Zwei Reeser gestalten Buch zu „Das Kanu des Manitu“
Michael Scholten und Dirk Kleinwegen übernehmen „Faktencheck“ und Layout
„Ich kenne Bully seit 2001“, erzählt Michael Scholten, der einen Großteil der Texte im Buch verfasst hat und gemeinsam mit Dirk Kleinwegen für das Layout verantwortlich zeichnet. Das erste Treffen findet während der Dreharbeiten zur sechsten Staffel der legendären ProSieben-Show „Bullyparade“ auf Ibiza statt. In den Folgejahren halten Scholten und Herbig nicht nur den Kontakt aufrecht. Seit 2008 schreibt der Reeser auch die Pressehefte zu allen Filmen des Schauspielers und Regisseurs aus München, ebenso die Begleitbücher zu „Wickie und die starken Männer“ (2008) sowie „Bullyparade – Der Film“ (2017) gemeinsam mit „Bully“ Herbig.
„Bully“ Herbig liefert Texte zu den Filmfiguren
Letzterer hat für das Buch zu „Das Kanu des Manitu“ die Texte zu den Figuren des Films geschrieben, „sie charakterisiert“, wie es Scholten beschreibt. Er selbst liefert Informationen zur Entstehung des Films, gibt Einblicke in die Dreharbeiten und übernimmt den „Faktencheck“: „Meine Aufgabe war es, beispielsweise zu klären, ob es im Wilden Westen tatsächlich eine deutschsprachige Zeitung gab, ob gejodelt wurde und ob es damals schon Tretboote gab – oder ob hier vielleicht die dichterische Freiheit mit den Drehbuchautoren durchgegangen ist“, erzählt Scholten. Eine Arbeit, die ihm nicht nur viel Freude bereitet habe, denn „für unnützes Wissen rund um Film und Fernsehen bin ich immer zu haben“. Er habe auch selbst noch das eine oder andere gelernt. Zum Beispiel: Die Idee des Tretbootes wird erstmals im vierten Jahrhundert in einer römischen Kriegsschrift beschrieben, die erste Umsetzung, wie man sieht heute kennt, erfolgte vermutlich 1810 durch den deutschen Ingenieur Joseph von Baader aus München.
Während diese Recherche-Arbeit vor allem am heimischen PC passiert, erhält Scholten die Infos für die „Making of“-Texte aus erster Hand und vor Ort. Dafür reist er unter anderem für vier Tage zu den Dreharbeiten nach Almería, spricht dort mit an der Produktion beteiligten Personen, lässt möglichst viele von ihnen zu Wort kommen und erfährt so auch von manchen Hürden, etwa beim Thema Kostüme. Diese sollten denen aus „Der Schuh des Manitu“ möglichst zu 100 Prozent gleichen. „Damals wurden sie wegen des deutlich geringeren Budgets aber zum Teil gebraucht gekauft und sind heute nicht mehr erhältlich“, berichtet Scholten. So musste etwa für das Kostüm mit den blauen Perlen, das Michael „Bully“ Herbig in seiner Rolle als Abahachi trägt, ein Unternehmen in den USA gefunden werden, das die Perlen herstellen konnte. Auch mussten die „neuen“ Kostüme mit großem Aufwand auf „alt“ getrimmt werden – 24 Jahre im Wilden Westen gehen eben nicht nur an den dortigen Bewohnern nicht spurlos vorbei.
Für die grafische Umsetzung des Buches greifen Scholten und Kleinwegen auf mehr als 2.000 Fotos und Set-Aufnahmen von den Dreharbeiten zurück; Herbigs Produktionsfirma HerbX Film und Constantin Film stellen ihnen das umfangreiche Material zur Verfügung. Rund acht Wochen und etwa 40 bis 50 Stunden arbeiten die beiden Reeser am 112 Seiten starken Begleitbuch, treffen sich regelmäßig und sind über Zoom-Meetings im ständigen Austausch mit „Bully“. Trotzdem wird es am Ende etwas hektisch: „Der Andruck war für 14 Uhr vorgesehen, die letzten hochauflösenden Fotos bekamen wir aber erst um 13.40 Uhr“, erzählt Kleinwegen schmunzelnd.
Seltener Insider-Blick beim „Kanu des Manitu“
Für Michael Scholten, der seit November 2024 bei Stadt Rees für die Planung der 800-Jahr-Feier zuständig ist, sind die „Bully“-Projekte alle zwei Jahre immer „etwas ganz Besonderes. Man ist von Tag eins an dabei, auch vor Ort. Dadurch bekommt man einen Insider-Blick, wie er in der Filmbranche sehr selten ist.“ Die Zusammenarbeit mit seinem bekannten Namensvetter beschreibt er als „Riesenspaß“: „‚Bully‘ ist großartig.“ Im Gegensatz zu anderen Filmemachern, die er im Laufe der Jahre kennengerlent habe, habe er „Bully“ nie aufbrausend oder unhöflich erlebt. „Er fühlt sich gerne wohl am Set und schafft auch eine Atmosphäre, dass alle gerne zur Arbeit kommen.“
Wer über „Das Kanu des Manitu“ spricht, kommt auch um Themen wie Wokeness, kulturelle Aneignung und „Red Facing“ von weißen Schauspielern nicht herum. „Angefangen hat diese Diskussion mit ‚Der junge Häuptling Winnetou‘. Dieser Film hat vor drei Jahren den ganzen Shitstorm abbekommen“, erinnert sich Michael Scholten.
Zu dieser Zeit reifte auch bei „Bully“ Herbig und seinen beiden Co-Stars und -Autoren Christian Tramitz und Rick Kavanian die Idee zur Fortsetzung von „Der Schuh des Manitu“. „Für ‚Bully‘ steht fest, dass man gerade in dieser Zeit einen solchen Film machen muss, der einfach unterhalten kann und Spaß macht“, sagt Scholten. Für die letzte Szene des Films reist das Produktionsteam eigens in die USA, dreht dort mit Nachfahren echter Apachen. „Sie mochten das Drehbuch und haben viel darüber gelacht“, weiß Scholten.
In „Das Kanu des Manitu“ sieht der Reeser „80 Minuten beste Unterhaltung“ und ist überzeugt: „Dieser Film wird die deutsche Kinolandschaft, die sich noch immer nicht von den Corona-Folgen richtig erholt hat, sehr beleben.“
Platz 1 für das Buch aus Rees
„Das Kanu des Manitu – das Comedy-Buch zum Film“, mit 112 Seiten, ist erschienen im Karl-May- sowie im Riva-Verlag und ist für 15 Euro im Buchhandel erhältlich. Bei Amazon ist es Bestseller Platz 1 in der Kategorie „Filmführer und -bewertungen“.
Zwei im Wilden Westen: Michael „Bully“ Herbig als Abahachi (l.) und Christian Tramitz als Ranger. Foto: HerbX Film/Luis Zeno Kuhn Foto: Constantin Film
Von Rees in die große weite (Kino)Welt: Michael Scholten (l.) und Dirk Kleinwegen haben das Comedy-Buch zum Film „Das Kanu des Manitu“ gestaltet. NN-Foto: MB