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Harald Kleinecke lädt zusammen mit Jan Schumacher ins Theater im Fluss ein. Das Thema: „Strandgut Frieden.“ NN-Foto: Rüdiger Dehnen
2. Dezember 2025 · Heiner Frost · Kleve

Wenn der Frieden ausbräche

Harald Kleinecke und Jan Schumacher mit „Geschichten der Hoffnung“

KLEVE. „Was wäre, wenn morgen der Frieden ausbräche?“, fragt Harald Kleinecke und man denkt, dass Frieden und Ausbrechen ein irgendwie verwundetes Paar sind. Kleinecke beschäftigt sich in der dritten Ausgabe seines Formats „Geschichten der Hoffnung“ zusammen mit dem in Berlin lebenden Gitarristen Jan Schumacher mit dem Thema „Strandgut Frieden“.

„Geschichten der Hoffnung“ ist ein grenzüberschreitendes Format aus Rezitationen, Musik, pantomimischen Elementen und Improvisationen. Kleinecke: „Bei der ersten Veranstaltung ging es um Dostojewskis Großinquisitor und die zweite Folge stand unter dem Titel ‚Humor als Schmieröl des Heiligen Geistes‘.“ Diesmal kreist alles um den Begriff Frieden, aber wer Kleinecke kennt, sollte wissen, dass es eher nicht um ein „Alleswirdgut“ geht. Es geht ums Nachdenken und niemand wird am Ende mit einer Lösung beschenkt. Im Programm gibt es unter anderem Texte von Gryphius, Grimmelshausen, Kant, Mühsam und auch von mir.“

Kleinecke spricht auch von der Rede, die John F. Kennedy am 10. Juni 1963, fünf Monate vor seinem Tod, an der Amerikanischen Universität in Wasshington hielt: „Von welcher Art Frieden spreche ich? Welche Art Frieden streben wir an? Es geht hier nicht um eine Pax Americana, die der Welt durch amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird. Auch geht es nicht um den Frieden des Grabes oder um die Sicherheit der Sklaven. Ich spreche von echtem Frieden, von der Art Frieden, die das Leben auf der Erde lebenswert macht, von der Art Frieden, durch die Menschen und Nationen wachsen, hoffen und für ihre Kinder die Grundlage einer besseren Zukunft legen können. Ich spreche nicht nur von Frieden für Amerikaner, sondern von Frieden für alle Männer und Frauen. Auch geht es nicht nur darum, dass in unserer Zeit Frieden herrscht, sondern für alle Zeiten.“ Und was wird es an Musik geben? Kleinecke: „Da greift Jan auf verschiedenste Quellen zurück. Da sind zum einen alte deutsche Lieder, aber es werden auch Songs von Rio Reiser und dem ostdeutschen Liedermacher Wenzel vorkommen.“

Wie arbeitet man an einem Programm, wenn ein Teil des Duos in Kleve sitzt und der andere in Berlin?“ Die Antwort: Kommunikation. Fortwährender Austausch nach dem Motto: „Was hast du? Ich hätte das und das.“ Erst in der kommenden Woche wird dann – quasi im direkten Gegenüber – das endgültige Programm entstehen. Es wird übrigens am Ende nur eine Aufführungen geben: am Samstag, 13. Dezember.

Das Format „Geschichten der Hoffnung“ sei, so Kleinecke, nicht auf Wiederholung angelegt. Eher geht es wohl, denkt man, um eine Art Mehrfachbelichtung aus der Sicht der Kunst. Kleinecke schreibt im Flyertext zu „Strandgut Frieden“: Die beiden Protagonisten fragen sich, „ob vielleicht Frieden außerhalb des Friedhofs nicht doch noch irgendwo angeschwemmt wird. Heiter, poetisch, provokant und manchmal ratlos fragend verrichten Jan Schumacher und Harald Kleinecke die ach so geliebte Schwerstarbeit der Friedenskultur.“ Schnell spürt man im Aroma des Textes Ausdehnungen ins Satirische einerseits und in die ratlose Verzweiflung andererseits. Nur eines wird nicht stattfinden: Sprachlosigkeit. Für Kleinecke sind die „Geschichten der Hoffnung“ keine politische Veranstaltung. Und dann wieder doch, denn es geht ja um eine Art Bestandsaufnahme aus der künstlerischen Perspektive.

Kleinecke ist einer, der nicht locker lässt – einer, der seine Verantwortung nicht deligiert oder gar negiert, sondern mit seinen Mitteln zum Hinweisgeber wird. „Strandgut Frieden“ – eine Art künstlerischer Intervention. Friedenssuche mit anderen Mitteln.

Das Bild auf dem Flyer: Die Christusfigur bei Saarburg. Da sieht man einen Jesus in scheinbarer Siegerpose und erfährt dann, dass es ein Jesus war, dem im Krieg das Kreuz weggesprengt wurde. Kennt man die Geschichte, dreht sich das Bild im Kopf dem Frieden entgegen.

Eines wird „Geschichten der Hoffnung“ nicht sein: ein Diskussionsforum. Kleinecke kann sich aber durchaus vorstellen, „dass im Anschluss an die Vorstellung die Gelegenheit besteht, sich im Theatercafé auszutauschen“.

„Strandgut Frieden“ wird am Samstag, 13. Dezember, um 20 Uhr im Theater im Fluss aufgeführt. Karten kosten zwölf Euro (ermäßigt acht Euro). Angesichts der Tatsache, dass es nur eine Vorstellung gibt, könnte eine Kartenreservierung unter info@theaterimfluss.de im Voraus sinnvoll erscheinen.

Harald Kleinecke lädt zusammen mit Jan Schumacher ins Theater im Fluss ein. Das Thema: „Strandgut Frieden.“ NN-Foto: Rüdiger Dehnen

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