
Emmerich: PAN zeigt die hohe polnische Plakatkunst
Neue Ausstellung „Polnische Plakate 2004 – 2024“ mit 100 Werken von 40 Künstlern
EMMERICH. Film, Oper, Ausstellungen, Musik, Erotik, Werbung – die Bandbreite, die die neue Ausstellung „Polnische Plakate 2004 – 2024“ aus der Sammlung Krzystof Dydo im PAN in Emmerich umfasst, könnte kaum größer sein. „Sogar ein Plakat zum Weltfriedenstreffen in Helsinki 1995 ist dabei“, verrät Kuratorin Christiane van Haaren. 180 Plakate hat Sammler Dydo dem Emmericher Plakatmuseum zur Verfügung gestellt, 100 davon sind seit gestern hier zu sehen. Der Clou: Alle Plakate verbleiben in Emmerich, denn Dydo hat sie dem PAN geschenkt. „Das ist einfach toll“, freut sich van Haaren, „so wird unsere Sammlung stetig erweitert.“
Seit 1975 präsentiert Dydo Werke aus seiner mittlerweile 65 Jahre alten Sammlung weltweit. Er selbst führt seit 1985 in der Heimat die Krakow Poster Gallery, 1988 gründete er zudem die Dydo Poster Gallery, die inzwischen seine Tochter Natalia weiterführt. Für das PAN ist es die zweite Zusammenarbeit mit dem polnischen Sammler. Bereits 2018 war „Polnische Plakatkunst 1985 – 2018: Lenica, Kubica und Freunde“ aus der Sammlung von Krzystof Dydo im Museum der Hansestadt zu sehen. Diesmal handelt es sich um „Plakate, die im 21. Jahrhundert entstanden sind und deren Autoren eine wohlverdiente Autorität genießen“, beschreibt Dydo die neue Ausstellung.
Die polnische Plakatkunst genießt laut Christiane van Haaren „einen hohen internationalen Stellenwert“. Die Gestaltung der Plakate ist oftmals außergewöhnlich, denn: „In Polen gibt es auch in der Plakatgestaltung eine Erzählkultur“, erläutert van Haaren. Während beispielsweise in Deutschland ein eher typografischer Stil, praktisch und streng in der Form vorherrsche, ähnlich dem Bauhaus-Stil, gebe es in Polen einer „sehr figürliche Darstellung“, führt van Haaren weiter aus. Viele Plakate sind malerisch, gestalterisch, zeichnerisch angelegt, es gibt nur wenige Fotos und Collagen. Ein Grund für die besondere Plakatkultur in Polen sei in der Vergangenheit zu finden, in der Zeit von Diktatur und Zäsur. „Durch die Plakatgestaltung konnte hintergründig Kritik am System geübt werden, wenn die Prüfungskommission dies nicht durchschaute“, berichtet van Haaren.
Viele Gestalter haben besondere Merkmale entwickelt, an denen sie sofort zu erkennen sind. Franciszek Starowieyski etwa, einer der führenden Plakatgestalter seines Landes, sei bekannt für „teils morbide Motive“, sagt van Haaren, mit Skeletten und absterbenden Körpern. Stasys Eidrigevičius wiederum zeigt oft Gesichter mit großen Augen.
Auffallend sind auch die Unterschiede zwischen polnischen Filmplakaten und den Werken, die hierzulande bekannt. So ist im PAN beispielsweise das Plakat zum Kinofilm „Deer Hunter“ (deutscher Titel: „Die durch die Hölle gehen“) zu sehen. Während auf dem deutschen Plakat vor allem Hauptdarsteller Robert De Niro zu sehen ist, ist das polnische Plakat ein wahres Kunstwerk, das ohne Foto auskommt.
Obwohl es die neue Ausstellung im PAN nicht wiedergibt, hat das Plakat laut Dydo in den vergangenen Jahren grundlegende Veränderungen durchlaufen. Während die in Emmerich gezeigten Werke im Offsetdruckverfahren entstanden sind, überwiegend mittlerweile „Plakate in Kleinauflagen, Digitaldrucke, die genau auf die Zahl der Klebestellen berechnet und deshalb schwer zu sammeln sind“, wie es Dydo formuliert. Viele Plakate liegen nur noch als digitale Kopie vor, oftmals im Internet. Ob es sich dabei tatsächlich um eine Original handelt, das dementsprechend von großen Interesse für Sammler und Museum ist, sei laut Dydo kaum festzustellen. „Erst die Zukunft wird zeigen, welchen Stellenwert diese Arbeit haben wird.“ Immerhin: „Beruhigend ist, dass die Zahl der gestalteten Plakate nicht abnimmt.“
Die Ausstellung „Polnische Plakate 2004 – 2024“ ist ab sofort im PAN in Emmerich zu sehen. Eine offizielle Eröffnung gibt es nicht, doch ist eine Midissage geplant, bei der auch Sammler Krzystof Dydo anwesend sein soll. Zudem will Christiane van Haaren regelmäßig Führungen anbieten. „Vielleicht gibt es auch Sonderveranstaltungen in Kooperation mit dem Polnischen Institut Düsseldorf“, ergänzt der PAN-Vorsitzende Reimund Sluyterman. Weitere Informationen dazu unter www.pan-forum.de.

Auch das Plakat zu „Amelia“ (deutsch: „Die fabelhafte Welt der Amélie“) unterscheidet sich grundlegend vom deutschen Pendant. NN-Foto: MB Foto: Michael Bühs
Christiane van Haaren hat eine Auswahl von 100 Plakaten getroffen, die ab sofort im PAN zu sehen sind. NN-Foto: MB
