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Susanne und Peter Fronhoffs führen bei einem Rundgang über ihren Molkereibetrieb „Brüxhof“ in Sevelen. Außerdem rechts: Markus Hübers, Mitglied im Arla Aufsichtsrat und Landwirt aus Rees. Foto: Carlos Albuquerque
14. November 2025 · Jacqueline Kurschatke · Issum

Klimaschutz: Diese Möglichkeiten hat die Landwirtschaft

Ein Blick hinter die Kulissen des klimafreundlichen „Brüxhof“ von Peter und Susanne Fronhoffs in Sevelen / Das Ziel: 2050 klimaneutral sein

SEVELEN. Vollmilch, Skyr, Frischkäse oder Butter der Marke Arla sind jedem bekannt. Die Basis dieser Produkte liegt unter anderem hier am Niederrhein, auf Milchhöfen wie dem von Peter und Susanne Fronhoffs aus Sevelen. Sie gehören mit ihrem Betrieb der Molkereigenossenschaft Arla Foods an. Gemeinsam mit noch mehr als 1.200 weiteren Landwirten aus Deutschland steuerten sie im Jahr 2024 etwa 1,5 Milliarden Kilo Milch zum Gesamtertrag bei. Immer mehr zur Herausforderung wird dabei jedoch der Klimawandel. Umwelt- und Wetterveränderungen prägen die Landwirtschaft negativ, gleichzeitig trägt diese aber selbst auch zum Ausstoß großer Mengen an Treibhausgasen bei. Die Arla Gruppe und ihre Bauern sehen sich in der Pflicht, dem Problem proaktiv entgegenzuwirken und starten Maßnahmen um langfristig klimaneutral produzieren zu können.

„Wir arbeiten jeden Tag mit der Natur zusammen und haben das nötige Fachwissen, entscheidend zur Senkung der Emissionen beizutragen“, betont der Landwirt Markus Hübers aus Rees. Er ist Mitglied im Aufsichtsrat bei Arla Foods und steht mit Kollegen wie Peter Fronhoffs in engem Austausch zu aktuellen Klimaschutzmaßnahmen. Feste Ziele hat sich die Arla Gruppe schon gesetzt. So sollen bis 2030 die Emissionen durch Logistik, Produktion und Werksstandorte um 63 Prozent reduziert werden. Die Emissionen durch Milchhöfe, sollen um mindestens 30 Prozent sinken. Bis 2050 sollen alle Produktionszweige klimaneutral sein.

2019 etablierte das Unternehmen dafür ein neues System, den „FarmAhaed-Check“. „Bevor wir beginnen konnten, unsere Klimaziele umzusetzen, mussten wir wissen, was unsere Ausgangslage war. Einmal jährlich füllen unsere Landwirte einen Fragebogen in Bezug auf ihre Arbeit sowie den Energieverbrauch ihres Betriebs aus. Daraus können wir den individuellen ökologischen Fußabdruck jedes Hofs ermitteln und besprechen, an welcher Stelle noch Raum für Optimierung ist“, erläutert Carla Henckel, Verantwortliche für Kommunikation und Landwirtschaft bei Arla Foods.

2020 zum Start der Datenerhebung lag der durchschnittliche Fußabdruck der Arla Milch bei etwa 1,15 Kilo CO2 Emissionen pro Kilogramm Milch. Seitdem zeigt sich eine stetige Verbesserung des Wertes pro Jahr: 2024 sank der CO2-Wert auf 1,06 Kilo Emissionen pro Kilogramm Milch. Bis 2030 rechnet das Unternehmen mit einem Wert um 0,88. Um den Ausstoß von Emissionen zu senken, verfolgen die Landwirte klare Strategien. Die Speicherung von Kohlenstoff im Boden soll verbessert werden, darüber hinaus sollen Höfe auf erneuerbare Energien zurückgreifen, und die Effizienz bei der Nutzung von Gülle erhöhen, um Abfälle zu minimieren. Außerdem steht das Wohl der Kühe im Vordergrund. Ziel ist es, die Lebensdauer der Tiere zu erhöhen und die Fütterung zu optimieren. Im Arla FarmAhaed-
System, gibt es für jede positive Maßnahme, die die Landwirte umsetzen Punkte. Je mehr Punkte ein Landwirt sich verdient, desto mehr Geld erhält er auch für seine Milch. Bei einem Besuch auf Peter und Susanne Fronhoffs „Brüxhof“ wurde aufgezeigt, wie eine klimafreundliche Landwirtschaft aussehen könnte. In den vergangenen fünf Jahren konnte die Familie ihre Emissionen von 1,00 Kilogramm CO2 auf 0,73 senken.

Ein Beispiel für den Wandel

Die Landwirte leben mit ihrer Familie, 360 Kühen sowie 20 bis 30 Kälbern auf ihrem Generationenhof. Vier Millionen Liter Milch jährlich produzieren sie dort. Gemolken wird drei Mal täglich. „Seit wir unsere Kühe drei Mal täglich melken, sind sie gesünder und geben mehr Milch. Tierarzt besuche konnten wir ebenfalls reduzieren“, berichtet Peter Fronhoffs. Auf drei Boxenlaufställe verteilen sich die Kühe, angepasst an ihre Bedürfnisse. „Kühe die gerade ein Kalb bekommen haben oder beispielsweise lahmen, brauchen mehr Ruhe als die anderen. Daher kommen sie in einen separaten Stall. Meistens können wir sie nach ein paar Tagen wieder zurück zu den anderen bringen“, sagt Fronhoffs weiter. Trächtige Tiere werden ebenfalls separat in einem Stall weiter ab gehalten. Dort kommen die Kälbchen auf die Welt und können sich an ihre neue Umwelt gewöhnen.

Die Kühe bleiben täglich im Stall, haben aber auch Zugang zu einem Außenbereich. Routine sei das A. und O bei der Tierhaltung: „Kühe mögen es, wenn ihr Alltag immer gleich ist. Sie mögen es langweilig. Daher haben wir feste Routinen. Es wird jeden Tag zur gleichen Zeit gemolken und gefüttert“, erklärt der Landwirt weiter. Schnell wird klar: Der Klimaschutz beginnt auf dem Feld. 90 Prozent des Futters, baut Familie Fronhoffs auf ihren 125 Hektar Ackerfläche selbst an. Darunter Rüben, Silomais und Ackergras. Die Zusammensetzung des Futters bestimmt genau, wie viel Gas am Ende Bestandteil der Gülle ist. Je weniger Gas, desto besser. „Wir haben 2023 einen neuen Futtermischwagen gekauft. Dieser kann genau nachvollziehen, wie das Futter zusammengesetzt werden muss und wann es die beste Qualität zum Füttern hat. Das hat uns sehr geholfen“, betont Peter Fronhoffs. Die große Biogasanlage des Hofs wird allein durch die anfallende Gülle betrieben. Bei der Zersetzung der Abfälle entsteht das Gas Methan, dieses kann wiederum für die Stromerzeugung genutzt werden. Durch die Anlage und zusätzliche Fotovoltaikelemente kann sich der Hof fast ausschließlich selbst mit Strom versorgen. Dazu kommen elektrische Landmaschinen. Wasser, das zum Kühlen der Milch genutzt wurde, wird außerdem zum Putzen wiederverwendet, um Ressourcen zu schonen. Zukünftig möchte Peter Fronhoffs noch seine Düngerbilanz verbessern. In dieser Kategorie gibt es noch den meisten Optimierungsbedarf. Aber Ideen hat er schon: „Wir haben unser Saatgut angepasst. 2023 haben wir erstmals zusätzlich zu Gras auch Klee und Winterwicke ausgesät. Klee kann Stickstoff aus der Luft binden und sich sozusagen selbst düngen. Mit zehn Prozent weniger Dünger konnten wir so trotzdem einen sehr guten Proteingehalt erzielen“, erklärt Fronhoffs. In den kommenden Jahren möchte er diese Methode weiter testen.

Ob die Betriebe irgendwann wirklich klimaneutral werden, bleibt eine Frage der Zeit und des technischen Fortschritts. Einige Landwirte beweisen schon jetzt, dass positive Veränderungen möglich sind. Doch auch wirtschaftlich muss es bleiben. So sagt Markus Hübers noch abschließend: „Auch die Verbraucher müssen diese neuen Maßnahmen unterstützen. Klimaschutz kostet. Man kann sich entweder für nachhaltige Produkte entscheiden oder für günstigere, bei denen man nicht weiß unter welchen Umständen sie hergestellt werden.“

Susanne und Peter Fronhoffs führen bei einem Rundgang über ihren Molkereibetrieb „Brüxhof“ in Sevelen. Außerdem rechts: Markus Hübers, Mitglied im Arla Aufsichtsrat und Landwirt aus Rees. Foto: Carlos Albuquerque

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