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Björn Mergens (l.) ist stolz auf seine Auszubildende Lina Hemkens (2. v. l.). Außerdem im Bild: Sascha van den Borg und Vanessa Wütscher von der Agentur für Arbeit. Foto: J. Kurschatke
4. Dezember 2025 · Jacqueline Kurschatke · Kleve

Bundesagentur für Arbeit Wesel kümmert sich um Inklusion

Berufseinstiegshilfen zeigen Wirkung / Lina Hemkens aus Kleve macht es vor

KLEVE. Im Rahmen der „Woche der Menschen mit Behinderungen“, stellt die Bundesagentur für Arbeit das Thema Inklusion auf dem Arbeitsmarkt in den Fokus. Netzwerktreffen sollen Betroffene und Unternehmen zusammenbringen, es werden aber auch positive Beispiele vorgestellt, die zeigen, wie erfolgreich der Einstieg in die Arbeitswelt sein kann. So auch der Fall von Lina Hemkens aus Kleve, die aktuell ihre Ausbildung zur Malerin und Lackiererin absolviert.

Menschen mit Behinderung haben es auf dem Arbeitsmarkt immer noch schwer. Stigmatisierung und Vorurteile seien nach wie vor ein großes Problem, nicht zuletzt fehle es an barrierefreien Möglichkeiten, wie Sascha van den Borg vom Fachbereich berufliche Rehabilitation der Agentur für Arbeit erklärt. Umso wichtiger sei es, durch Initiativen wie der Woche der Menschen mit Behinderung, auf positive Beispiele aufmerksam zu machen, die andere Betroffene inspirieren und ermutigen. 300 Berufseinsteiger, Umschüler oder Teilnehmer an Integrationsmaßnahmen verzeichnet die Agentur für Arbeit im Kreis Kleve und Wesel für das Jahr 2025. Damit steige die Zahl kontinuierlich an.

Lina Hemkens hat ihre Ausbildung zur Malerin und Lackiererin bereits 2024 begonnen. Durch ihre Größe von 1,49 Metern und einer allgemeinen Lernschwäche, hatte sie besonders während der Schulzeit zu kämpfen. Zunächst besuchte Lina die Gesamtschule, anschließend eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen und Sprache. Dann fand sie ihren Weg mit der Berufseinstiegsbegleitung der Agentur für Arbeit, absolvierte Praktika in verschiedenen Branchen. Auch ihren Schulabschluss holte Lina währenddessen nach. Bei Malermeister Björn Mergens absolvierte Lina dann ein weiteres Praktikum und überzeugte von Anfang an mit ihrer Leistung: „Lina hat ab Beginn des Praktikums ein großes Interesse für den Beruf gezeigt und sich aktiv eingebracht. Das war mir wichtiger als gute Noten in der Schule. Sie sagen nichts darüber aus, ob man im Handwerk gut oder schlecht ist“, sagt Mergens. Und Lina? Die „wollte gar nicht mehr aufhören“, erinnert sich Mergens weiter. Das Praktikum wurde verlängert und bescherte Lina schließlich ihren Ausbildungsplatz. Die Berufsvorbereitungsmaßnahmen hält sie selbst für sehr wertvoll: „Die Praktika waren Pflicht. Ohne diese weiß man ja gar nicht, was man gerne machen möchte. Ich wollte eigentlich immer Erzieherin werden. Aber jetzt gefällt mir der Malerberuf besser“, berichtet die Auszubildende. Und auch in der Schule klappt es besser. Mergens betont: „Lina ist jetzt im zweiten Ausbildungsjahr und hat sehr gute Noten. Da kann ich mich nicht beschweren.“

Immer freitags besucht Lina Nachhilfeunterricht beim Internationalen Bund in Kleve. Auch diesen finanziert die Agentur für Arbeit. „Der zusätzliche Unterricht hilft mir sehr. Ich kann mit jedem Problem dorthin kommen und mir wird geholfen“, sagt Lina. Probleme bei der handwerklichen Arbeit hat sie nicht, sagt sie. Doch ihre Körpergröße ist teilweise mit Schwierigkeiten verbunden, die auch Malermeister Mergens zum Nachdenken bringen: „Wir mussten neue Leitern anschaffen die eine zusätzliche Sprosse haben. Normale Leitern haben für Lina nicht ausgereicht. Das sind Dinge, über die ich vorher überhaupt nicht nachgedacht habe“, sagt Mergens. Auch das Schleppen von schweren Farbeimern oder Spachtelmasse, ist nicht so leicht. Hier kommt die 19-Jährige an ihre körperlichen Grenzen. Um mehr Kraft aufzubauen, verbindet sie ihre Arbeit deshalb mit zusätzlichem Training im Fitnessstudio. „Mittlerweile weiß ich, wie ich schwere Dinge am besten tragen kann. Eine Tür trage ich beispielsweise auf dem Rücken“, sagt Lina. Und wenn das nicht kalppt, hilft ihr Ausbilder Mergens beim tragen. Auch wenn das Ziel klar ist: Lina so auf den Beruf vorzubereiten, dass sie selbstständig arbeiten kann.

In ihrer Ausbildung fühlt sich Lina Hemkens sichtlich wohl, liebt besonders die Kreativität, Neues zu lernen und die damit verbundene Abwechslung: „Ich lerne viel über Farben und Materialien. Ich wusste vorher zum Beispiel nicht, dass es mehrere unterschiedliche Weißtöne gibt“, sagt Lina weiter. Ihren Abschluss macht sie voraussichtlich im Sommer 2027. Dann stehen die Chancen auf eine Übernahme in Mergens Betrieb sehr gut.

Wie auch andere Arbeitgeber, die mit der Agentur für Arbeit im Sinne der Inklusion zusammenarbeiten, profitiert Mergens von einer finanziellen Unterstützung, die noch nicht ausreichend bekannt sei, wie Vanessa Wütscher, Unternehmensberaterin bei der Einstellung von Menschen mit Behinderung, erklärt: „Es gibt viele finanzielle Fördermöglichkeiten, die wir Unternehmen bieten. Diese kompensieren beispielsweise Arbeitsausfälle durch schulische Maßnahmen oder eine durch die Behinderung eingeschränkte Leistungsfähigkeit.“ Auch Maßnahmen, um den Arbeitsort barrierefreier zu gestalten, können Unternehmen mit den Verantwortlichen besprechen. So kümmert sich die Agentur beispielsweise um fehlende Rampen für
Rollstuhlfahrer.

Lina erklärt abschließend, sie habe sich zu Beginn der Ausbildung, sorgen gemacht, ob sie alles schaffe. Nun ist sie überzeugt und betont: „Ich habe jetzt eigentlich gar keine Zweifel mehr“. Ihr Beispiel zeigt, dass bedürfnisorientierte Lösungen auch auf dem ersten Arbeitsmarkt möglich sind.

Björn Mergens (l.) ist stolz auf seine Auszubildende Lina Hemkens (2. v. l.). Außerdem im Bild: Sascha van den Borg und Vanessa Wütscher von der Agentur für Arbeit. Foto: J. Kurschatke

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