
Rafael Zur will Xanten voranbringen
Der 40-Jährige möchte Bürgermeister in Xanten werden und spricht von Visionen für die Domstadt
Den Beweggrund dafür hat Zur schnell erklärt: „Es wird immer viel gemeckert. Ich will aber nicht nur meckern, sondern Dinge selbst voranbringen und gestalten. Dafür möchte ich eine langfristige Strategie entwickeln, die zeigt, wo Xanten 2050 stehen kann“, sagt Zur. Ein „Weiter so“ dürfe es seiner Meinung nach nicht geben. Vor allem den Haushalt der Stadt Xanten kritisiert der 40-Jährige scharf, der aktuell noch bei einem großen Schokoladenhersteller in einer Führungsposition als Key-Account-Manager tätig ist. „Der Haushalt ist sehr Spitz auf Knopf genäht. Das ärgert mich als jemanden, der aus der Wirtschaft kommt, extrem. Es ist der falsche Ansatz zu sagen, dass ich nur meine Einnahmen stärken muss. Ich muss auch meine Ausgaben checken und dabei auch Kompromisse eingehen“, meint Zur.
Ein Ansatz sei für ihn etwa über die Ausschüttung der Sport- und Vereinsfördergelder nachzudenken. Sie seien für die Vereine zwar ein nettes Zubrot, allerdings auch so gering, dass sie die Kosten für die Vereinsarbeit nicht einmal ansatzweise decken könnten. Zudem sei sie eine freiwillige Abgabe, die zwar schön sei, aber an anderer Stelle effektiver eingesetzt werden könne. „Wenn ich mir unsere Sportstätten anschaue, gibt es hier einen großen Investitionsstau. Wir bräuchten zum Beispiel eine größere, modernere Sporthalle, die auch das Ausüben diverser Sportarten im Winter ermöglicht“, meint Zur. Sie könnte Vereinen auch in Zukunft eine stärkere Perspektive ermöglichen. Als Alternative zu den Fördergeldern stelle Zur sich darüber hinaus einen „Tag des Sports“ auf dem Marktplatz vor, bei dem Vereine sich vorstellen und etwa durch einen Kuchen- oder Getränkeverkauf Einnahmen generieren könnten. „Ich möchte Vereinen nichts wegnehmen, ohne ihnen nicht eine Alternative anbieten zu können“, betont Zur.
Bis zur Kommunalwahl am 14. September möchte der Wahl-Xantener noch ein detailliertes „aktives Wahlprogramm“, wie er selbst es nennt, erstellen. Das solle so breit aufgestellt sein, dass es Themen sämtlicher Parteien miteinander vereine. Denn Rafael Zur möchte ein unabhängiger und unparteiischer Kandidat für alle Bürger sein. Momentan sei er zwar noch Mitglied des Forums Xanten (Fox), aber das könne sich bis zum Herbst noch ändern, denn er möchte als freier und abhängiger Kandidat wahrgenommen werden. Als solcher stehe er zurzeit auch mit den Parteien im Xantener Stadtrat – einschließlich der SPD – in Kontakt.
Die Entscheidung, welche Partei(en) schlussendlich eine Wahlempfehlung für ihn als Kandidaten gegen Amtsinhaber Thomas Görtz (CDU) abgeben werden, stünde aber noch aus. Die Bürgermeisterwahl in Sonsbeck im vergangenen Jahr, bei der sich die heutige Bürgermeisterin Nadine Bogedain unterstützt von der SPD, den Grünen, der FDP und der Wählergemeinschaft Bürger in Sonsbeck (BIS) gegen die jahrzehntelang stark dominierenden Christdemokraten durchsetzen konnte, sei natürlich ein Vorbild für ihn.
Im Gegensatz zu Amtsinhaber Thomas Görtz stehe Zur für Wandel und Innovation. „Da ich aus der Wirtschaft komme, bringe ich einen neuen Blickwinkel auf Themen wie den Haushalt ein. Als Key-Account-Manager muss ich meine Ausgaben im Blick behalten und schauen, wo das Geld hingeht, das ich zur Verfügung habe. Ich muss das Budget einhalten und dabei auch die äußeren Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann, berücksichtigen“, betont Zur. Als Bürgermeister, so ist sich der 40-Jährige sicher, käme ihm diese Erfahrung aus der Wirtschaft zugute. Die anfallenden Aufgaben, die es dann zu bewältigen gäbe, wolle er schließlich gemeinsam mit dem Rat und der Verwaltung unter starker Berücksichtigung des Bürgerwillens lösen. „Ich sehe mich da als Bürgermeister vor allem als Kommunikator“, sagt Zur.
In den nächsten Monaten möchte der 40-Jährige seine Stimme erst einmal dazu nutzen, sich den Bürgern vorzustellen. Denn da habe Amtsinhaber Thomas Görtz natürlich aktuell noch einen großen Vorteil. Ansonsten scheue er aber nicht den Wettbewerb ums Bürgermeisteramt. „Als ehemaliger Handballer bin ich auch Sportler und möchte gegen die beste Mannschaft antreten und gewinnen. Die CDU ist mit Görtz sicherlich der stärkste Gegner. Meine Vita muss der Bürger erstmal kennenlernen. Bei Thomas Görtz weiß er, was er bekommt. Darin enthalten sind aber nicht nur gute, sondern auch negative Argumente. Er hat in seiner bisherigen zehnjährigen Amtszeit nicht nur alles gut gemacht. Ich weiß, wo meine Stärken gegen Görtz liegen können – das ist vor allem meine Kommunikation, die immer offen und transparent sein wird“, betont Zur. Am Ende sei am 14. September – und bei einer eventuellen Stichwahl zwei Wochen später – der Bürger gefragt, der entscheiden dürfe, ob er ein „Weiter so“ wolle oder eben doch einen Umbruch.
Sabrina PetersZur Person
Rafael Zur ist 40 Jahre alt, verheiratet und Vater eines dreijähriges Sohnes. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann absolvierte er ein berufsbegleitendes Bachelor- und Master-Studium in Marketing & Sales. Seit zehn Jahren wohnt er – mit berufsbedingten Unterbrechungen – in Xanten.
Rafael Zur möchte als unabhängiger Kandidat antreten. Foto: Skaiste Kuß

Sabrina Peters ist Redakteurin bei den Niederrhein Nachrichten und betreut die Orte Xanten, Rheinberg, Alpen, Sonsbeck und Kalkar.