Levin Westermann verbreitet Zugunruhe
Preisträger des Niederrheinischen Literaturpreises kommt nach Kleve
KLEVE. In Zusammenarbeit mit dem Niederrheinischen Literaturhaus Krefeld kommt der Schriftsteller und Lyriker Levin Westermann nach Kleve. Am Donnerstag, 5. Dezember, um 19.30 Uhr liest er in der Buchhandlung Hintzen aus seinem aktuellen Roman „Zugunruhe“. Levin Westermann wurde gerade für sein Gesamtwerk mit dem Niederrheinischen Literaturpreis 2024 ausgezeichnet. Die Veranstaltung moderiert Henning Heske, Juror und Mitbegründer des Literaturpreises.
Es ist nicht der erste Preis für den in Meerbusch geborenen, jetzt aber in der Schweiz lebenden Autor. Auf den Clemens-Brentano-Preis 2020 folgte 2021 der Schweizer Literaturpreis und 2022 der Deutsche Preis für Nature Writing. Die Natur und ihr Schutz sind Themenschwerpunkte in den Texten von Levin Westermann, er hegt ein moralisches Intersse an anderen Lebewesen, und er weiß, dass die Präsenz des Menschen auf der Erde nicht nötig ist. Der Titel seines neuen Buches benennt ein Naturphänomen: „Zugunruhe“ beschreibt die Nervosität von Zugvögeln, bevor sie losfliegen, die Rastlosigkeit vor dem Aufbruch, wenn einen nichts mehr hält an dem Ort, der unwirtlich wird. Der im Verlag Matthes & Seitz erschienene Roman enthält essayistische Passagen und wird von Fotos begleitet. Der Erzähler ist unterwegs, spaziert, erkundet. Wie er Melancholie, Traurigkeit und Wut empfindet über die Zerstörungswut des Menschen, das „geht unter die Haut“ bestätigt die Schriftstellerin Iris Wolf in einem Interview und beschreibt, wie Westermann an die Sprache glaubt, an ihre Kraft, „die Ordnung der Welt lebendiger und ein Stück besser zu machen.“ Westermann wolle nicht besitzen oder bennen, vielmehr betrachten und erkennen – nicht zuletzt eine Überforderung angesichts der unfassbaren Dimension der Zeit. Die Zugunruhe entsteht an einem Kipppunkt der Verfallsgeschichte, ist ein Aufbegehren vor dem drohenden Untergang.
Die Jury würdigte die verdichtete Sprache und die thematische Dringlichkeit, mit der Westermann nach der Stellung des Menschen in der Natur fragt, dabei auch Pandemie und Klimakrise streift und dies alles sensibel und aufmerksam verzahnt. Vorhergehende Preisträger des Niederrheinischen Literaturpreises waren unter anderem. Hans Pleschinski, Markus Orths, Paul Ingendaay, Dieter Wellershoff, Burkhard Spinnen und gleich zweimal Christoph Peters. Nun lädt der jüngste Preisträger ein, Gewissheiten in Fragen zu stellen und zu einer teilhabenden Betrachtung von Welt. Die Lesung wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW gefördert.
Eintritt: zehn Euro inklusive Wasser oder Wein, Schüler/Studenten: Eintritt frei. Um Reservierung wird gebeten unter Telefon 02821/ 26655, info@hintzen-buch.de.