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Führten den neuen digitalen Servicepunkt vor: (v.l.) Bürgermeister Clemens Brüx, Dennis Meinert (IT), Roman Wygas und Dieter Rittinger (beide DeGIV). NN-Foto: Thomas Langer
19. August 2024 · Thomas Langer · Issum

Digitale Bürgerservices auch ohne eigenen Zugang nutzen

Issum: Neuer digitaler Servicepunkt soll Niederschwelligkeit und Sicherheit für alle Nutzer garantieren

ISSUM. Mit dem neuen digitalen Servicepunkt hat die Gemeinde Issum in Zusammenarbeit mit der Firma DeGIV im Eingangsbereich des Rathauses eine Möglichkeit geschaffen, gebührenfrei viele im Internet nutzbare digitale Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen – auch ohne eigene Geräte und technisches Wissen. Ein Fokus liegt dabei auf Sicherheit und Privatsphäre. Die bereits bestehenden Möglichkeiten des Terminals sollen nach und nach erweitert werden.

Mit dem neuen Servicepunkt zielen die Verantwortlichen nicht ausschließlich, aber mit besonderem Augenmerk auf die ältere Bevölkerungsschicht ab – also diejenigen, die weniger auf technisches Know-How oder eigene Endgeräte zurückgreifen können und somit besonders gefährdet sind, bei der zunehmenden Digitalisierung abgehängt zu werden. Gerade im Gesundheitswesen ein Unding, findet DeGIV-Geschäftsführer Dieter Rittinger, seien doch vor allem hier die Senioren eine der größten Zielgruppen. Hinzu komme: „Die Welt der Smartphones ist nicht für sensible Sozialdaten konzipiert“, womit Rittinger auf die Sammelwut durch Google und Co verweist. Diesen Umständen soll der Servicepunkt Rechnung tragen.

„Alles, was hier passiert, passiert nur zwischen Anwender und Empfangsstelle.“ Konkret bedeutet das: Auf dem Gerät werden keine Daten oder Software gespeichert. Die Daten-Pakete verschickt es statt über das Internet über eine eigene Funkstrecke „Machine-to-Machine“ an einen professionell betreuten Server. Erst dort komme also wieder das klassische Internet ins Spiel.

Der Vorteil hierdurch: maximale Sicherheit und Privatsphäre für den – nicht immer technikaffinen – Anwender. Der komplexe, verantwortungsvolle Umgang mit sensiblen Daten werde somit nicht – wie etwa im Internet auf anderen Endgeräten – auf den Anwender abgewälzt, sondern stattdessen ein einfacher Zugang ermöglicht. Wer die digitalen Dienstleistungen in Anspruch nimmt, soll intuitiv durch die Benutzeroberfläche durch den Prozess geführt werden, mit einfacher Sprache und frei von aufploppender Werbung. „Es soll maximal so schwierig sein, wie Geld abzuheben“, erläutert Rittinger. Für die Zukunft möchte man in Issum auch die Möglichkeiten KI-getriebener Unterstützung ausloten.

Krankenkasse bis Kommune

Aber welche Aufgaben lassen sich am Terminal eigentlich erledigen? Die ersten Blicke zieht vermutlich der an der Säule hängende Bildschirm auf sich: Hier geht es vornehmlich um „Infotainment“, also um ansprechend gestaltete Informationen zu Veranstaltungen, Angeboten und mehr. Das Kernstück bildet jedoch der Tisch mit dem großen Touch-Bildschirm: Hier drehen sich die Anwendungsbereiche rund um den digitalen Bürgerservice, „von A wie Authentifizierung bis Z wie Zahlung“, sagt Dieter Rittinger.

Das fängt bei den Krankenkassen-Diensten an: Viele davon sind dieselben, wie man sie aus den zunehmend weniger werdenden Geschäftsstellen kennt. „Wir müssen die Institutionen über digitale Anwendungen zugängiger machen“, betont Rittinger. Am Terminal ist dabei nicht immer eine Identifikation nötig: Angebote wie die Arztsuche, der Zugang zum nationalen Gesundheitsportal Infos zu Gesundheitsthemen oder sogar ein Depressionstest stehen auch ohne Krankenkassenkarte zur Verfügung – wie beschrieben natürlich anonym, ohne dass ein Dienst ein Profil über den Nutzer erstellen würde, wie es im Internet schnell der Fall ist. Wer sich hingegen über das Karten-Lesegerät – über das sich auch Zahlungen tätigen lassen – mit seiner Karte anmeldet, kann beispielsweise seine Gesundheitsdaten verwalten oder Dokumente einscannen und verschicken. Über den Belegdrucker gibt am Ende auch einen Transaktionsbeleg. Wer ein neues Foto für die Krankenkarte braucht, kann auch das am Terminal erledigen: mit der eingebauten Kamera.

Die weitere Ausstattung des Terminals umfasst ein Unterschriftenfeld und einen NFC-Leser für Personalausweise, über den sich viele Angaben automatisch ausfüllen lassen, zum Beispiel bei Formularen.

Denn am digitalen Servicepunkt lassen sich auch jene Dienste der Gemeinde Issum in Anspruch nehmen, die bereits über die Homepage verfügbar sind. Da diese auf dem Terminal hinterlegt ist, lassen sich alle bekannten Bereiche ansteuern und zum Beispiel Termine vereinbaren, Formulare ausfüllen oder eine Melderegister-Auskunft anfordern.

Wenn der Personalausweis Verwendung findet, braucht es jedoch auch die dazugehörige PIN. Wer diese bisher nie verwendet hat: Eine sogenannte „Transport-PIN“ hat jeder Bürger mit seinem Ausweis erhalten. Wer damit seither keine eigene PIN gewählt hat, kann das entweder über die Transport-PIN am Terminal nachholen, oder sich dafür nach einer Terminvereinbarung an die Gemeinde wenden.

Wer möchte, kann am Servicepunkt auch seine Steuererklärung über Elster tätigen, sich arbeitslos melden und Arbeitslosengeld beantragen oder die Renteninformation anfordern, um weitere Beispiele zu nennen. Allerdings, so erklären Rittinger und DeGIV-Vertriebsleiter Roman Wygas, sei die die Benutzung hier nicht so optimiert wie bei den selbst gestalteten Seiten, da es sich um teils komplexere Angebote von außen handle – etwa von Land und Bund.

Generell gilt: Der Servicepunkt in Issum ist noch nicht final, sondern soll sich als „lebendes System“ weiterentwickeln, wie Bürgermeister Clemens Brüx sagt. Dementsprechend sollen für die Zukunft weitere digitale Dienstleistungen für das Terminal umgesetzt werden, um letztlich allen Bürgern der Gemeinde den umfänglichen Zugang zur digitalisierten Welt zu ermöglichen.

Dafür sorgen übrigens auch die Spracheinstellungen: Zur Verfügung stehen nach aktuellem Stand Deutsch, Polnisch, Ukrainisch, Englisch und Russisch.

Personal ersetzen wolle man mit dem Terminal aber nicht, betont Clemens Brüx: „Es soll das vorhandene Personal bei den Standard-Aufgaben entlasten“, sagt er, auch im Hinblick auf den sich verschärfenden Fachkräftemangel. Das Exemplar in Issum ist das erste seiner Art im Kreis Kleve und eines der wenigen in NRW.Thomas Langer

Führten den neuen digitalen Servicepunkt vor: (v.l.) Bürgermeister Clemens Brüx, Dennis Meinert (IT), Roman Wygas und Dieter Rittinger (beide DeGIV). NN-Foto: Thomas Langer

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