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Als kommunale Vertreter des Runden Tisches im Kreis Kleve, setzen sie sich die Gleichstellungsbeauftragten für eine Zukunft ohne Gewalt ein. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
7. November 2025 · Jacqueline Kurschatke · Niederrhein

Einladung zur Fachtagung für Gewaltschutz im Kreis Kleve

Austausch, Erfahrungsberichte und Informationen zum Thema Opferschutz, Prävention und kommunale Maßnahmen

KREIS KLEVE. Gewalt jeglicher Art ist im Leben vieler Menschen allgegenwärtig. Alle Bevölkerungsschichten sind davon betroffen, besonders häufig trifft es jedoch immer noch Frauen, Kinder und Senioren, Menschen mit Behinderung oder queere Menschen. Seit nun schon mehr als 25 Jahren richten die Kommunen des Kreises Kleve regelmäßig zu diesem Thema eine Fachtagung aus. Referenten aus den Bereichen Opferschutz und Prävention berichten von ihren Erfahrungen, klären über regionale Fallzahlen und Zukunftsperspektiven auf und entwickeln zusammen mit den Teilnehmenden ein produktives Netzwerk voller Expertise. Zum nächsten Termin am Montag, 1. Dezember in der Stadthalle Kleve sind alle Interessierten eingeladen.

Der Fachtag mit dem Untertitel „Gewalt ist nie privat“, ist eine Initiative der „Runden Tische im Kreis Kleve für ein gewaltfreies Zuhause“. Jede Kommune leistet innerhalb dieser Initiative einen Beitrag dafür, den Kreis Kleve ein Stück gewaltfreier zu gestalten. Gemeinsam bilden sie den „Kreis für ein gewaltfreies Zuhause“. Dass der Kampf gegen Gewalt noch immer wichtiger ist denn je, zeigen Statistiken. Der Kreis Kleve, spricht für das Jahr 2023 von etwa 918 Fällen häuslicher Gewalt gegen Frauen. 2024 sei die Zahl auf 1.026 angestiegen. Zusätzliche Gefahren lauerten außerdem im Internet, in Form von sexualisierter-, psychischer Gewalt und als Femizid. Letzteres beschreibt den Mord an einer Frau, aufgrund dessen, dass sie eine Frau ist. Bundesweit sind für 2023, 360 Femizide verzeichnet. Die Verantwortlichen der Kommunen sind sich einig: „Wir müssen uns kümmern!“, betont die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kleve, Yvonne
Tertilte-Rübo. Und sie kümmern sich: Den Zeitpunkt des Fachtags haben die Mitglieder der Runden Tische nicht zufällig gewählt. „Als Anlass für unseren Fachtag haben wir die Aktionswoche gegen Gewalt an Frauen genommen. Diese findet ab dem 25. November statt und endet am 10. Dezember mit dem internationalen Tag der Menschenrechte“, erläutert Tertilte-Rübo. In diesem Zusammenhang wird es überall im Kreisgebiet auch lokal Infostände zum Thema geben; für Betroffene und für Menschen, die sich selbst ehrenamtlich gegen Gewalt engagieren möchten. Die Veranstaltung in der Stadthalle Kleve richtet sich jedoch ebenfalls nicht ausschließlich an Fachpersonal. Auch Vereinsvorstände und Mitglieder oder Interessierte, die sich privat mit dem Thema auseinandersetzen möchten, können sich anmelden. Die Gebühr dafür beträgt 30 Euro, Studierende zahlen zehn Euro.

Thematisch beschäftigt sich die Fachtagung von 9.30 bis 16.30 Uhr vor allem mit dem neuen Gewalthilfegesetz des Bundes, dessen Auswirkung auf die Kommunen im Kreis Kleve und wie es lokal bereits umgesetzt wird. Dafür erhalten die Organisatoren unter anderem Unterstützung von der Juristin Dorothea Hecht, die sich als Referentin auch im Verein der Frauenhauskoordinierung in Berlin engagiert. Sie begleitet das Gewaltschutzgesetz auf Bundesebene. Andrea Hermanns, Leiterin des Frauenhauses in Kleve und Joachim Verhoeven, Opferschutzbeauftragter der Kreispolizei Kleve sprechen über die aktuelle Lage von Frauenhäusern in der Region, welche Hilfsmöglichkeiten es sonst noch gibt und welche strukturellen Probleme dem Schutz vor Gewalt häufig im Weg stehen. Kleinere Kommunen würden außerdem wertvolle Tipps erhalten, wie man mit Prävention und Schutz am besten startet.

Insgesamt gäbe es noch viel zu tun, da oftmals die finanziellen und personellen Ressourcen fehlten. In Frauenhäusern käme der akute Platzmangel noch dazu, wie Andrea Hermanns erklärt: „Wir haben ein Frauenhaus im Kreis Kleve. Darin stehen neun Plätze zur Verfügung. Der Bedarf ist jedoch so hoch, dass wir im Jahr etwa 50 Frauen abweisen müssen.“ Nicola Roth aus Weeze betont, der ländliche Raum dürfe nicht untergehen. Durch etwa weite Anfahrtswege zur nächsten Beratungsstelle würden Barrieren aufgebaut werden. „In akuter Gefahr werden aus Hürden ganz schnell hohe Mauern. Leider ist die Zuwendung bei diesen Themen oft nicht so groß wie bei anderen. Auch der Letzte muss begreifen, dass wir neue Maßnahmen brauchen“, kritisiert Roth. Nicht vergessen dürfe man ebenfalls den Schutz von Kindern und anderen Bevölkerungsgruppen. Auch Männer die zum Opfer von Gewalt werden, litten oft unter mangelnden Beratungsmöglichkeiten. Trotzdem sind Männer auch prozentual am meisten für Gewaltdelikte verantwortlich. Auf der Fachtagung erhalten die Gäste daher auch Informationen zum Caritas-Projekt „Justus“. Männern, die sich in Gewaltkreisläufen wiederfinden und vielleicht auch schon selbst zum Täter geworden sind, wird bei der Bewältigung innerer Konflikte geholfen. Sie erlernen wertvolle Strategien zur Selbstregulierung.

Tertilte-Rübo nennt als Ziel des Fachtags noch den Aspekt „Sichtfelderweiterung“. „Gemeinsam werden Visionen und Ideen entwickelt, die dann im Plenum vorgestellt und durch unseren Schirmherren, den Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff, auf Bundesebene gebracht werden. Wie Dorothea Hecht einmal sagte: Wir brauchen feste Strukturen, nicht nur Empathie“, sagt die Klever Verantwortliche abschließend. Die Bürgermeister der Kommunen sollen als Gäste einen direkten Ankerpunkt zur Politik schaffen. „Der Kampf gegen Gewalt, unser Fachbereich, ist ein niemals endender Kampf. Man muss immer wieder den Finger in die Wunde legen“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Friederike Küsters aus Goch, auch in Hinblick auf zukünftige Haushaltsausschüsse.

Weitere Informationen und die Einladung zur Tagung gibt es online auf www.zuhause-gewalt.de. Dort gibt es im Nachgang der Veranstaltung auch eine ausführliche Dokumentation.

Als kommunale Vertreter des Runden Tisches im Kreis Kleve, setzen sie sich die Gleichstellungsbeauftragten für eine Zukunft ohne Gewalt ein. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

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