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Mit dem ersten Spatenstich gaben (v.l.) Bürgermeister Wolfgang Gebing, Christian Bomblat, Technischer Beigeordneter, Karl Werring, Präsident der Landwirtschaftskammer und Peter Kisters, Vizepräsident für Forschung, Innovation und Wissenstransfer der HSRW den Startschuss für die Pflanzung. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
7. Januar 2025 · Heiner Frost · Kleve

Vom Reißbrett auf den Acker

Am Montag fand der erste Spatenstich für das Projekt Agroforst in den Klever Galeien statt

KLEVE. Spatenstichen haftet immer der Unterton des Aufbruchs an. Sie findet an eben jenem Punkt eines Projektes statt, an dem Reißbrett auf Wirklichkeit trifft oder – wie im Folgenden – Forschung auf Gummistiefel und landwirtschaftliches Gerät.

Die Rede ist vom Pilotprojekt „Alleen 3“ – einer Kooperation der Stadt Kleve, dem Landwirtschaftlichen Versuchszentrum Haus Riswick und der Hochschule Rhein-Waal. Die Rede ist außerdem von einer 3,3 Hektar großen Flächen in den Galeien in Kleve – am Fuße von Burg und Stiftskirche. Eben hier soll in den kommenden Jahren an der Landwirtschaft der Zukunft oder der Zukunft der Landwirtschaft geforscht und vor allem gearbeitet werden, denn das Projekt „Agroforst“ findet nicht am Rechner statt, sondern in der Natur. „Wir sprechen also von einem Reallabor“, formulierte es Professor Peter Kisters in seiner Begrüßung anlässlichlich der Vorstellung des Projektes. Es gehe, so Kisters, darum, „Ansätze zu probieren, unterschiedliche Perspektiven zusammenzuführen, Lösungen zu finden und Wege zu ebnen“. Ziel sei eine Nachhaltigkeit, bei der die Natur noch mehr geschont werde. Das Motto: „Stiefel an und raus auf den Acker.“

Zur Vorstellung des Projektes waren auch die „Nachbarn“ eingeladen. „Natürlich“, so Kisters, „möchten sie wissen, was da auf sie zukommt.“ Nun denn: Es geht um Bäume. Immerhin sind es gleich mal eben 52 Arten und knapp 350 Pflanzen, die demnächst vier Prozent der 3,3 Hektar großen Fläche füllen werden. Natürlich werden die Gehölze nicht einfach mal so in die Gegend gesetzt. Das wäre schlecht für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung, die nach wie vor auf einem Großteil der Fläche stattfinden soll. „Wir müssen also bei der Bepflanzung darauf achten, dass landwirtschaftliche Maschinen rangieren können“, erklärt Jens Gebauer, seit 2011 Professor für „Nachhaltige Agrarproduktionssysteme insbesondere im Gartenbau“ an der HSRW. Projektkoordinatorin für das „Agroforst Reallabor im Projekt TransRegINT.“ ist Dr. Ana Kreter. Ein zentrales Anliegen aller Beteiligten ist, die besten Kombinationen von Gehölzen und Streifenbreiten für den Niederrhein zu erproben. Zudem sollen die direkten Kosten von Agroforststreifen ermittelt werden, denn sie haben eine direkte Auswirkung auf die Betriebsführung, stehen bisher jedoch selten im Fokus von Forschungsvorhaben.

Hochoffiziell liest sich die Beschreibung des Projektes übrigens wie folgt: „Das Pilotprojekt ist eine Zusammenarbeit zwischen der Stadt Kleve, der Landwirtschaftskammer NRW und dem TransRegINT (Transformation der Region Niederrhein: Innovation, Nachhaltigkeit, Teilhabe) Projekt der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) und steht unter dem Motto ‚Agroforst gemeinsam gestalten‘. Geplant ist die Implementierung eines Agroforstsystems auf einer städtischen Landwirtschaftsfläche, die durch Haus Riswick bewirtschaftet wird, und die im Zuge der Landesgartenschau 2029 als innovative und (vielleicht) zukunftsweisende Form der Landwirtschaft in unserer Region vorgestellt werden soll. Ein Agroforstsystem ist die Kombination und Bewirtschaftung von Ackerbau oder Dauergrünland, mit oder ohne Tierhaltung, gemeinsam mit Gehölzen auf einer Fläche. Für ‚Alleen 3‘ ist keine Tierhaltung vorgesehen, daher spricht man in diesem Fall von einem silvoarablen System, also die Kombination von Ackerkulturen mit Gehölzen.“

Die „Projektnachbarn“ – die Anlieger also – würden gern wissen, ob das Gelände weiterhin frei zugänglich ist, oder ob mit einer Einzäunung zu rechnen ist. Eine Einzäunung sei, erfuhren sie, zunächst nicht geplant. Es werde sich nichts ändern. Freilich, so Kleves Bürgermeister Wolfgang Gebing, könne es später im Zusammenhang mit der Landesgartenschau dazu kommen, dass bestimmte Areale für die Dauer der Gartenschau eingezäunt würden. „Es geht da unter anderem auch darum, dass wir dann Eintrittskarten verkaufen möchten.“

Das Projekt bietet übrigens angesichts der rund 350 Bäume und Sträucher, die gepflanzt werden, die Möglichkeit Verbissschutzmöglichkeiten zu testen. Apropos Pflanzen: Bei der Planung des Agroforsts habe man, so Jens Gebauer, explizit auf die Ausrichtung geachtet, denn der attraktive Blick auf Stiftskirche und Schwanenburg solle erhalten werden. Ebenfalls geplant: Verschiedene Veranstaltungen, die der Öffentlichkeit das Projekt näher bringen sollen, das, so Kisters, „Erkenntnisse für die Landwirtschaft in unserem gesamten Bundesland liefern kann und wird“.

Mit dem ersten Spatenstich gaben (v.l.) Bürgermeister Wolfgang Gebing, Christian Bomblat, Technischer Beigeordneter, Karl Werring, Präsident der Landwirtschaftskammer und Peter Kisters, Vizepräsident für Forschung, Innovation und Wissenstransfer der HSRW den Startschuss für die Pflanzung. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

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