
Schüler der Liebfrauenschule in Geldern bringen ihren eigenen Thriller auf die Leinwand
Jeder könnte der nächste sein / Vorstellungen am 11. und 12. Februar
GELDERN. Dass Online-Plattformen wie TikTok auch die Kreativität von Jugendlichen ankurbeln können, zeigt das Beispiel von Amra, Bianca und Aileen. Die drei Abiturientinnen des Berufskollegs Liebfrauenschule in Geldern kreierten ihren eigenen Film, der im Februar bei gleich zwei Vorstellungen vor Publikum gezeigt wird. „Who‘s Next?“ heißt der Thriller, der sich um eine verhängnisvolle Partynacht in den Räumlichkeiten des Lehrinstituts dreht. Die Schülerinnen berichten von der Zeit der Produktion und was sie für sich daraus gelernt haben.
Alles begann im November 2023. „Ich habe ein TikTok-Video gesehen, in dem gezeigt wurde wie Schüler selbstständig einen Film in ihrer Schule drehen. Ich fand es cool und habe das Video dann aus Spaß Aileen geschickt. Sie hat direkt gesagt, dass wir das auch machen sollten. Ich wusste erst nicht, ob sie das wirklich ernst meint, aber uns wurde schnell klar, dass wir da beide Lust darauf haben“, erklärt Bianca Heufs, die zusammen mit Aileen Maaßen für das Drehbuch, die Regie sowie die Nachbearbeitung verantwortlich ist. Eineinhalb Jahre und fast 40 Stunden Material später ist „Who‘s Next“ nun endlich fertig – gekürzt auf 60 Minuten, die beim Publikum Spannung und Nervenkitzel wecken sollen.
Zu viel möchten die Regisseurinnen nicht über die Handlung verraten. Nur so viel: „Eine Freundesgruppe möchte eine Party organisieren und sucht nach dem extra Adrenalin-Kick. Also brechen sie nachts in ihre Schule ein, um dort zu feiern, doch schon bald passieren einige gruselige Dinge“, erläutert Bianca weiter. Lichter flackern, die Musik stockt und die Türen sind plötzlich verschlossen. „Es gibt keinen Ausweg und es bricht Panik aus“, ergänzt Amra Kolenovic, die eine der Hauptrollen in „Who‘s Next“ spielt.
Neben Bianca, Aileen und Amra sind viele weitere Schüler an dem Projekt beteiligt. „Wir haben erst mal gefragt, wer Lust hat, mitzumachen“, erklärt Bianca. Ein Kameramann, Maskenbildnerinnen, Komparsen und weitere Schauspieler gehörten schon bald zum Ensemble dazu. Die Schulleitung und einige Lehrer stellten dafür die Räumlichkeiten und eine Kamera für die Aufnahme zur Verfügung.
Schulleiter Guido Niermann ist stolz auf die Disziplin und Kreativität, die seine Schülerinnen mit ihrem Projekt an den Tag gelegt haben: „Die Schule hat eine Affinität für Kunst und Kultur jeglicher Art, daher ist es immer sehr gern gesehen, wenn Schüler ihre eigenen Projekte planen. Anschließend war die Frage, was wir als Schule tun können, um zu helfen.“ In diesem Zusammenhang erhielt die Schülergruppe sogar einen eigenen Schlüssel für die Liebfrauenschule um außerhalb des Unterrichts, abends oder am Wochenende drehen zu können. Ein komisches Gefühl habe Niermann dabei aber nicht gehabt. „Man muss immer bedenken, was die Schüler bei ihren Projekten noch lernen. Das ist zum Beispiel Disziplin und Verantwortungsbewusstsein.“ Demnach habe die Schule der Gruppe mit Bereitstellung des Schlüssels natürlich einen Vertrauensvorschuss erteilt, es „ist aber nun sehr schön, zu merken, dass man sich auf unsere Schüler verlassen kann und alles geklappt hat“, wie Niermann weiter erläutert.
Schnell haben Bianca und Aileen gemerkt, wie viel Arbeit wirklich hinter der Produktion eines Films steckt. „Im Januar 2024 haben wir angefangen zu drehen und schnell gemerkt, dass es doch mehr Zeit in Anspruch nimmt, als wir vorher glaubten. Zusätzlich hatten wir auch etwas Zeitdruck, weil es immer später dunkel wurde und der Film nachts spielt, wir also immer erst spät drehen konnten“, erinnert sich Bianca.
Zusätzliche Hürden wie Ausfälle unter den Schauspielern, die Produktion des Schulmusicals, welche teilweise parallel zur Entwicklung des Films stattfand, und das Anpassen des Drehbuchs seien manchmal auch zur Belastung geworden. Aber: „Es gab nie einen Moment, in dem wir wirklich aufhören wollten“, betont Bianca. So waren Sorgen und Zeitdruck zwar da, trotzdem verloren die Schülerinnen ihr Ziel nie aus den Augen. „Der letzte Drehtag war im Juni. Dann begann direkt auch die Nachbearbeitung, mit der wir Anfang Januar fertig wurden.“
Eine intensive Zeit liegt hinter den Schülern, sie konnten aber viel daraus mitnehmen und gute Erfahrungen machen, wie Aileen erläutert: „Das Projekt hat uns sehr in unserer Entwicklung geholfen. Wir sind Eigenständiger und Verantwortungsbewusster geworden.“ Auch sich durchzusetzen und immer wieder kreative Lösungen finden zu müssen, sei am Ende das Wertvollste gewesen, ergänzt Bianca.
Mit Erstaunen mussten sie zum Beispiel feststellen, welche kleinen Details dem Zuschauer auffallen können. „Wir mussten darauf achten, dass die Schauspieler an allen Drehtagen gleich aussehen und zum Beispiel Armbänder auch immer an demselben Arm tragen. Außerdem mussten die Lichtverhältnisse stimmen und alle Szenen stimmig ineinander übergehen, auch wenn wir sie an verschiedenen Tagen gedreht haben“, sagt Bianca. Es sei toll gewesen zu erleben, wie die Schauspieler ihre Rollen zum Leben erwecken, so wie es die Filmmusik am Ende mit dem gesamten Produkt gemacht hat. „Wir wussten ja, welche Gefühle in den Szenen transportiert werden sollten, die Musik hat diese Emotionen aber noch mal verstärkt“, erklärt Bianca abschließend.
Der fertige Film wird am Dienstag, 11. Februar der Schulgemeinschaft und am Mittwoch, 12. Februar dann auch der Öffentlichkeit vorgestellt. Ab 18 Uhr können Interessierte am Eingang der Realschule (Weseler Straße 17 in Geldern) an der Abendkasse ihr Ticket holen. Der Eintritt kostet fünf Euro für Erwachsene und vier Euro für Jugendliche bis 18 Jahren. „Who’s Next?“ startet um 19 Uhr in der Aula der Schule.
Vor Ort werden dann auch Popcorn und Getränke verkauft. Der Erlös fließt in die Abikasse des Abschlussjahrgangs.

Schockierende Ereignisse überschatten eine Schülerparty in der Liebfrauenschule.Foto: privat
Amra Kolenovic (l.) und Bianca Heufs freuen sich auf die Premiere des Films „Who‘s Next?“. NN-Foto: JK
