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Zwei Herren (Martin Polotzek links, Harald Kunde rechts) und eine Kuh... oder ist es vielleicht doch ein Bulle? NN-Foto: HF
4. September 2024 · Heiner Frost · Kleve

Ein tierisch-musealer Podcast

Ein Tierarzt, ein Kunsthistoriker und jede Menge Mataré-Tiere: Da gibt es viel zu erzählen

KLEVE. Der Klever Tiergarten und das Museum Kurhaus sind quasi „Einmalüberdiestraßenachbarn“. Da liegt Zusammenarbeit auf der Hand. Das war nicht immer so – soll aber künftig mehr oder weniger regelmäßig stattfinden. Die Zusammenarbeit drängt sich bei einem Thema wie Mataré quasi auf ...

Am 27. Oktober werden im Museum Kurhaus gleich zwei Mataré-Ausstellungen eröffnet. Zu nennen wäre „Ewald Mataré – Kosmos“ und „House of Mataré“. Dass die „Zoologie“ im Werk Matarés einen wichtigen Platz einnimmt, muss man denen, die regelmäßig das Museum Kurhaus besuchen, nicht groß erklären. Allen anderen sei – auch im Vorfeld der beiden Ausstellungen – ein Besuch empfohlen. Matarés Tierskulpturen (Rinder und Kühe vor allem) bringen Betrachter permanent in Konflikt mit dem musealen Imperativ, der da lautet: Bitte nicht berühren.

Dass Matarés „Tierwelt“ einen Veterinär (Martin Polotzek, Leiter des Klever Tiergartens) und einen Kunsthistoriker (Harald Kunde, Leiter des Museums Kurhaus Kleve) irgendwie zusammenbringen muss, liegt nah und war trotzdem nicht selbstverständlich. Martin Polotzek: „Im Frühjahr vergangenen Jahres haben sich die Mitarbeiter von Museum und Tiergarten erstmals getroffen. Dabei ging es um Möglichkeiten für Kooperationen.“ Schon bei den „China-Lights“ im Frühjahr 2024 standen Lichtobjekte auch vor dem Museum Kurhaus. „Und vor ein paar Monaten bekam ich einen Anruf von Valentina Vlasic, der Kuratorin für die Matare-Ausstellungen“, erinnert sich Polotzek. Die Botschaft: „Wir machen einen Podcast.“ Hauptdarsteller im Vordergrund: Kunde und Polotzek – Regisseurinnen im Hintergund: Valentina Vlasic und Kathrin Klug. Martin Polotzek: „Für die Aufnahmetechnik war die Klever Künstlerin, Fotografin und Filmemacherin Kirsten Becken zuständig.“ Entstanden sind die Aufnahmen für den Podcast im Chefbüro von Harald Kunde im Museum Kurhaus.

Und wie stellt man sich einen museal-zoologischen Gemeinschaftspodcast vor? Polotzek: „In erster Linie unterhaltsam.“ Kuratorin Valentina Vlasic: „Herausgekommen ist ein überraschend launiges und unterhaltsames, aber auch aufschlussreiches Format, das rund um die Ausstellungseröffnung über die Sammlungswebsite des Museum Kurhaus Kleve veröffentlicht und danach dauerhaft kostenfrei abrufbar sein wird.“

15 Folgen wird es geben. „Die dauern dann zwischen zwei und drei Minuten“, sagt Harald Kunde. Natürlich beleuchtet jeder der beiden Herren das jeweilige Thema aus seiner fachlichen Sicht. Matarés Kühe zum Beispiel ... Haltstopp! „Wir wissen ja bei einem liegenden Rind gar nicht, ob es sich um eine Färse oder Kuh, um einen Bullen oder einen Ochsen handelt“, gibt Polotzek zu bedenken. Erste Berichterstatterbildungslücken treten zutage. War ein Rind nicht ohnehin männlich? Polotzek: „Rind ist nur der Oberbegriff, der noch nichts über das Geschlecht aussagt. Weibliche Rinder sind dann entweder Färsen – also Kühe, die noch nie gekalbt haben – oder Kühe. Letztere hatten dann bereits Nachwuchs.“ Naja – und die Sache mit Bullen und Ochsen hat man noch im Kopf. Ein Ochse ist ja kastrierter Bulle, richtig? Polotzek nickt. Aber würde der Tierarzt nicht auf Anhieb ein liegendes Rind geschlechtlich einordnen können? „Das ist bei einem lebenden Exemplar relativ einfach. Ich könnte allerdings den Unterschied zwischen Bulle und Ochse auch nicht sehen. Da muss man schon genauer hinschauen.“ Lassen wir die Details.

Was lernt ein Tierarzt, wenn es um Mataré geht? „Seit der Harald [die beiden Herren sind per Du; Anm. d. Red.] mir gezeigt hat, dass Matarés Tiere aus Kriegszeiten völlig anders aussehen als seine Nachkriegstiere, sehe ich das jetzt sofort: Die ‚Kriegstiere‘ sind irgendwie magerer und – wenn man das so sagen kann – trauriger. Für Mataré war es auch wichtig, dass seine Rinder Hörner haben. Das ist ja in der Rinderzucht heute nicht mehr unbedingt der Fall.“

Um welche Tiere geht es im Podcast? Polotzek: „Pferde und Rinder sind ja sozusagen die Hauptdarsteller, aber wir hatten auch Biber, eine Taube, Katzen und Hühner.“ Macht zusammen sechs Arten. Wie kommt man dann auf zehn bis 15 Folgen? Harald Kunde: „Es gibt bei Mataré ja nicht nur ein Rind. Da sind mehrere und die haben wir uns dann einzeln vorgenommen. Dabei habe ich dann einiges über die zoologischen Aspekte gelernt.“ Es geht auch genauer. Auf der Internetseite des Museums findet sich schon jetzt eine Vorschau auf das Podcast-Projekt mit den Titeln aller Folgen – é voilà: Finnisches Rind; Große liegende Kuh; Grasender Büffel; Stehende Kuh/ Große Terrakotta-Kuh / Große Schweizer Kuh; Liegendes Kälbchen oder Maulwurfskuh; Steppenpferd; Zeichen eines Pferdes: Reiter in schnellstem Lauf; Tänzelndes Pferd; Plakette als Phönix; Hahn nach rechts; Biber oder Biber; Türgriff Katze; Gipsentwurf Eule oder Eule; Weihwasserschale mit Taube. Was gibt‘s zu lernen – vielleicht das: Ein Biber hat pro Quadratzentimeter Haut circa 50.000 Haare. „Der Mensch bringt es auf 200 – wenn‘s gut läuft.“

Polotzek und Kunde haben die fertigen Podcast-Folgen noch nicht gehört – wissen aber schon: „Das Ding ist im Kasten.“ Kunde: „Wir sind natürlich auf das Ergebnis gespannt.“ Übrigens soll es im Herbst dann nicht nur was auf die Ohren geben. Martin Polotzek: „Es werden auch Postkarten gedruckt. Auch da geht es dann um Kunst einerseits und zoologische Wirklichkeit andererseits.“

Wer Polotzek und Kunde live erleben möchte, sollte sich schon jetzt den 15. Januar vormerken, denn dann findet ein Gesprächsabend statt, in dessen Verlauf die beiden Herren sich über Mataré Tiere austauschen werden. Kuratorin Valentina Vlasic: „Für die Durchführung dieses neuen Formats konnte die Worpsweder Pädagogin, Supervisorin und Mediatorin Kathrin Klug gewonnen werden, für die Aufnahmetechnik die Klever Künstlerin, Photographin und Filmemacherin Kirsten Becken.“ Moderiert wird die Veranstaltung von Kathrin Klug.HFro

Zwei Herren (Martin Polotzek links, Harald Kunde rechts) und eine Kuh... oder ist es vielleicht doch ein Bulle? NN-Foto: HF

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