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Seit 1994 fährt Torsten Maidl Lkw aller Größen – zunächst lieferte er Getränke auch ins EU-Ausland, mittlerweile ist er mit seinem Kipper im Nahverkehr unterwegs. NN-Foto: MB
27. April 2023 · Michael Bühs · Niederrhein

Mit dem Kipper in den Knast: „Das ist das Spannende am Job“

Torsten Maidl ist seit 1994 Berufskraftfahrer – gelernt hat der gebürtige Thüringer zunächst Koch, hat dann auf sein Herz gehört

NIEDERRHEIN. Die Arbeiten an der neuen A40-Rheinbrücke bei Duisburg schreiten zügig vorn. „Die Jungs da sind richtig gut“, sagt Torsten Maidl. Der 52-Jährige muss es wissen, fährt er doch mit seinem Kipper die Großbaustelle regelmäßig an und kann so den Baufortschritt genau beobachten. Maidl ist Berufskraftfahrer beim bei der Jochims-Transport GmbH in Kerken, lenkt seit 1994 Lkw aller Größen und schwärmt von seinem Job: „Er ist so abwechslungsreich und macht einfach Spaß.“

Er bekam den Job und fing 1994 zunächst klein an, lieferte zwei Jahre lang mit einem 7,5-Tonner Getränke in die nähere Umgebung von Jena. Die Gewissheit, dass der neue Beruf – von einem besseren Gehalt abgesehen – ihm auch wirklich gefällt, hatte Maidl nicht. „Man muss den Mut haben, es einfach auszuprobieren“, sagt er. „Mein Herz hat aber schnell gesagt: Das passt.“ Mit der Zeit wurden die Lkw immer größer, bis er schließlich mit einem 40-Tonner in den Fernverkehr einstieg.

Erst in ganz Deutschland unterwegs, steuerte er dann Ziele in Frankreich, Österreich und den Niederlande an, in Tschechien „habe ich alle Brauereien angefahren“, erzählt Maidl. Besonders angetan hat es ihm aber Frankreich: „Dort mit dem Lkw zu fahren, ist einfach genial. Ich bin über die Grenze gefahren und habe erst einmal tief Luft geholt: Die Straßen, die Menschen, alles ist viel ruhiger. Ein tolles Land.“ Die erste Aufgabe in Frankreich war aber stets: Baguette kaufen.

Bis zu 160.00 Kilometer

Bis 2013 war Torsten Maidl im Fernverkehr unterwegs, fuhr rund 150.000 bis 160.000 Kilometer im Jahr. Dann „wollte ich auch mal wieder im eigenen Bett schlafen. Der Nahverkehr bedeutet schon ein ganz anderes Leben.“ Da sein Arbeitgeber am Niederrhein eine Zweigstelle hatte, zog Maidl 2014 nach Geldern und lieferte Getränke im Nahverkehr aus. Ein Jahr später wechselte er auch den Arbeitgeber und unterschrieb bei Jochims: „Die Kipperbranche ist für mich eine sehr interessante Sache“, sagt er und erzählt augenzwinkernd: „Wir fahren richtig durchs Gelände, auf Deponien, Baustellen und Feldwegen. Da kann man auch mal richtig durch die Matsche knattern.“

Doch ist sich Torsten Maidl stets bewusst, dass er als Berufskraftfahrer eine hohe Verantwortung trägt. „Einen 40-Tonner auf der Straße zu bewegen, erfordert volle Konzentration und Pflichtbewusstsein. Man hat eine erhöhte Sorgfaltspflicht.“ Immerhin hängen am Führerschein auch Geld und Arbeitsplatz. Hinzu kommen die Liebe zum Beruf sowie technisches Interesse und Verständnis, etwa beim Thema Wartung und heutzutage den zahlreichen Assistenzsystemen. Dazu „muss man sich immer weiterbilden und Fortbildungen besuchen“, betont Maidl – nicht nur, wenn die Lkw-Hersteller neue Generationen auf den Markt bringen.

Auch Eigeninitiative ist gefordert, „man lernt durch Interesse und von den erfahrenen Kollegen. Letztlich ist jeder Fahrer auch ein bisschen Techniker.“ Apropos Assistenzsysteme: Sie erleichtern heutzutage zwar vieles, zum Beispiel die Navigation. „Aber auch mit einer Karte umgehen zu können, zeichnet einen Berufskraftfahrer aus“, ist Maidl überzeugt. „Wer da nicht mitdenkt, hat verloren.“

Lange Arbeitstage

Nicht verschweigen möchte Maidl, dass der Berufskraftfahrer kein leichter Job ist. Es kann anstrengend sein, „ein Arbeitstag hat zehn bis zwölf Stunden, auch abhängig vom Verkehr und den Wartezeiten auf Baustellen“. Selbst im Nahverkehr fährt Maidl noch 110.000 bis 120.000 Kilometer im Jahr. „Natürlich gibt es Höhen und Tiefen, das gehört aber zu jedem Beruf.“

Doch der 52-Jährige hat es nie bereut, den Kochlöffel gegen das Steuer eingetauscht zu haben. „Der Beruf gibt auch viel zurück. Im Fernverkehr habe ich Länder kennengelernt, heute sich es immer neue Dinge und neue Leute auf den Baustellen.“ In der Eiffel holt er Lavagestein ab, im Sauerland Kalkstein, in die benachbarten Niederlande liefert er Sand und Kies. Mit seinem Lkw fährt er aber auch Orte an, die man normalerweise nicht ohne Weiteres betreten darf. „Einmal habe ich 25 Tonnen Schotter ins Gefängnis in Dortmund geliefert, ein anderes Mal bin ich mit meinem Kipper über den Düsseldorfer Flughafen geknattert.“ Auch die Fußballstadien in Düsseldorf, Leverkusen, Köln und Bochum ist er schon angefahren, hat dort den ausgemusterten Rasen abgeholt. „Das sind die interessanten Aspekte dieses Jobs“, sagt Maidl.

Und wenn er im Laufe des Jahres über den ersten Teil der neuen A40-Rheinbrücke bei Duisburg fährt, weiß er, dass er seinen Teil zur Fertigstellung beigetragen hat. Michael Bühs
Der Schriftzug auf seinem Kipper ist eine Anspielung auf seine Heimat Thüringen; für Torsten Maidl ist die Rostwurst „ein Grundnahrungsmittel“. NN-Foto: MB

Der Schriftzug auf seinem Kipper ist eine Anspielung auf seine Heimat Thüringen; für Torsten Maidl ist die Rostwurst „ein Grundnahrungsmittel“. NN-Foto: MB Foto: Michael Bühs

Seit 1994 fährt Torsten Maidl Lkw aller Größen – zunächst lieferte er Getränke auch ins EU-Ausland, mittlerweile ist er mit seinem Kipper im Nahverkehr unterwegs. NN-Foto: MB

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