
Neubau mit einmaligem Wohnkonzept in Emmerich
Emmericher Baugenossenschaft lädt am Freitag, 12. September, zum Tag der offenen Tür am Großen Wall 53 ein
EMMERICH. Die „Lücke“ der Hausnummer 53 am Großen Wall in Emmerich ist nun geschlossen. Hier hat die Emmericher Baugenossenschaft (EBG) ihr 101. Gebäude errichtet. Wo bis 2023 ein Einfamilienhaus stand, reiht sich nun direkt an die bestehenden Objekte, die ebenfalls der EBG gehören, optisch passend das neue Mehrfamilienhaus ein. „Wir haben die Chance genutzt, als wir Ende 2021 gesehen haben, dass das alte Gebäude zum Verkauf steht“, berichtet Vorstand Anke Wilke. Nach etwa anderthalb Jahren ist Ende des Monats die Fertigstellung, am 12. September findet ein Tag der offenen Tür statt. Das Besondere am jüngsten Neuzugang der EBG: Mit der Firma BetreuWo aus Kleve wird ein Konzept umgesetzt, das das inklusive Wohnen ermöglicht.
Bereits 2001, zum Neubau der Gebäude Großer Wall 49 und 55, hatte die Genossenschaft Interesse am Erwerb des Objekts in der Mitte der Häuserreihe bekundet; damals kam der Verkauf jedoch nicht zustande. Nun konnte das Vorhaben realisiert werden. „Da uns die Gebäude links und rechts ebenfalls gehören, konnten wir Haus an Haus bauen“, erläutert Wilke. Das bedeutet: Ein kleiner Teil der Flächen der Nachbargrundstücke wurde zugunsten des neuen Gebäudes weggenommen, um die gewünschte Größe zu erreichen. Auch optisch fügt sich Nummer 53 in die Nachbarschaft gut ein, „wir haben es zum Beispiel beim Klinker angepasst“, sagt Wilke.
Das Wesentliche spielt sich aber hinter der Fassade ab: Auf vier Etagen sind hier 18 Wohnungen entstanden, alle öffentlich gefördert. Es handelt sich ausschließlich um Zwei-Zimmer-Wohnungen von 50 bis 70 Quadratmetern Größe, alle barrierefrei und mit Balkon, die bezugsfertig übergeben werden. Die Beheizung erfolgt über eine Erdwärmepumpe mit Fußbodenheizung. Warmwasser kommt über Durchlauferhitzer. „Damit haben wir auch bei unseren anderen Objekten die besten Erfahrungen gemacht“, betont EBG-Vorstand Maik Leypoldt. Bäder und Abstellraum sind gefliest, der Rest der Wohnungen ist mit Vinylboden ausgestattet.
Während die Wohnungen im zweiten und dritten Obergeschoss in die freie Vermietung gegangen sind, findet sich auf den beiden unteren Etagen eine Besonderheit: Im Erdgeschoss gibt es eine Wohngruppe mit vier Einheiten. „Uns haben Eltern angesprochen, die sich für ihre erwachsenen Kinder mit Handicap eine gute Unterbringung gewünscht haben“, erzählt Anke Wilke. Ein Beispiel für eine solche inklusive WG „haben wir uns in Goch angeschaut“ – und dann erstmals für Emmerich umgesetzt.
In der Wohngruppe bekommt jeder Bewohner seinen eigenen Wohnbereich mit Wohn-/Schlafzimmer, Bad, Abstellraum und Terrasse. Jeder dieser vier Wohnbereiche ist an einen Gemeinschaftsraum angebunden, der eine gemeinsame Küche und einen Sitz-/Essplatzbereich mit Gemeinschaftsterrasse und -garten umfasst. An den Gemeinschaftsraum grenzen auch eine Toilette, ein Abstellraum und ein zusätzliches Zimmer für eine gegebenenfalls erforderliche Über-Nacht-Betreuung.
Das Konzept für die Wohngruppe setzt die EBG in Kooperation mit der Firma BetreuWo aus Kleve um, die auch eine Vermietung für die kommenden zehn Jahre garantiert. Zusätzlich zu den vier Einheiten im Erdgeschoss werden die drei Wohnungen im ersten Obergeschoss ebenfalls zusammen mit BetreuWo inklusiv vermietet. Die Organisation und Betreuung innerhalb der WG werden von den Mietern selbst untereinander abgesprochen. Die Gruppenwohnung ist aktuell in erster Linie für Menschen mit Behinderungen gedacht; da alle Wohnungen öffentlich gefördert sind, ist aber auch eine Nutzung durch andere Personengruppen, etwa Senioren, künftig denkbar.
Die Wohnungen im zweiten und dritten Obergeschoss sind, bis auf zwei, bereits alle vermietet. Darunter finden sich laut Anke Wilke auch „viele Bestandsmieter der EBG“. Diese sind aus größeren Wohnungen in die kleineren in Innenstadtnähe gezogen. „Das hatten wir in der Vergangenheit schon öfters“, berichtet Maik Leypoldt und schildert mit einem Augenzwinkern den großen Vorteil: „Sie kennen ihre Vermieter, und wir wissen, welche Mieter wir haben.“ Der Mietpreis beträgt 6,15 Euro pro Quadratmeter, die Vermietung erfolgt ausschließlich an Personen mit Wohnberechtigungsschein.
Das Gesamtvolumen des Bauvorhabens für das Gebäude nach BEG-Effizienzhaus 40 Standard, das die Firma ImmoReal unter Beteiligung hiesiger Handwerksfirmen schlüsselfertig errichtet, beläuft sich auf 4,1 Millionen Euro; 85 Prozent sind öffentliche Mittel. Auch dem Dach gibt es eine Photovoltaikanlage, die durch die Kooperation mit den Stadtwerken Emmerich über „Mein Sonnenscheintarif“ installiert wurde.
Mit einem Tag der offenen Tür heißt die EBG am kommenden Freitag, 12. September, die künftigen Mieter des Neubaus am Großen Wall 53 in der Nachbarschaft willkommen. Auch Nachbarn, beteiligte Handwerker und „jeder, der Interesse hat“, wie Anke Wilke betont, sind von 13 bis 17 Uhr eingeladen. Es gibt Getränke, Spezialitäten vom Grill sowie Gelegenheit zum Austausch und Kennenlernen.
Die Emmericher Baugenossenschaft
Gegründet 1899 mit dem Ziel, bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung zu schaffen.
Mitglieder zum 31. Dezember 2024: 867.
Bestand: 101 Gebäude mit 531 Wohnungen, davon 147 öffentlich gefördert – darunter auch Doppelhaushälften und Reihenhäuser für kinderreiche Familien.
Mitarbeiter der Geschäftsstelle: vier Vollzeitkräfte, zwei hauptamtliche Vorstände, eine Auszubildende, zwei Teilzeitkräfte.

Auf der Baustelle (Foto l., v. l.): Maik Leypoldt, Architekt und ImmoReal-Geschäftsführer Stefan Rietmann sowie Anke Wilke. Foto: EBG
Fertigstellung nach etwa anderthalb Jahren Bauzeit am Großen Wall 53. Foto: EBG
