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Michael Prinz, Diözesanpräses der KAB (links), überreichte den Berliner Gästen das „Licht von Xanten“ im Gottesdienst zum Gedenken an den seligen Nikolaus Groß. Foto: Ulrich Wilmes
10. Oktober 2025 Von NN-Online · Xanten

Nikolaus-Groß-Gedenken im Xantener Dom: „Falsche Propheten schädigen die Demokratie“

Gäste aus Berlin kamen nach Xanten zum Nikolaus-Groß-Gedenken

XANTEN. „Wer an das Leben glaubt und ihm vertraut, den enttäuscht es nicht“. An diese feste, gläubige Überzeugung des Widerstandskämpfers Nikolaus Groß erinnerten sich im Gottesdienst Menschen der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der St. Viktor-Propstei in Xanten. Im „persönlichen Glaubenszeugnis“ erklärte Dr. Michael Schäfers die Aktualität des politischen Wirkens des Seligen im 80. Jahr nach seiner Hinrichtung. Der Grundsatzreferent der KAB-Deutschland belegte das mit Zitaten des Seligen auch als Chefredakteurs der auflagenstarken Westdeutschen Arbeiterzeitung (bis 1938).

Zugleich wurden Aktive der KAB des Erzbistums Berlin bei der Messe mit dem „Licht von Xanten“ ausgezeichnet. Jährlich wird dafür eine Kerze gesegnet und als Licht verliehen – für Arbeit im Geist von Nikolaus Groß. Die Geehrten pflegen seit Jahrzehnten in Berlin-Plötzensee das Gedenken an Groß und den deutschen Widerstand. In Plötzensee wurde er 1945 am Strang ermordet: So verantworten die Berlinerinnen und Berliner dort Jahr für Jahr das politisch betende Gedenken an ihn und den Widerstand. Von KAB-Widerständlern blieb nach der Verbrennung ihrer Leichen nichts, sodass nur das Licht und die Nachbildung der Grubenlampe in der Xantener Märtyrer-Krypta an Groß´ Werk erinnern. Vom Glauben angetrieben wollte Nikolaus Groß Licht bringen und gegen die Dunkelheit unter der NS-Herrschaft aufstehen. Der Mann des Widerstandes tat das auch für die Zukunft der Gesellschaft und für seine neunköpfige Familie.

Für Dr. Michael Schäfers bleibt der Kampf für Menschenwürde und Demokratie besonders wichtig. Der Geist und das Tun der Widerständler sei gerade heute vorbildlich, in Zeiten, in denen politisch Extreme den Menschen und dem demokratischen Staat zusetzten. So erinnerte der Kölner KAB-Referent an den NS-Justizmord an Groß. Mit O-Tönen der Worte des Seligen unterstrich er das Bild des siebenfachen Vaters als Mahner und Beweger. Davon zeugte schon vor Hitlers Machtübernahme ein eindringlicher öffentlicher Appell des Kölner KAB-Widerstandskreises. 1932 forderten die Kölner Präses Otto Müller, Nikolaus Groß und Bernhard Letterhaus in ihrem auch öffentlich verbreiteten Dokument den Reichpräsidenten Hindenburg und den deutschnationalen Kanzler Franz von Papen auf, die Weimarer Verfassung zu schützen und die Demokratie zu verteidigen.

,,Groß“, so Schäfers, „mahnte darüber hinaus mit dem Aufruf ,Wehret den Anfängen´.“ Er kritisierte auch Katholiken. Er beschrieb Straßenbilder dieser Jahre mit Menschen, die ,,wie falsche Propheten mit dem Kreuz auf der Fahne daherkommen und die Herzen der Menschen verwüsten.“ Schäfers verdeutlichte, auch heute würden einfache Parolen wie damals in Städte und Dörfer getragen, Sündenböcke an den Pranger gestellt, durch Ausgrenzung und Spaltung die Demokratie und das soziale Zusammenleben vergiftet.

Im Gottesdienst prangerte der KABler auch ernste Provokationen des rechten AfD-Kopfes Björn Höcke an: „Vermisst seit 1945… Adolf, bitte melde Dich!“ Dr. Schäfers ergänzte ein Zitat von dessen Parteifreund Benjamin Nolte: ,,Ein homogenes deutsches Land soll werden und der ,Rest´ gehört ausgewiesen, abgeschoben…“ Das erinnere fatal an das Denken und den Jargon der Nazis, betonte Schäfers.

Der KAB-Grundsatzreferent bewegte die Menschen im fast vollen Xantener Dom: sie applaudierten für seine Klarheit und seine Analyse. Im Anschluss an die Messe mit Propst Stefan Notz (Xanten) und Michael Prinz (KAB Diözesanpräses Münster), trafen sich Seelsorger wie Mitfeiernde bei einer Diskussion mit Schäfers und den Berliner Gästen.

Michael Prinz, Diözesanpräses der KAB (links), überreichte den Berliner Gästen das „Licht von Xanten“ im Gottesdienst zum Gedenken an den seligen Nikolaus Groß. Foto: Ulrich Wilmes

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