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Schafe aus der Hand füttern ist für die Kinder auf dem Kerschenhof in Menzelen-Ost kein Problem mehr. Foto: privat
13. Dezember 2025 · Sabrina Peters · Alpen

„Die Feldmäuse“ erkunden auf dem Kerschenhof die Natur und die Tierwelt

Auf dem Kerschenhof in Menzelen-Ost gibt es eine Naturspielgruppe für Kinder ab 1,5 Jahren / Heilpädagogin Sarah Meyers gibt Einblicke in das Vorkindergarten-Konzept

MENZELEN-OST. Interessiert erkunden die „Feldmäuse“ ihre Umgebung. Während im Pagodenzelt das Steckpuzzle und die Bauklötze die volle Aufmerksamkeit der zwei Mädchen für ein paar Minuten haben, spielt der Anderthalbjährige draußen auf einem kleinen Berg voller Holzschnitzel und schwarzen Reifen mit dem Spielzeugbagger. „Da“, ruft er plötzlich und zeigt auf ein Lama, das nur ein paar Meter entfernt auf einer großen Wiese steht und zu dem er interessiert hinschaut. Heute wird er es nicht mehr streicheln, aber schon am Montag, wenn der Kleine wieder die „Feldmäuse“ besucht, wird er es wieder sehen und dann das Lama vielleicht sogar direkt begrüßen können. Denn in der Naturspielgruppe für Kleinkinder auf dem Kerschenhof in Menzelen-Ost, die den Namen „die Feldmäuse“ trägt, gehört der intensive Kontakt zu den Tieren dazu.

„Die Kinder erleben und begreifen bei uns die Wunder der Natur hautnah und lernen im Umgang mit den Tieren Nächstenliebe und Verantwortungsbewusstsein“, sagt Sarah Meyers vom Kerschenhof. Die studierte Heilpädagogin und Fachkraft für tiergestützte Intervention, die außerdem gerade noch eine Weiterbildung zur zertifizierten Natur- und Waldpädagogin absolviert, hat das Konzept für die Naturspielgruppe entwickelt. Entstanden ist diese aus den Eltern-Kind-Spielkreisen, die auf dem Kerschenhof in Menzelen-Ost schon länger angeboten werden. „Hier kommen die Kinder allerdings immer in Begleitung ihrer Eltern“, sagt Meyers. Diese bekämen bei diesem Angebot die Möglichkeit, bewusst Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und eine Stunde lang spielerisch den Umgang mit der Natur und den Tieren zu erleben. „Von den Eltern bekam ich aber Rückmeldung, dass sie sich dieses Konzept auch als Naturspielgruppe für die Kinder wünschen würden, bei der sie die Kinder auch für einige Zeit allein lassen können“, berichtet Meyers, die die Idee aufgriff und umsetzte.

Die Gründung der Naturspielgruppe erfolgte in diesem Jahr in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Wesel und dem LVR Landschaftsverband Rheinland. Die im Oktober dieses Jahres gestartete Naturspielgruppe auf dem Kerschenhof ist zurzeit sogar das einzige Angebot dieser Art (egal ob drinnen oder draußen) im gesamten Kreis Wesel – und das, obwohl die Nachfrage nach Betreuungsplätzen bereits für Kinder ab einem Jahr uneingeschränkt hoch ist.

Sarah Meyers füllt in Menzelen-Ost aber noch eine weitere Lücke. „Wenn Eltern ihre Kinder in eine Betreuung geben wollen, geht es beispielsweise bei Tagesmüttern und im Kindergarten nur täglich, nicht aber nur für ein paar Stunden in der Woche. Dabei möchten nicht alle Eltern ihr Kind jeden Tag in eine Betreuung geben, sondern nur stundenweise in der Woche, um eine gewisse Entlastung im Alltag zu haben. Bei uns kommen die Kinder jeweils montags und mittwochs für drei Stunden. Die Mütter oder Väter können in der Zeit Erledigungen machen oder sich auch einfach mal eine Pause gönnen“, sagt Meyers.

Die Naturspielgruppe sei gleichzeitig aber auch eine Art „Vorkindergarten“ für Kinder zwischen 1,5 und vier Jahren, in der sie wichtige Dinge wie gegenseitige Rücksichtnahme und Hilfe sowie Verantwortungsbewusstsein in einem ganz geschützten Raum lernen würden. „Die ,Feldmäuse‘ richten sich vor allem an die Kinder, die noch einen sicheren Ort zum inneren Wachsen brauchen, bevor es in den Kindergarten geht, und an die Kinder, die mit der Lautstärke und der Gruppengröße in großen Einrichtungen noch nicht zurechtkommen. Bei uns können sie sich ganz langsam und in ihrem ganz eigenen Tempo daran gewöhnen, ohne Eltern in einer neuen Umgebung zu sein. Zudem ist es bei uns in der Natur absolut ruhig, was sich auch auf die Kinder überträgt“, sagt Meyers.

Der Tag der „Feldmäuse“ startet montags und mittwochs immer mit einem Begrüßungskreis, in dem Lieder gesungen und Fingerspiele gespielt werden. „Danach gehen wir zu den Tieren und füttern und versorgen diese“, berichtet Meyers. Dabei verhalte sich jedes Kind ganz unterschiedlich. „Die einen wollen sofort mithelfen, misten aus und füttern die Tiere. Die anderen legen sich lieber ins Heu, schauen zu oder spielen den ,Schlafkönig‘. Beides ist völlig in Ordnung. Die Kinder können selbst entscheiden, was sie machen möchten. Wir schauen zu und helfen ihnen dabei“, sagt Meyers.

Schön zu sehen sei aber, dass sich die Kinder seit Oktober, als die Naturspielgruppe gestartet ist, schon richtig weiterentwickelt hätten. „Anfangs haben manche Kinder noch die Hand beim Füttern weggezogen, mittlerweile füttern sie alle wie selbstverständlich aus der Hand“, hat die 33-Jährige beobachtet. Das Vertrauen zu den Tieren – auf dem Kerschenhof gibt es neben Lamas auch noch Schafe, Ziegen, Hühner und Hunde – sei ganz allmählich aufgebaut worden. Inzwischen würden die Kinder alle den Umgang mit ihnen lieben und es als etwas ganz Natürliches und Selbstverständliches ansehen. „Sie kümmern sich alle wirklich toll. Am meisten mögen sie die Hühner. Ich weiß zwar nicht warum, aber sie sind ganz verrückt nach ihnen“, sagt Meyers.

Gefrühstückt wird in der „Naturspielgruppe“ übrigens immer zweimal. „Einmal, wenn die Kinder bei uns ankommen und dann nochmal, bevor sie abgeholt werden. Dann haben sie meist auch mehr Hunger. Wir haben festgestellt, dass die Kinder sich das so wünschen und auch brauchen“, sagt Meyers, die bei den „Feldmäusen“ noch von einer weiteren Mitarbeiterin unterstützt wird. Zusammen passen sie zweimal die Woche auf die acht Kinder der Naturspielgruppe auf. Mehr als acht Kinder sollen allerdings nicht aufgenommen werden. „Mit acht Kindern sind wir gut ausgelastet. So können wir auch noch jedem Kind gerecht werden“, sagt Meyers, die selbst Mutter von vierjährigen Zwillingen ist.

Passend zu den Jahreszeiten bietet die Naturspielgruppe außerdem naturpädagogische Impulse oder Kreativangebote an, die die Kinder wahrnehmen können. Besondere Momente werden auf Bildern festgehalten und für jedes Kind in einer Mappe gemeinsam mit selbst gemalten Werken gesammelt. Dank des Pagodenzeltes, in dem unter anderem immer gefrühstückt wird, kann das Angebot auch bei Regen fortgeführt werden. „Nur bei starkem Unwetter behalten wir uns vor, die Naturspielgruppe aus Sicherheitsgründen ausfallen zu lassen“, sagt Meyers.

Die Mütter, die an diesem Morgen anwesend sind, sind jedenfalls nicht nur sehr dankbar für das naturpädagogische Angebot für Kleinkinder, sondern auch begeistert von den „Feldmäusen“. „Der naturnahe Ansatz ist auch mein Erziehungsstil. Ich möchte, dass mein Kind rausgeht und die Natur entdecken kann. Zudem finde ich sehr gut, dass es eine kleine, liebevolle Gruppe mit zwei Bezugspersonen ist“, sagt Janina Tempels. Wibke Überschär hat bei ihrem Sohn sogar schon die ersten positiven Beobachtungen gemacht: „Man merkt bei ihm, dass der Respekt füreinander und der fürsorgliche Umgang mit den Tieren auf jeden Fall größer geworden ist. Zudem haben wir festgestellt, dass das Immunsystem gestärkt worden ist. Sie sind ja alle die ganze Zeit draußen und im Zwiebellook eingepackt.“ Das sei offenbar gut gegen Viren aller Art.

Außerdem, sind sich die beiden Mütter sicher, werden sie bei der Eingewöhnung in einer klassischen Kindertagesstätte wohl weniger Probleme als andere Eltern haben. „Unsere Kinder sind ja jetzt schon gewohnt, für ein paar Stunden allein in einer anfangs fremden Umgebung zu bleiben. Hier haben die Kinder schnell gelernt, dass die Mama wiederkommt und sie hier währenddessen Spaß haben“, sagen die Mütter unisono.

Die im Oktober gestartete Premieren-Naturspielgruppe „die Feldmäuse“ läuft noch bis zum Sommer. Im Herbst soll dann eine neue Gruppe starten. „Allerdings ist die Warteliste jetzt schon voll. Zudem haben die Kinder, die jetzt schon dabei sind, ein Vorrecht auf einen Platz ab Oktober 2026“, sagt Meyers, die sich natürlich sehr über den Erfolg der „Feldmäuse“ freut. Vor allem aber ist ihr die Freude über die strahlenden Kinderaugen anzusehen, die in ganz ruhiger Atmosphäre und eigenem Tempo die Natur und die Tierwelt auf dem Kerschenhof in Menzelen-Ost entdecken.

Sabrina Peters
Die Kinder spielen auch zusammen – wie hier etwa mit Kastanien. Foto: privat

Die Kinder spielen auch zusammen – wie hier etwa mit Kastanien. Foto: privat

Schafe aus der Hand füttern ist für die Kinder auf dem Kerschenhof in Menzelen-Ost kein Problem mehr. Foto: privat

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