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Freiarbeit sowohl im als auch außerhalb des Klassenzimmers ist ein wesentlicher Bestandteil der Montessori-Pädagogik. NN-Foto: G. Seybert
8. November 2025 · Michael Bühs · Emmerich

„Herzensprojekt“ geht weiter

Koordinatorin Eva Grobelny über Veränderungen im Montessori-Bereich an der Gesamtschule Emmerich

EMMERICH. Es ist ein echtes „Familiengeschäft“: Wolfgang Tyssen hat im Jahr 2018 mit der Freiarbeit an der Gesamtschule in Emmerich begonnen, zum 1. Juni ist seine Tochter Eva Grobelny als Koordinatorin für Montessori-Pädagogik in seine Fußstapfen getreten. Gemeinsam mit Schulleiterin Kristin Pohl und mit Unterstützung des Kollegiums hat sie eine Umstrukturierung des Montessoribereichs initiiert. „Ich setze das Herzensprojekt meines Vaters fort, mache aber auch manches anders“, verrät die 39-Jährige.

Das eine oder andere hat sich bereits verändert. So ist die Freiarbeit durch die Integration von Doppelstunden im Stundenplan der Montessoriklassen struktureller verankert. „So können die Kinder noch tiefer an Themen arbeiten“, erläutert Grobelny. Neue Materialen – teils angeschafft, etwa dank der Unterstützung der Volksbank Emmerich-Rees, teils aber auch selbst gebaut – unterstützen dies. Auch ein neuer Materialraum wurde eingerichtet, ebenso ein Montessoriflur. Zum einen „können die Materialien jetzt auch mal bis zur nächsten Freiarbeit liegenbleiben“, erzählt Grobelny, „so dass die Kinder nicht aufräumen und beim nächsten Mal wieder bei Null anfangen müssen“. Zum anderen lernen die Kinder aber auch, Verantwortung nicht nur für ihr Lernen, sondern auch für ihre Arbeiten und Materialien zu übernehmen. Ein besonderer Zugewinn sind hier die „Backöfen“, die Grobelny aus ihrer Zeit an einer Montessori-Grundschule in Köln kennt: Die Schüler können ihre Arbeiten auf Filzbrettern platzsparend in diesem speziellen Schrank aufbewahren. Gebaut hat den ersten „Backofen“ Pierre Vanhems, Ganztagskraft mit Montessori-Diplom, der sich auch um den Montessori-Materialraum kümmert. „Ziel ist, dass künftig jede Montessori-Klasse über einen ‚Backofen‘ verfügt“, sagt Grobelny.

Zum laufenden Schuljahr gibt es insgesamt vier Montessori-Klassen an der Gesamtschule in Emmerich: jeweils zwei in der 5. und 6. Klasse. „Bei entsprechender Nachfrage können es künftig auch mehr sein“, versichert Eva Grobelny. Dazu hat Schulleiterin Kristin Pohl eine klare Vision: Langfristig soll der Unterricht noch stärker auf tiefes, verstehendes Lernen und die Förderung nachhaltiger Kompetenzen ausgerichtet werden, das „deeper learning“ schrittweise auch über die Jahrgangsstufe 7 hinaus in allen Klassen etabliert werden. „Wir möchten alle Klassen weiter öffnen für selbstständiges Lernen und für gewisse Elemente aus den Montessori-Klassen“, erläutert Grobelny. Die Freiarbeit soll zudem stärker in die Verantwortung der Schüler übergehen, die fächerübergreifend, themenorientiert und inhaltlich vernetzt arbeiten. „Für viele Schüler bedeutet die Freiarbeit nach der Grundschulzeit zwar eine Umstellung“, weiß Grobelny, „aber es liegt einfach nahe und ist sinnvoll, dass sie selbst entscheiden, was sie lernen wollen. Neu ist für sie, dass sie beispielsweise auf ihre Materialien achten müssen. Aber man merkt, dass sie es annehmen, die klaren Regeln und Abläufe schätzen und so innerhalb dieses Rahmens arbeiten.“ Die Möglichkeiten des neuen Montessori-Flures möchte sie nutzen, um Schüler der Klassen 5 bis 7 gemeinsam in den Freiarbeitsstunden lernen zu lassen.

Wichtig bei diesen „Visionen“ ist aber: Es wird nicht von heute auf morgen passieren. „Wir wollen etwas verändern und verlangen dabei viel, von allen Beteiligten“, weiß Grobelny: von den Schülern, von Eltern und dem Kollegium – das laut der Koordinatorin sehr offen für die neuen Ansätze ist. „Deshalb wollen wir dem Ganzen Zeit geben, lieber kleine Schritte gehen und immer wieder gemeinsam reflektieren.“ Ein Ziel für das kommende Schuljahr ist unter anderem die Einrichtung von Elternwerkstätten, in denen gemeinsam mit den Eltern Materialien erstellt und Seminare dazu angeboten werden.

Eva Grobelny ist seit Juni die Koordinatorin für Montessori-Pädagogik an der Gesamtschule Emmerich. NN-Foto: Gerhard Seybert

Eva Grobelny ist seit Juni die Koordinatorin für Montessori-Pädagogik an der Gesamtschule Emmerich. NN-Foto: Gerhard Seybert

Freiarbeit sowohl im als auch außerhalb des Klassenzimmers ist ein wesentlicher Bestandteil der Montessori-Pädagogik. NN-Foto: G. Seybert

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