„Die richtige Entscheidung“
Warum Erzieherin Petra Mittelsdorf mit 53 Jahren ihren Arbeitgeber gewechselt hat
KLEVE/ELTEN. Die Lust auf Neues gab den Ausschlag für Erzieherin Petra Mittelsdorf, vor anderthalb Jahren ihren Arbeitgeber zu wechseln. Statt weiterhin wohnortnah in Emmerich-Elten zu arbeiten, fährt die heute 55-Jährige seitdem täglich über die Rheinbrücke bis zur Klever Unterstadt. Hier ist sie als Erzieherin in der fünfgruppigen inklusiven Kindertagesstätte „InKita“ des SOS-Kinderdorfs Niederrhein tätig.
„Tatsächlich hatte ich schon immer ein Auge auf den SOS-Kinderdorfverein als Arbeitgeber geworfen. Die Größe und Vielfalt, aber auch der familiäre Ansatz bei den Kinderdorffamilien und in den anderen Betreuungsangeboten haben mich angesprochen“, sagt die Mutter einer erwachsenen Tochter. Über 20 Jahre war sie in einer Kindertagesstätte in Elten tätig. „Das war verlässlich, stabil. Das hat mir Sicherheit gegeben.“ Doch im Laufe der Zeit wurde der Wunsch nach Neuem immer größer. „Und dann habe ich den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Ich wusste gar nicht mehr, wie man Bewerbungen schreibt. Aber mein Mann, meine Tochter und meine Schwägerin haben mir dabei geholfen. Vor dem Bewerbungsgespräch – dem ersten nach über 20 Jahren – hatte ich dann richtig Angst. Das habe ich auch sofort gesagt.“ Doch die Nervosität war völlig unbegründet.
„Wir waren froh, dass sich Petra mit all ihrer Erfahrung und Neugier bei uns beworben hat“, erklärt SOS-Bereichsleiter Detmar Pommering und führt aus: „Im Kita-Bereich sind wir dringend auf erfahrene Fachkräfte angewiesen. Wenn dann eine Bewerbung einer so versierten Fachkraft mit frühkindlichem und Sprachförder-Schwerpunkt bei uns eintrifft, lernen wir die Bewerberin oder den Bewerber gerne direkt kennen.“ In der InKita in Kleve werden derzeit 95 Kinder aus 25 Nationen betreut; die Kindertagesstätte ist montags bis freitags von 6 Uhr morgens bis 20 Uhr abends geöffnet. „An Früh- und Spätschichten alle paar Wochen musste ich mich zu Beginn gewöhnen. Wobei das früher in Thüringen, wo ich zu DDR-Zeiten an einer Fachschule Krippenpädagogik studiert habe, völlig normal war“, sagt Petra Mittelsdorf. Inzwischen genießt sie die ruhigere Anfahrt vor dem Frühdienst oder die Planbarkeit von privaten Terminen, wenn die Spätschicht greift.
„Manchmal ist die Fahrerei von Elten nach Kleve auch anstrengend. Aber mit Hörspielen und Podcasts überbrücke ich die 35 Minuten Wegstrecke ganz gut. Viel wichtiger für mich ist, dass das Gesamtpaket stimmt“, erklärt die Erzieherin und führt weiter aus: „Bezahlung, Urlaub und freie Tage sind fair geregelt, die arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersvorsorge genauso wie die freiwilligen sozialen Leistungen sind ein dickes Plus. Fortbildungen werden sehr ernst genommen. Da konnte ich gleich zu Beginn schon daran teilnehmen.“ Durch die Größe des SOS-Kinderdorfvereins sei vieles geregelt und gut organisiert.
„Genauso wichtig ist aber auch das persönliche Miteinander“, betont die erfahrene Fachkraft. „Man will ja nicht gleich das ganze System crashen, wenn man mit so vielen Jahren an Berufserfahrung irgendwo neu anfängt.“ Sie sei jedoch von Anfang an mit offenen Armen empfangen worden. Es gebe viel Wertschätzung unter den Kollegen. „Und so konnte ich mich in ganz kurzer Zeit ins Team integrieren.“ Dass in der InKita die Themen Inklusion und Beteiligung großgeschrieben werden, gefällt der 55-Jährigen. „Wir tauschen uns regelmäßig im Team aus, wie wir den von uns betreuten Kindern am besten gerecht werden können. Zum Beispiel, wie wir den Morgenkreis so gestalten können, dass alle Kinder bestmöglich davon profitieren.“
Petra Mittelsdorf ist zufrieden, dass sie den Neuanfang gewagt hat und in die InKita nach Kleve gewechselt ist: „Für mich war das genau die richtige Entscheidung.“ In zehn Jahren will sie dann gerne die Rente genießen. „Ich arbeite seit meinem siebzehnten Lebensjahr, bin früh Mutter geworden und habe bis auf eine kurze Zeit im Ausland immer gearbeitet. In zehn Jahren freue ich mich dann auf ein neues Kapitel in meinem Leben“, so Mittelsdorf.