„Imagine Peace“: Xantener Gesamtschüler setzen musikalisches Zeichen für weltweiten Frieden
Bei der Vorstellung von „Imagine Peace“ sprechen sie auch ganz offen über Krieg und Rassismus
XANTEN. „Warum Krieg? Warum muss das unbedingt sein?“, fragte eine Schülerin der Xantener Willi-Fährmann-Gesamtschule in die Runde. 14 Schüler der Jahrgangsstufen sechs bis neun wollten eigentlich Xantens Bürgermeister Rafael Zur und der Presse nur ihr Musikprojekt vorstellen. Kurz vor den Sommerferien hatten sie den Song „Imagine Peace“ aufgenommen, den Lehrerin Agnes Maxsein zuvor geschrieben hatte und der nun auch auf allen gängigen Streaming-Plattformen angehört werden kann. Er soll einen (kleinen, aber vielleicht wichtigen) Beitrag zum Frieden in der Welt leisten. Doch im Gespräch wird deutlich, dass die Schüler das Thema sehr beschäftigt und bewegt. Die Frage, warum es Kriege auf der Welt geben muss, konnten ihnen aber auch ihre Lehrerin, Schulleiter Jörg Bröscher und eben Bürgermeister Rafael Zur nicht beantworten. „Das verstehen selbst die Erwachsenen nicht“, lautete ihre gemeinsame Antwort.
Doch wie sehr die Schüler das Thema aufwühlt, zeigte vor allem die Reaktion einer Schülerin, die davon berichtete, dass sie abends im Bett vor dem Einschlafen oft nachdenke und Angst hätte, dass „der Krieg aus dem Nichts auch zu uns kommt“. Als sie diese Worte sprach, begann sie still zu weinen. Doch allein war sie mit ihren Ängsten und Sorgen an diesem Morgen nicht.
Auch über Rassismus, den sie im Schulalltag bereits beobachtet und erlebt hätten, sprachen die Schüler ganz offen. „Aber was hat die Hautfarbe damit zu tun, was die Person ausmacht?“, fragte eine Schülerin und zeigte damit auch ihr Unverständnis über rassistische Äußerungen oder Verhaltensweisen. Schulleiter Bröscher und Lehrerin Maxsein ermutigten die Schüler jedoch, in solchen Momenten mutig zu sein und Courage zu zeigen. Die Gesamtschule sei schließlich eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. „Dieses Motto wollen wir in unseren Alltag mitnehmen“, betonte Maxsein. Bürgermeister Rafael Zur erinnerte derweil daran, dass auch er einen Migrationshintergrund habe („Ich bin in Schlesien in Polen geboren worden und erst mit vier Jahren nach Deutschland gekommen“), den man ihm nicht ansehe, und dass erst die Individualität eine Gesellschaft ausmache. Zudem seien nur einzelne Menschen so negativ eingestellt, nicht aber die komplette Gesellschaft.
Lehrerin Agnes Maxsein wollte mit dem von ihr selbst geschriebenen Lied „Imagine Peace“ gemeinsam mit den Schülern und Lehrern der Willi-Fährmann-Gesamtschule ein Zeichen in diesen Zeiten setzen. „,Imagine Peace‘ ist mehr als ein Song. Es ist ein gemeinsamer Aufruf zu Hoffnung und gegen Hass, Ausgrenzung und Gewalt“, heißt es auf YouTube zu dem Musikvideo des Liedes, das für Maxsein eine sehr persönliche Bedeutung hat: „Ich habe es geschrieben, weil ich Freunde aus Gaza habe. Nach dem 7. Oktober (Terrorangriff der Hamas auf Israel im Jahr 2023; Anm. d. Red.) hatte ich das Bedürfnis, einen Song dazu zu schreiben. Diesen wollte ich schließlich der Schule widmen“, berichtete Maxsein. Ihre Freunde hätten schließlich aus Gaza fliehen und ihre dortige Tanzschule aufgeben müssen. „Mittlerweile existiert sie nicht mehr. Sie ist zerbombt worden“, sagte Maxsein. Auch Kinder, die zuvor die Tanzschule besucht hätten, seien durch die Zerstörungen gestorben.
Die Aufnahme des Songs „Imagine Peace“ ist aus dem Schulprojekt „We Sound Laut“ der Willi-Fährmann-Gesamtschule entstanden. Das Musiklabel wurde in diesem Jahr gegründet. Die Teilnahme war für die Schüler freiwillig. Etwa 45 Schüler nahmen teil; insgesamt waren es sogar 70 Mitglieder aus der Schulgemeinschaft. Die Schüler berichteten, dass ihnen die Teilnahme daran ein gutes Gefühl gegeben habe. „Es hat mich auch sehr berührt. Ich möchte, dass die Welt wieder eins wird. Ich möchte keinen neuen Krieg auf der Welt“, sagte eine Schülerin.
Eine andere Schülerin berichtete, dass sie Freunde mit verschiedenen Nationalitäten habe. Sie kämen zum Teil auch aus Kriegsgebieten und hätten zum Teil auch noch eine Familie in diesen Kriegsgebieten, um die sie sich Sorgen machen müssten. Es war den Schülern anzumerken, dass ihnen diese Schicksale sehr nahegehen.
Für das Musikvideo, das auf YouTube unter dem Suchbegriff „Imagine Peace – We sound laut“ gefunden werden kann und in den Räumlichkeiten der Gesamtschule aufgenommen wurde, haben die Schüler auch verschiedene Projekte umgesetzt, die Teil des Musikfilms geworden sind. So halten die Schüler zum Beispiel Flyer mit einem QR-Code, der zum Musikfilm führt, ins Bild. Auch Zettel mit Friedensbotschaften und Wünschen sind zu sehen. Sie alle zeigen, was sich die Schüler kurz vor Weihnachten am meisten wünschen: Frieden auf der Welt und keinen Krieg mehr – egal wo auf der Welt.
Sabrina PetersDie Xantener Gesamtschüler stellten im Rathaus Xantens Bürgermeister Rafael Zur ihr musikalisches Projekt und den Song „Imagine Peace“ vor, der auch auf allen Streaming-Plattformen angehört werden kann. Dabei sprachen sie auch ganz offen über ihre Sorgen und Rassimus. NN-Foto: SP
Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich