
Rees: Neue Pläne für das ehemalige Krankenhaus
Tiefgarage und – teils öffentlich geförderter – Wohnraum für die Rheinstadt
REES. Vor zwei Jahren (und acht Tagen) hat Sebastian Hense das Bürgermeisteramt in Rees übernommen. In dieser Zeit „haben wir uns intensiv mit diesem Projekt beschäftigt. Es ist der erste große Punkt in der Innenstadt, der sich positiv entwickelt“, freut sich Hense. Es geht um das ehemalige Krankenhaus an Gouverneurstraße und Neustraße. Seit die letzte Abteilung im Jahr 2013 geschlossen wurde, steht das Gebäude leer. Nun haben die Stadt Rees und der Projektentwickler ihre Pläne für die weitere städtebauliche Entwicklungen des Objektes vorgestellt.
Eine „wesentliche Frage aus der Bevölkerung“ aus der Bevölkerung greift Hense gleich zu Beginn auf: Muss das Krankenhaus abgerissen werden? Dabei geht es vor allem um das Gebäude an der Gouverneurstraße mit seiner markanten Fassade und dem Portal. „Die Antwort ist: Ja, leider!“, sagt Hense. Alle ernsthaften Interessenten seien in der Vergangenheit immer zum gleichen Schluss gekommen: Es lohne sich nur ein Abriss und ein Neubau. „Ich weiß, dass der Wunsch vieler Reeser der Erhalt des Gebäudes ist. In dieser Struktur und Bausubstanz ist es aber nicht möglich“, betont Hense. Max Trapp von der Trapp KG aus Wesel, Projektentwickler und Investor, bestätigt: „Auch wir haben uns mit der Frage, das alte, gelb verputzte Gebäude zu erhalten, lange beschäftigt. Wir hätten aber zu viele Kompromisse eingehen müssen.“ Zudem hätte es laut Trapp „fördertechnische Schwierigkeiten“ gegeben, aufgrund der Umnutzung eines ehemaligen Krankenhauses in ein Wohnhaus. „Dafür hätte es keine Fördermittel gegeben.“
Doch gibt es auch eine gute Nachricht: „Wir greifen die Struktur des alten Gebäudes im Neubau wieder auf“, sagt Hense. Auch Trapp spricht von einer „schönen, technischen Lösung“, die man gemeinsam mit der Architektur Stockhausen gefunden habe. „Die ersten Entwürfe sahen noch ganz anders aus“, berichtet Trapp. „Wir haben sie an die Reeser Gestaltungssatzung angepasst, damit sich alles ins Stadtbild einfügt.“ So soll sich etwa das Eingangsportal an der Gouverneurstraße künftig im Durchgang zu einem begrünten Innenhof wiederfinden. Das sei laut Hense „sehr positiv und schafft einen Wiedererkennungswert“.
Neubau mit vollständiger Tiefgarage
Ein weiterer positiver Punkt, der die Reeser Verwaltung sehr freut: Der Neubau soll eine vollständige Tiefgarage mit 58 Pkw-Stellplätzen plus Fahrrad-Stellplätzen erhalten. „Das ist wichtig, da der Parkdruck in der Innenstadt nicht niedrig ist“, sagt Hense. Und auch durch die neuen Wohnungen, die entstehen, nicht kleiner werde. In der Vergangenheit seien viele Pläne an eben dieser Frage der Tiefgarage gescheitert.
Derzeit plant Trapp, das in Rees „im deutlich zweistelligen Millionenbereich“ investiert, auf dem 3.200 Quadratmeter großen Grundstück zwei Gebäude – links (Gouverneurstraße) Haus 1 und 2 mit drei Obergeschossen, rechts (Neustraße) Haus 3 mit zwei Obergeschossen – mit 69 Wohneinheiten in unterschiedlichen Größenordnungen: zwei bis vier Zimmer, 45 bis 99 Quadratmeter. „Ein schöner Wohnungsmix“, sagt Architekt Anton Stockhausen. Jede Wohnung verfügt über Terrasse, Loggia oder Balkon als Freibereich, zudem über einen eigenen Kellerbereich und Waschraum. „Alle Wohnungen barrierefrei und seniorengerecht und über Aufzüge erreichbar“, betont Stockhausen.
Zwischen den beiden Gebäuden „schaffen wir eine neue Achse, eine Wegeverbindung zwischen der Gouverneur- und der Neustraße, wie es sie früher schon einmal gab“, erläutert Stockhausen. Wie die beiden Innenbereiche, sind auch die Dächer großflächig begrünt. Hier können auch PV-Anlagen installiert werden. „Einen Teil der Dachfläche mit PV-Anlagen zu versehen, ist verpflichtend“, sagt Stockhausen.
Laut Max Trapp habe man sich für den Kauf des ehemalige Krankenhauses entschieden, „weil es sich um ein Objekt in sehr guter, zentraler Innenstadtlage handelt“. Die Mietwohnungen, die hier entstehen, sind zum Teil öffentlich gefördert. „Es ist wichtig, dass hier etwas entsteht, das städtebaulich gefällt und dazu neuen Wohnraum schafft“, betont Hense. „Auch geförderter Wohnraum, den wir dringend brauchen.“
Die Zustimmung aus der Reeser Politik vorausgesetzt – „ich bin da zuversichtlich, da wir ein gutes Konzept haben“, sagt Hense – könnten Ende 2026, Anfang 2027 die Bauarbeiten beginnen. Der konkrete Baubeginn hänge nicht zuletzt von den Fördermitteln, sprich vom Kreis Kleve als zuständiger Bewilligungsbehörde, ab. „Es ist längst nicht mehr so, dass mit der Baugenehmigung auch zeitgleich der Fördermittelbescheid vorliegt“, weiß Trapp. Wenn alle Bescheide und Genehmigungen vorliegen, gehen die Beteiligten von einer Bauzeit von rund zweieinhalb Jahren aus. Im besten Fall könnte noch im Jahr 2028 die Eröffnung gefeiert werden. „Im Jahr unseres großen Stadtjubiläums – sehr gerne!“, sagt Bürgermeister Hense schmunzelnd.
Umfrage-Ergebnisse und Mitwirken von Pfarrer Eiden
Aus einer Umfrage vor einigen Jahren sind Wünsche aus der Bevölkerung in die neuen Pläne eingeflossen, etwa die Wegeverbindung zwischen Gouverneur- und Neustraße, das Thema Parkplatz-Problematik mit der Tiefgarage sowie der Erhalt des Charakters des alten Krankenhauses. An der damaligen Umfrage war auch der ehemalige Reeser Pfarrer Eiden beteilgt. „Er hat die Gespräche bis kurz vor seinem Ausscheiden begleitet und einen entscheidenden Anteil an den Fortschritten“, sagt Bürgermeister Sebastian Hense.

Zwei Gebäude sollen auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses entstehen. „Wir arbeiten auf den ursprünglichen Grundrissen“, sagt Architekt Anton Stockhausen. Grafik: Architektur Stockhausen
Die Struktur der Fassade soll sich auch im Neubau widerspiegeln. NN-Foto: MB
