche statt.
Der traditionelle Gedächtnisgang von Rees nach Megchelen startet am Sonntag 9. März, um 13 Uhr am Melatenweg. „Wir werden ihn aufwendiger gestalten und zahlreiche Berichte zu Zwangsarbeitern auf dem Weg einbringen“, kündigt Sigrid Mölleken von der Stadt Rees an. Am Mittwoch, 12. März, 19 Uhr stellt Clemens Reinders sein Buch „Zeitzeugen 1939 – 1945“ in der Stadtbücherei vor. Am Samstag, 22. März, 19 Uhr, folgt der Vortrag „Der Rheinübergang der Alliierten in Rees“ von Alexander Berkel und Edwin Zweers im Bürgerhaus; es ist der Hauptbeitrag des Geschichtsvereins Ressa zur Veranstaltungsreihe. Am Freitag, 28. März, 10 bis 18 Uhr, ist eine Ausstellung zur Erinnerung an die Befreiung von Megchelen in 1945 in der Martinus-Kirche in Megchelen zu sehen.
Am Mittwoch, 2. April, 19 Uhr, wird der Film „Krieg am Niederrhein“ von Heinz Bosch im Bürgerhaus gezeigt. Am Dienstag, 8. April, gibt es eine Gedenkstättenfahrt nach Kamp Westerbork; vor Ort ist dann auch Zeitzeugin Eva Weyl. Treffpunkt ist um 8.30 Uhr am Busbahnhof in Rees. Eine weitere Filmvorführung, „Kämpfe um Rees-Groin“, gibt es am Dienstag, 22. April, 19 Uhr im Bürgerhaus. Am Dienstag, 29. April, 20 Uhr, findet ein Freiheitskonzert mit den „Pipes, Drums & Dancers“ der Royal Canadian Mounted Police (RCMP) sowie dem Chor „Different Voices“ und „Fanfare Radboud-Exelsior“ in der Martinus-Kirche in Silvolde in den Niederlanden statt. Am 30. April folgt um 13 Uhr die Gedenkveranstaltung „Opdat Wij Niet Vergeten“ in Gendringen, ebenfalls mit der RCMP.
Im Mai finden noch fünf Veranstaltungen statt: Zunächst am Donnerstag, 1. Mai, 20 Uhr, ein Freiheitskonzert mit der RCMP sowie dem Chor „Different Voices“ und „Gendrigse Orkest Vereniging“ in Gendringen (Sporthalle in Ulft). Am 2. Mai, 9.40 Uhr, dann ein Gedächtnisgang von Megchelen über Gendringen nach Ulft, mit 140 Kanadiern, die sich auf den Weg der Vorfahren begeben. Eine weitere Gedenkveranstaltung findet am Dienstag, 6. Mai, ab 10.15 Uhr in Bienen statt; um 14 Uhr folgt ein Konzert der RCMP auf dem Marktplatz in Rees. Am Donnerstag, 8. Mai, 10 Uhr, gibt es noch eine geführte Radtour.
Voraussichtlich am 23. März soll zudem ein neues Denkmal auf der Rheinpromenade in Rees eingeweiht werden. Vor zwei Jahren wurde ein Ankerstück einer Bailey-Brücke gefunden, über die die Alliierten vor 80 Jahren den Rhein bei Rees überquert hatten. Das Fundstück wird derzeit in den Niederlanden restauriert und soll zum Jahrestag aufgestellt werden. Ein Gegenstück soll zudem auf der anderen Rheinseite in Reeserschanz aufgestellt werden.
Weitere Informationen zu „80 Jahre Freiheit“ gibt es unter www.stadt-rees.de.
Vertreter der Stadt Rees und Partner laden zu den Gedenkveranstaltungen ein. NN-Foto: MB
