
Ein neuer Weg für den Glauben
Thomas Laufmöller liest am Samstag in Pfalzdorf aus seinem Buch „Aufruhr“
PFALZDORF. In der Altenbegegnungsstätte St. Martinus, Hevelingstraße, findet am Samstag, 12. April, ab 16 Uhr, eine Lesung mit Thomas Laufmöller statt.
Thomas Laufmöller ist 2023 von seinem Priesteramt zurückgetreten, in Pfalzdorf liest er aus seinem Buch „Aufruhr“, das im Herder-Verlag erschienen ist. Als junger Theologie-Student war Thomas Laufmöller von 1992 bis 1993 in Pfalzdorf tätig. In der Gemeinde erlebte er Seelsorge, wie er sie verstand und bis heute versteht – nah bei den Menschen und im dienenden Sinne. „Hier habe ich priesterliches Pastoral erlebt, wie ich es mir wünsche und selbst als Kind erlebt habe“, erinnert sich Laufmöller gerne an die Zeit zurück, „das war volle Pulle Seelsorge.“ Heutzutage sei man als Priester durch viele andere (Verwaltungs)-Aufgaben fehlt die Zeit für Entscheidendes, nämich Menschen wirklich im Alltag zu begegnen.
Seelsorge
„Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“ - dieses Zitat des französischen Bischofs Jacques Gaillot bringt es für Thomas Laufmöller auf den Punkt. Die Entscheidung, sein Pristeramt niederzulegen, hatte mehrere Gründe: „Als Priester war ich kein Seelsorger mehr, ich war hauptsächlich mit Verwaltung beschäftigt“, erzählt Thomas Laufmöller. Statt bei den Menschen vor Ort zu sein, habe er seine Zeit in verschiedenen Gremien verbracht. Auch der Umgang mit dem Missbrauchs-Skandal in der katholischen Kirche sei „eine Katastrophe“, findet Laufmöller. Es passiere nur Aufarbeitung, wenn es gar nicht anders gehe. Und er kritisiert die zugrunde liegenden Machtstrukturen, die Missbrauch beziehungsweise dessen Vertuschung erst möglich machten. 2020, mitten in der Corona-Zeit, wurde Thomas Laufmöller dann gegen seinen Willen aus der St. Stephanus-Gemeinde Münster versetzt – die Gemeinde engagierte sich damals vergeblich für den Verbleib des beliebten Priesters. Eine wirkliche Begründung für die Versetzung habe es nie gegeben, so Laufmöller. Als er dann auch noch „eigenmächtig“ in eine private Wohnung umzog, ohne seinen Dienstherren, damals noch Bischof Dr. Felix Genn, um Erlaubnis zu fragen, und daraufhin sein Amt als Schulseelsorger verlor, war für ihn das Maß voll. „Es gab keine Gespräche auf Augenhöhe, da war nur Kälte“, erinnert er sich an diese schwierige Zeit zurück. Thomas Laufmöller hat zwar mit der Amtskirche und ihren Hierarchien gebrochen, aber auf gar keinen Fall mit dem Glauben an sich. Im Vorwort seines Buches unterstreicht er, dass er dennoch sein Leben in der „tiefen Liebe zu Jesus lebt“. Das bedeutet für ihn die Rückkehr zu einer Art Urkirche mit Gemeinden, in denen eben die Seelsorge im Vordergrund steht. So ist Thomas Laufmöller selbstständig, ohne den Auftrag der Kirche, im Einsatz, gestaltet auf Anfrage Hochzeits-, Segnungs- und Trauerfeiern. Auch gut besuchte Gottesdienste, unter anderem in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb, hält er ab. Der Nächste steht im April zur Osternacht auf dem Programm. „In der Urkirche war der Pastor derjenige, der den Raum gestiftet hat“, erklärt Laufmöller. In dieser Tradition sieht er sich und appelliert: „Rettet euer Christsein – wenn ihr Seelsorger sein wollt, macht es selbst, wenn ihr in der Kirche vor Ort keinen Halt mehr findet.“
Zugewandt sein
Den „Kipp-Punkt“ kenne man aus der Klimaforschung – der Zeitpunkt, ab dem sich eine Entwicklung nicht mehr umkehren lässt. Diesen Kipp-Punkt sieht Thomas Laufmöller auch für die katholische Amtskirche kommen: „In unseren Breiten wird die Kirche fast verschwinden, es gibt immer weniger Menschen, die sich kirchlich zugehörig fühlen.“ Es fehle einfach an Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit. Für ihn komme zuerst die Anthropologie, die Zugewandheit zum Menschen, und dann die Theologie. Aber die Devise lautet „Nicht meckern, machen!“ Das setzt Thomas Laufmöller im Rahmen seiner seelsorgerischen Möglichkeiten um. „Wir müssen andere Formen der Gemeinschaft finden“, betont er. Auf den Homepages www.thomas-laufmoeller.de und www.friedensbotschaften.de gibt er Impulse und regt zum Nachdenken an. Und er lädt die Menschen dazu ein, an neuen Strukturen mitzuwirken. Der Eintritt zur Lesung ist frei, Spenden sind erwünscht. Einlass ist ab 15.30 Uhr.
Bis 2023 war Thomas Laufmöller katholischer Priester, dann kehrte er der Amtskirche den Rücken. Wie es dazu kam und welche Impulse er Gläubigen mitgeben möchte, schildert er in seinem Buch. Foto: privat
