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Das Haus Ingenray, Forschungs- und Begegnungsstätte des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend.Foto: Gerhard Seybert
9. Oktober 2025 Von NN-Online · Geldern

Leben mit dem Tod – Über Abschied, Tod und Trauer

Ausstellungseröffnung und Filmvorführung am Sonntag, 12. Oktober, im Haus Ingenray in Pont

GELDERLAND. Die Ausstellung „Leben mit dem Tod – Über Abschied, Tod und Trauer“ wird vom 12. Oktober bis 19. Dezember im Haus Ingenray, Möhlendyck 22, in Pont gezeigt. Die Eröffnung ist am Sonntag, 12. Oktober, um 11 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Im Anschluss, um 13.30 Uhr, wird die Filmdokumentation „Der Gelderner Friedhof - ein Ort der Erinnerung und Begegnung“, ein Film des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend (Regie: Johanna Klümpen-Hegmans und Dr. Christel Terhorst, Kamera und Schnitt: Gerry Seybert) zu sehen sein.

Der Umgang mit dem Tod

Wie gehen wir um mit dem Tod, dem Verlust eines geliebten Menschen oder gar mit unserer eigenen Sterblichkeit? Memento mori „Bedenke, dass du sterben musst“, ist eine philosophische und spirituelle Mahnung, die seit der Antike verwendet wird, um Menschen an die Vergänglichkeit des Lebens zu erinnern. Oder wie es die Lyrikerin Mascha Kaléko in ihrem Gedicht „Memento“ formuliert: „Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der andern muss man leben.“ Denn Zurückbleiben wird häufig schmerzhafter empfunden als das Gehen. Es ist ein allgemeines menschliches Bedürfnis, die wichtigsten Lebensabschnitte mit besonderen Ritualen zu begehen. Diese schaffen Struktur und geben Halt beim Übergang von einem Lebensstadium zum anderen. So ist es naheliegend, dass auch der Umgang mit dem Tod als Übergang in eine große Ungewissheit zahlreiche Rituale hervorgebracht hat: das gemeinschaftliche Abschiednehmen vom Verstorbenen und das Trauern mit den Hinterbliebenen beispielsweise.

Wie hat sich der Umgang mit Sterben, Tod, Begräbnis und Trauer heute im Vergleich zu früher gewandelt? Welche Rituale werden heute noch praktiziert? Welche sind neu? Wie hat sich die Friedhofskultur verändert? Der Veränderungsprozess des Umgangs mit dem Tod ist fließend. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war der Tod eines Menschen vor allem in ländlichen Regionen ein öffentliches Ereignis, das in die Alltagswirklichkeit eingebunden war. Insbesondere der Nachbarschaft kam dabei eine herausragende Bedeutung zu: Totenwache, das Beten und Trauern sowie die Vorbereitung der Beisetzung lagen in ihren Händen. Die gesellschaftliche Stellung eines Menschen wurde häufig erst posthum durch eine opulente Bestattung oder ein monumentales Grabmal sichtbar.

Sterben und Trauern

Seit einigen Jahrzehnten sind Sterben und Bestattung primär Privatsache der Familien und des direkten Umfelds. Der Tod wird ausgelagert und aus dem Lebensumfeld verbannt. Mehrheitlich sterben Menschen nicht mehr zuhause, sondern in Seniorenheimen, Hospizen oder Krankenhäusern. Die früher von der Nachbarschaft übernommenen Dienste werden heute von Bestattungsunternehmen angeboten. Rund um den Tod und das Sterben sind neue Berufsfelder entstanden. Sterbe- und Trauerbegleitung werden nicht mehr in der Gemeinschaft oder in der Familie geleistet. Auch der kirchliche Beistand hat an Bedeutung eingebüßt. Viele Menschen wünschen sich eine Beisetzung ohne Pfarrer.

Die Bestattung

Statt tradierter Rituale kann die Art der Bestattung heute frei gewählt und individuell gestaltet werden. Neben der traditionellen Erdbestattung ermöglicht die Feuerbestattung die Schaffung unterschiedlicher Räume des Gedenkens. Dies wird auch auf den Friedhöfen sichtbar. Ihre frühere Selbstverständlichkeit als Orte der Trauer und Begegnung hat nachgelassen. Trotz aller Veränderungen bleibt der Tod in unserer Gesellschaft ein einschneidendes und schmerzhaftes Ereignis – unabhängig von der Art der Bestattung.

Die Ausstellung „Leben mit dem Tod. Über Abschied, Tod und Trauer“ zeichnet mit zahlreichen Exponaten, Dokumenten, Fotos sowie Filmen die Entwicklungen nach, die sich vor allem in Geldern und den Nachbargemeinden beobachten lassen. Neben Andachtsbildern, einer umfangreichen Totenzettelsammlung des Sammler-Teams Wilhelm Tissen, Totenbrettern sowie zahlreichen weiteren Exponaten zur Erinnerung und zum Gedenken werden auch aktuelle Formen des Abschiedsnehmens präsentiert. Der Gelderner Friedhof, dem eine Foto- wie Filmdokumentation gewidmet ist, der Jüdische Friedhof der Stadt sowie jüdische Begräbnisstätten umliegender Gemeinden sind zentrale Themen der Ausstellung im Haus Ingenray.

Der niederrheinische Zeichner Martin Lersch bereichert die Ausstellung mit Arbeiten, in denen er neuzeitliche Formen des Totentanzes visualisiert. In seinen Zeichnungen „Danse Macabre“ stellt er den personifizierten Tod, dargestellt als Skelett, und die Menschen, die dieser zum Tanz auffordert, einander gegenüber. Der Künstler bezieht sich dabei auf mittelalterliche allegorische Darstellungen, die gleichermaßen als Mahnung und Trost auf die Vergänglichkeit jedes Einzelnen hinweisen.

Die Ausstellung ist donnerstags und freitags jeweils von 11 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Infos unter www.haus-ingenray.de

Das Haus Ingenray, Forschungs- und Begegnungsstätte des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend.Foto: Gerhard Seybert

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