762 Jahre Geschichte: Der Xantener Dom im Fokus
480 Seiten über den „kleinen Bruder des Kölner Doms“
XANTEN. 762 Jahre ist der St. Viktor Dom – auch schlicht bekannt als Xantener Dom – alt. Er steckt nicht nur deshalb voller Geschichte, die es wert ist, aufgeschrieben und aufbereitet zu werden. Genau das hat jetzt das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland getan. In ihrer Reihe „Die Bau- und Kunstdenkmäler von Nordrhein-Westfalen“ ist jetzt der zweite Band zur Stadt Xanten „St. Viktor, Baugeschichte und Stiftsbauten“ erschienen.
Was macht die als Dom bezeichnete Kirche aus? Warum wurde sie auf einem römischen Gräberfeld errichtet? Welche Gebäude gehörten zum mittelalterlichen Stiftsbezirk? Und wieso kann man St. Viktor als kleinen Bruder des mächtigen Kölner Doms sehen, der doch das Wahrzeichen einer Millionenstadt ist? Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund um die vielschichtige Entstehungs- und Baugeschichte des Xantener Doms werden auf 480 Seiten beantwortet.
„Erstmalig wird die Baugeschichte des Xantener Doms in allen Facetten und über alle Bauphasen zusammenhängend dargestellt. Damit würdigt die Denkmalpflege die herausragende Bedeutung des Baudenkmals Xantener Dom und seiner Stiftsbauten als Zeugnis großer romanischer und gotischer Baukunst weit über den Niederrhein hinaus“, sagt Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke, Leiterin des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland, als Herausgeberin der Publikation. Alle Informationen aus Archivalien, Quellen, Zeichnungen, Dokumenten oder anderen Materialien zum Xantener Dom und den Stiftsbauten seien in diesem Band zusammengefasst worden. Auch neue Forschungsansätze seien berücksichtigt worden. „Wir sind stolz, dass wir das geschafft haben“, betont Pufke.
„Xanten kann man nicht überschätzen“, sagt Godehard Hoffmann, einer der Autoren des Großinventars über die Stadt Xanten, das insgesamt drei Bände umfasst. Der erste Band, „Stadt Xanten – Innenstadt mit Stiftsimmunität“, erschien bereits im Sommer dieses Jahres. Mit „St. Viktor, Baugeschichte und Stiftsbauten“ folgt nun der zweite Teil, der sich – wie der Name schon sagt – mit der Baugeschichte des Xantener Domes vom romanischen Bau bis zum gotischen Langhaus befasst.
„Bei kaum einem anderen Stift in Europa ist die Baugeschichte so gut dokumentiert wie hier in Xanten“, sagt Hoffmann. 1263 habe man in Xanten mit dem Abriss des romanischen Chores begonnen und das neue gotische Langhaus mit fünf Schiffen angebaut. Dabei sei ein erstaunlich einheitliches Konzept „eines gotischen, außerordentlich hohen Langhauses mit einer robusten, romanischen Turmanlage“ entstanden.
Über die Art und Weise zu bauen, seien allerdings nur wenige Angaben überliefert. „Vieles ist ,Trial-and-Error‘ entstanden“, meint Pufke. Man wisse, dass es Kräne gegeben habe und auch, dass Gerüste aufgebaut worden seien. Unter den Bauleuten seien zudem untereinander viele Methoden weitergegeben worden. So sei der Xantener Dom zwar ein eigenständiger, unabhängiger Kirchbau gewesen, der aber von der Gotik in Frankreich und in den Niederlanden sowie der Trierer Liebfrauenkirche beeinflusst worden sei. Der Kölner Dom hingegen, dessen Bau kurz vor dem Xantener Dom begonnen wurde, bilde nochmal eine „ganz andere Dimension“ und besitze auch eine ganz andere Qualität, obgleich es gewisse Ähnlichkeiten gebe.
Der Kapitalsaal, die Stiftsschule, die Kellnerei und die Stiftsbibliothek gehören zu den ehemaligen Stiftsbauten, die den nördlich der Kirche gelegenen Kreuzgang umgeben. Ihre Entstehungsgeschichte haben der verstorbene Autor Rainer Schiffler und Godehard Hoffmann ebenso wie die Baugeschichte der Vorgängerbauten der Stiftskirche, die auf römische Grabbauten zurückgingen, ebenfalls beleuchtet. Abgerundet wird das Werk – wie schon im ersten Band – von vielen Bildern der Fotografin Viola Blumrich. Auch Pläne, die den Bau des Domes dokumentieren, werden auf den 480 Seiten abgebildet.
Die auf Basis reicher Archivalien verfasste Publikation ist voraussichtlich das letzte Großinventar, das die Denkmalpflege im Rheinland herausgibt. Es adelt die Bau- und Kunstdenkmäler der vor allem im Mittelalter geprägten Stadt Xanten mit St. Viktor im Mittelpunkt auf einzigartige Weise.
Band eins „Stadt Xanten – Innenstadt mit Stiftsimmunität“ und Band zwei „St. Viktor, Baugeschichte und Stiftsbauten“ sind ab sofort unter anderem in der Dom-Buchhandlung Xanten erhältlich. Beide Werke kosten jeweils 99 Euro. Band drei „St. Viktor, Baugeschichte und Stiftsbauten“ soll Mitte 2026 erscheinen. Alle drei Werke gehören zur Reihe „Die Bau- und Kunstdenkmäler von Nordrhein-Westfalen“. Der LVR erhielt unter anderem eine Förderung vom Bistum Münster und vom Erzbistum Köln.
Sabrina Peters
Der Xantener Dom verfügt über eine lange Entstehungsgeschichte. Foto: Viola Blumrich, LVR-ADR, 2025
Der zweite Band des Großinventars der Stadt Xanten, welche die Baugeschichte des St. Viktor Doms umfasst, wurde von Landeskonservatorin Andrea Pufke, Godehard Hoffmann, Autor des Buches, Propst Stefan Notz, Antoinette Freifrau von Elverfeldt-Ulm, Vorsitzende des Dombauvereins, und Thomas Flammer vom Bistum Münster (v.l.) vorgestellt. Foto: Viola Blumrich, LVR-ADR, 2025
Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich