
Emmerich:Plädoyer für ein stationäres Hospiz
Claudia Rehder soeht dringenden Bedarf für wohnortnahe Hospizversorgung
EMMERICH. Der Mangel an stationären Hospizen im ländlichen Raum stellt für unheilbar erkrankte Menschen und ihre Angehörigen eine enorme Belastung dar, wie die Christina-Kleintjes-Hospiz-Stiftung in Emmerich betont. Insbesondere die unzureichende Infrastruktur, etwa im öffentlichen Nahverkehr, erschwere Betroffenen den Zugang zu einer würdevollen und wohnortnahen Begleitung am Lebensende.
Die Emmericherin Claudia Rehder, deren Bruder vor anderthalb Jahren an einer unheilbaren Krankheit verstarb, schildert eindringlich, warum ein stationäres Hospiz in Emmerich, das von der Christina-Kleintjes-Hospiz-Stiftung auf einem Grundstück am Bremer Weg 10 geplant ist, dringend benötigt wird. Und denkt dabei vor allem an das Wohlbefinden der Patienten sowie die Erreichbarkeit für Angehörige.
„Mein Bruder hat in Moers gelebt, als er die Diagnose erhielt, unheilbar krank zu sein“, berichtet Claudia Rehder. Nach einem Krankenhausaufenthalt und mehreren Wochen auf der Palliativstation musste die Entscheidung für seine letzte Lebensstation getroffen werden: ein Hospiz. „Er konnte nicht zurück nach Hause. Er hat allein gelebt und konnte sich nicht mehr selbst versorgen. Außerdem war er auf Schmerztherapie angewiesen“, sagt Rehder. Ein Arzt seines Vertrauens habe ihm geraten, möglichst wohnortnah ein Hospiz zu wählen. Da es in Moers kein Hospiz gibt, habee er sich dann für seine Geburtsstadt Duisburg entschieden, in der er lange gelebt hat. „Dort war ebenfalls kein Platz frei. Sein nächstes Wunschhospiz war in Rheinberg. Ein Ort, den er gut kannte. Wiederum leider vergeblich“, schildert Claudia Rehder.
Die Hoffnung, die letzten Lebenswochen in einer vertrauten Umgebung verbringen zu können, erfüllte sich nicht. Der erste freie Platz war in Krefeld, eine Stadt, zu der er keinerlei Bezug hatte. Ihr Bruder habe damals zu ihr gesagt: „Was bleibt mir anderes übrig? Ich habe zwar mit Krefeld nichts zu tun, aber ich habe ja keine Wahl.“ Das habe ihr sehr leid getan, schildert Claudia Rehder: „Es ist für einen Menschen, der nur noch begrenzte Zeit zu leben hat, enorm wichtig, in einer gewohnten Umgebung leben zu können.“
Für den schwerkranken Mann bedeutete der Umzug nicht nur den Verlust vertrauter Umgebung, sondern auch die fehlende Nähe zu Orten und Menschen. „Als meine Schwester und ich ihn am ersten Tag im Hospiz in Krefeld besucht haben, wirkte er verloren. Wir wollten mit ihm spazieren gehen, damals war er zwar auf den Rollator angewiesen, aber noch mobil. Er hat uns angesehen und gesagt, warum soll ich hier spazieren gehen, ich kenne mich hier doch gar nicht aus. Also sind wir im Hospiz geblieben. In Moers hätte er noch einmal an Orte gehen können, die ihm etwas bedeuteten – sein Lieblingscafé, bekannte Spazierwege“, bedauert Claudia Rehder. Nicht nur das: „In einem wohnortnahen Hospiz hätte er sich mit anderen Patientinnen und Patienten und dem Pflegepersonal über Orte und Menschen, die man gemeinsam kennt, unterhalten können. Das alles fällt in einer fremden Stadt weg.“
Claudia Rehder ist voll des Lobes für das stationäre Hospiz. Sie habe die Betreuung als außerordentlich empathisch und professionell erlebt: „Die Mitarbeitenden haben Großartiges geleistet und meinem Bruder die letzten Wochen so lebenswert wie möglich gemacht“, betont Rehder. „Aber es tut weh zu wissen, dass er diese Zeit nicht in einer vertrauten Umgebung verbringen konnte.“
Der Fall verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf, insbesondere in ländlichen Regionen wie Emmerich, wohnortnahe stationäre Hospize zu etablieren. „Es geht darum, Menschen in ihrer letzten Lebensphase die Möglichkeit zu geben, in der Nähe ihrer Heimat zu bleiben – für ihre eigene Würde und für die Angehörigen, die sie auf diesem Weg begleiten möchten“, appelliert Claudia Rehder.
Neben der Notwendigkeit stationärer Hospize unterstreicht Rehder auch die Bedeutung ambulanter Hospizdienste. „Beides ist wichtig und notwendig. Doch für alleinlebende Menschen wie meinen Bruder war die stationäre Versorgung die einzige Option“, erklärt sie. Ihr Fazit: „Hospize schenken den Tagen mehr Leben – und das sollte jedem Betroffenen in seinem gewohnten Umfeld ermöglicht werden.“
Stiftung und Spenden
Die Hospizbewegung verfolgt das Ziel, schwerkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Im Mittelpunkt steht dabei die ganzheitliche Begleitung von Patienten und deren Angehörige. Dafür sind wohnortnahe Angebote existenziell wichtig. Da es im Kreis Kleve bisher nur drei Hospize auf der linken Rheinseite gibt, plant die Christina-Kleintjes-Hospiz-Stiftung den Bau eines stationären Hospizes am Bremer Weg 10. Dafür ist sie weiter auf Spenden angewiesen.