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Bürgermeister Rainer Weber (l., Uedem), Bürgermeister Ulrich Knickrehm (m., Goch) und Bürgermeister Georg Coenen (r., Weeze) unterzeichneten bei den Stadtwerken Goch den „Letter of Intent“, der die Zusammenarbeit der drei Kommunen besiegelt. NN-Foto: CDS
14. April 2025 · Corinna Denzer-Schmidt · Goch

Den „Geothermie-Schatz“ gemeinsam heben

Goch, Uedem und Weeze setzen auf nachhaltige Energie – Bürgermeister unterzeichnen „Letter of Intent“

GOCH. „Die Erde stellt keine Rechnung“, bringt es Carlo Marks, Geschäftsführer der Stadtwerke Goch, auf den Punkt. Denn unter dem niederrheinischen Boden schlummert ein Schatz, der die Wärmeversorgung kostengünstiger und umweltschonender machen kann. Die Rede ist von Geothermie, mit deren Hilfe Tiefenwasservorkommen für die klimafreundliche Wärmegewinnung nutzbar gemacht werden. Für dieses Projekt tun sich die Kommunen Goch, Uedem und Weeze zusammen. In den Räumen der Stadtwerke Goch unterzeichneten die drei Bürgermeister kürzlich einen entsprechenden „Letter of Intent“.

Zur Vorgeschichte: Im November 2023 erkundeten sogenannte Vibro-Trucks des geologischen Dienstes NRW den Untergrund zwischen Goch und Süchteln auf einer Strecke von 75 Kilometern. Diese Untersuchungen lieferten vielversprechende Ergebnisse, wie Jan-Philipp Thiele, Leiter der Unternehmensentwicklung bei den Stadtwerken Goch, erläutert. Eine geplante Tiefenbohrung in etwa 3.000 Metern Tiefe könnte heißes Thermalwasser mit einer Temperatur von rund 100 Grad erschließen – eine wertvolle Quelle für eine CO2-neutrale Wärmeversorgung. „Auch die Politik hat das Potenzial erkannt und am 8. April 2024 den ,Masterplan Geothermie NRW‘ auf den Weg gebracht“, so Thiele. Das große Ziel: Klimaneutralität bis 2045.

Im nächsten Schritt werden die Kommunen eine gemeinsame Gesellschaft in Form einer GmbH gründen, die eine entsprechende Machbarkeitsstudie beauftragen und die weiteren Planungen übernehmen soll. Diese Studie wird circa 160.000 Euro kosten, von denen 100.000 Euro gefördert werden. Die Stadtwerke Goch haben in diesem Zusammenhang bereits einen Antrag auf Erteilung einer Erlaubnis zur Aufsuchung bergfreier Bodenschätze gemäß Paragraf 7 Bundesberggesetz (BBergG) bei der Oberen Bergbehörde Arnsberg gestellt. Denn die Stadtwerke werden diese neue Gesellschaft dienstleistend mit ihrem Know-how unterstützen und insbesondere die Planung des möglichen Wärmeverteilnetzes vorantreiben, das am Niederrhein noch nicht existiert. Dabei sollen in den Kommunen einzelne Verteilstationen gebaut werden; bei nur einem zentralen Werk seien die Kosten für das Verteilnetz bei Weitem zu hoch. Welche Kosten das mit sich bringt, lasse sich noch nicht beziffern, erläutert Carlo Marks.

Viel Platz nimmt eine solche Verteilstation nicht weg; im Rahmen der Expo Real in München besichtigten die Bürgermeister eine Anlage in Unterhaching bei München. Auf einem Areal von 6.000 Quadratmetern steht dort die 2.000 Quadratmeter große Halle mit den notwendigen technischen Geräten. „Ein Sportplatz hat 8.000 Quadratmeter“, zieht Ulrich Knickrehm einen Größenvergleich.

Carlo Marks unterstreicht die technische Bedeutung des Vorhabens: „Mit dem nationalen Ziel der Klimaneutralität bis 2045 und dem damit verbundenen langfristigen Auslaufen der Erdgasversorgung beschäftigen wir uns heute schon intensiv mit der Erschließung möglicher neuer Geschäftsfelder – Geothermie und damit verbunden leitungsgebundene Wärmenetze könnten hier ein echter Schlüssel sein, um letztlich langfristig stabile Erträge für die Kommunen zu sichern. Entscheidend dabei wird jedoch der Ausbau der Förderkulisse sein.“ Diese umfasst Planungen, Anträge und die Gewinnung von Schlüsselkunden: „Wir brauchen Abnehmer aus der Wirtschaft“, das betont Carlo Marks. Und er ergänzt: „Geothermie ist eine Lösung, die für den Niederrhein die augen- und sinnfällig ist.“ Einig sind sich alles drei Bürgermeister, dass Geothermie ein Schatz sei, denn es zu heben gelte. „Wir repräsentieren 55.000 Menschen“, sagt Gochs Bürgermeister Ulrich Knickrehm, „müssen wir uns da als Kommunen nicht die ,Schürfrechte‘ sichern?“ Geothermie sei eine bewährte Technik, die mit wenig Verschleiß funktioniere: „Vorreiter zu sein, ist unser Ziel.“ Rainer Weber, Bürgermeister der Gemeinde Uedem, ergänzt: „Auch im Rat der Gemeinde Uedem hat ein Vertreter des Geologischen Dienst NRW die Ergebnisse der seismischen Messungen vorgestellt, die eine vielversprechende Nutzung dieser CO2-freien Wärmequelle aufzeigen. Wir setzen mit diesem Projekt auf eine Energiequelle, die langfristig eine stabile und unabhängige Wärmeversorgung ermöglichen soll.“

Regionale Kooperation

Georg Koenen, Bürgermeister der Gemeinde Weeze, hebt hervor: „Die Stadtwerke Goch haben das Projekt bereits im Bau- und Mobilitätsausschuss vorgestellt und sowohl Politik als auch Verwaltung sind von diesem Vorhaben überzeugt. Die interkommunale Zusammenarbeit funktioniert bereits hervorragend beim Gewerbepark Weeze-Goch – und dieses Projekt kann ebenso ein Vorbild für eine weitere erfolgreiche regionale Kooperation sein.“

Die bisherigen Planungen stellen in Aussicht, dass im Idealfall in sechs Jahren die Wärmegewinnung mittels Geothermie starten könnte; für ein solches Projekt ein wirklich kurzer Zeitraum, wie Ulrich Knickrehm betont.

Bürgermeister Rainer Weber (l., Uedem), Bürgermeister Ulrich Knickrehm (m., Goch) und Bürgermeister Georg Coenen (r., Weeze) unterzeichneten bei den Stadtwerken Goch den „Letter of Intent“, der die Zusammenarbeit der drei Kommunen besiegelt. NN-Foto: CDS

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