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Eröffnung der Ausstellung „80 Jahre Befreiung“ im Museum Forum Arenacum. Foto: Peter Hendriks
16. Oktober 2024 Von NN-Online · Kleve

„80 Jahre Befreiung“: Ausstellung in Rindern ist eröffnet

Grenzüberschreitende Zusammen- und Erinnerungsarbeit im Museum Forum Arenacum

RINDERN. Im Museum Forum Arenacum ist die Ausstellung „80 Jahre Befreiung: Von Operation Market Garden bis zur Rheinland Offensive“ eröffnet worden. Die Ausstellung würdigt den bedeutenden Beitrag der alliierten Streitkräfte zur Befreiung der Region zwischen Nijmegen und Kleve, mit besonderem Fokus auf die Rolle der kanadischen Soldaten, die eine Schlüsselrolle in den Kämpfen um die Befreiung beider Städte spielten.

Der Ausdruck „Befreiung“ im Zusammenhang mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland wurde maßgeblich von Richard von Weizsäcker, dem ehemaligen Bundespräsidenten, in die öffentliche Debatte eingeführt. In seiner berühmten Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985 sprach Weizsäcker davon, dass dieser Tag nicht nur das Ende des Krieges, sondern auch die „Befreiung“ Deutschlands vom Nationalsozialismus und von der Tyrannei des Dritten Reiches war. In den Niederlanden ist der Begriff fest im kulturellen Gedächtnis verankert, auf deutscher Seite gestaltet sich die Auseinandersetzung mit dem Begriff auf andere Art und Weise.

Zuvor war das Kriegsende in Deutschland häufig als Niederlage oder Katastrophe wahrgenommen worden. Weizsäcker prägte die Sichtweise, dass dieses Datum als ein Akt der Befreiung gesehen werden sollte – nicht nur für die Menschen in den von den Nazis unterdrückten und besetzten Ländern, sondern auch für die Deutschen selbst. In den Niederlanden ist der Begriff fest im kulturellen Gedächtnis verankert, auf der deutschen Seite gestaltet sich die Auseinandersetzung mit dem Begriff auf andere Art und Weise.

Während Operation Market Garden im September 1944 mit einer groß angelegten Luftlandeaktion die Brücke von Nijmegen für die Alliierten sicherte, führte Operation Veritable im Februar 1945 zur endgültigen Befreiung von Kleve und dem umliegenden Gebiet. Die kanadischen Streitkräfte trugen maßgeblich dazu bei, den nationalsozialistischen Terror zu beenden und der Region Frieden und Freiheit zu bringen. Ihre Opfer und ihr Einsatz werden in der Ausstellung besonders hervorgehoben.

Die Eröffnungsrede hielt Museumsleiter Frank Mehring, der die Ausstellung auf eine zutiefst menschliche und emotionale Ebene brachte. Er betonte, dass die Erinnerungen an den Krieg nicht nur durch militärische Strategien, Ereigniss, und Statisken geprägt seien, sondern auch durch universelle Gefühle wie Sehnsucht, Liebe, Heimweh und Verlust. Ein berührendes Beispiel dafür sei das berühmte deutsche Lied „Lili Marleen“, das waehrend des Krieges in viele europäische Sprachen übersetzt wurde. Mehring spielte das Lied in Niederlaendisch, Deutsch und Englisch auf der Gitarre, um zu zeigen, dass die Sehnsucht nach geliebten Menschen eine universelle Erfahrung ist, die keine nationalen Grenzen kennt. „Im Kriegsmodus töten nicht nur Menschen andere Mitmenschen, die in einer anderen Welt unsere Freunde sein könnten“, sagte er, „wir verwunden, schaden und zerstören auch Mutter Natur und die Schöpfung.“ Ein besonders eindrückliches Foto in der Ausstellung zeigt die Auswirkungen der durch Deichsprengungen initiierten Überschwemmungen der Düffel mit Wasser als Waffe, die das Vieh der Bauern elend zu Grunde richtete und somit nicht nur das Leid der Zivilbevölkerung sondern der Flora und Fauna und Umweltzerstörung verdeutlichten – ein Thema, das gerade im Zeitalter des Klimawandels verstört.

Joachim Schmidt, betonte in seinen Grußworten als stellvertretender Bürgermeister die große Bedeutung dieser Ausstellung speziell für Kleve. Er hob hervor, wie wichtig es sei, solche Ausstellungen gerade an Orten zu zeigen, wo einst eng verbundene und befreundete Menschen zweier Nationaliaeten zu Feinden wurden. Schmidt erinnerte daran, dass die heute vertrauten öffentlichen Plätze einst Schauplätze von Terror und Zerstörung waren – nicht nur in Kleve, sondern auch in Nijmegen und vielen anderen europäischen Städten. „Solche Ausstellungen sind essenziell, um die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und den nachfolgenden Generationen – den Bürgern, Familien und Schülern – die Geschichte vor Ort und den Wert von Freiheit naeherzubringen“, sagte Schmidt. Besonders hob Schmidt die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer hervor, die solche Ausstellungen überhaupt erst möglich machen. „Es ist den Ehrenamtlichen zu verdanken, dass diese Erinnerungsarbeit lebendig bleibt und ein breites Publikum erreicht“, betonte er.

Joseph Gieteman, Vorsitzender des Vereins Arenacum - Verein für Kultur und Geschichte in Rindern, dankte anschließend den zahlreichen Helfern, der Unterstuetzung durch die Euregio Rhein/Waal, den Groesbeek Airborne Vrienden und besonders Marco Cillessen für ihre Unterstützung, die diese Ausstellung zu einem einzigartigen Ereignis gemacht haben. „In den letzten Jahren hat Arenacum an wichtigen Gedenkprojekten mitgewirkt“, erklärte Gietemann: „Vor 20 Jahren mit der Ausstellung `Die Befreiung kam aus der Luft`, vor 10 Jahren mit Exodus Huissen zur Evakuierung und `Bürger in Not`. Dieses Jahr mit Stichting Airborne Vrienden Groesbeek und ihrem Vorsitzenden Herman Wijnhoven.

Mehring betonte, dass jedes dieser Medien einen Moment der Geschichte festhalte und zusammen ein umfassendes Bild der Ereignisse zeichne. Gleichzeitig zeigten die verschiedenen Darstellungsformen aber auch, wie die Geschichte fuer bestimmte Zwecke in Szene gesetzt werde und daher immer wieder neu interpretiert und erzählt werden muesse. „Nur im Gespräch mit anderen Menschen, über Grenzen hinweg, können wir beginnen zu verstehen, dass ‚Nie wieder‘ auch zu einem ‚Heute handeln‘ führen muss, um Konflikte zu vermeiden, in denen Krieg als einzige Lösung erscheint.“

Zahlreiche Bilder, die noch nie in Deutschland gezeigt wurden, sind nun im Museum Forum Arenacum zu sehen. Die Ausstellung zeichnet sich durch ihre vielseitige Nutzung unterschiedlicher Medien aus – von Film und Fotografie über Luftaufnahmen, Karten und Aquarelle bis hin zu Ölgemälden und Musikkompositionen. Diese Vielfalt ermöglicht es den Besuchern, die Befreiung der Dörfer zwischen Nijmegen und Kleve auf innovative und emotional packende Weise nachzuvollziehen.

Die Ausstellung im Museum Forum Arenacum ist ein eindrucksvolles mulitmediales Mahnmal der Erinnerung und gleichzeitig ein Appell an alle Mitmenschen, die Vergangenheit nicht zu vergessen, um aktiv an einer friedlichen Zukunft zu arbeiten. Sie ist bis zum 25. Februar 2025 zu sehen. Das Museum ist jeden Sonntag von 14 bis 16.30 Uhr geöffnet.

Eröffnung der Ausstellung „80 Jahre Befreiung“ im Museum Forum Arenacum. Foto: Peter Hendriks

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