Rees: Das Warten auf den Baustart
Zahlreiche Wohnungsbau-Projekte liegen in Rees derzeit auf Eis – doch es gibt auch positive Nachrichten
REES. Die enorm gestiegenen Baukosten haben in den vergangenen Jahren vielerorts dazu geführt, dass gerade Projekte zum Wohnungsbau auf Eis gelegt wurden. So auch in Rees. „Fast alle Bauprojekte kämpfen damit“, weiß Bürgermeister Sebastian Hense. Doch an mancher Stelle kommt langsam Bewegung in die Sache.
Das große Projekt „Stadtgarten-Quartier am Delltor“ gliedert sich in zwei Teile. Das ehemalige Post-Gebäude, das laut Hense „immer baufälliger“ wird, soll „zügig abgerissen“ werden. Danach werde die Fläche an der Dellstraße „hergestellt, dass es halbwegs schön wird“. Parkplätze werden hier jedoch nicht entstehen, betont Hense, sondern „eine temporäre Grünfläche“. Zum zweiten Teil des Projekts, dem alten Niag-Gelände, „gibt es nichts Neues zu vermelden“, sagt Hense. Die Stadt sei im ständigen Austausch mit Projektentwickler Andreas Hüls, habe auch Kontakte zu potenziellen Partnern vermittelt. „Die Schwierigkeit ist, Investoren für die Wohnraum-Herstellung zu finden“, erläutert Hense. Im Quartier soll eine Kombination aus Gewerbe – in Form eines Vollsortimenters – und Wohnbebauung entstehen. Zwar erwarte er nicht, dass es noch in diesem Jahr weitergeht, „perspektivisch wird dort aber etwas passieren“, versichert der Bürgermeister.
Still liegt auch die Baustelle an der Florastraße. Die Gocher Wohnbau hat das Gelände gekauft, um hier drei Gebäudekomplexe zu errichten. „Sie sagen aber, dass es im Moment zu teuer ist“, berichtet Hense. Statt des Baustarts „verwildert das Grundstück leider“, bedauert der Bürgermeister. Zum Neubaugebiet „Gut Friedburg“ müssen „kleine Änderungen“ durch den Bauausschuss. Hier hält das Unternehmen RSE Bau aus Rees an seinen Plänen fest.
Besser sieht es an der Sahlerstraße aus, wo die Arbeiten voranschreiten. „Ein sehr positives Beispiel, wie neuer Wohnraum entsteht“, nennt es der Reeser Bürgermeister. Im Baugebiet „Am Rükenbuschfeld“, das laut Hense „noch nicht ganz gefüllt“ ist, gibt es zwar „kleinere Verzögerungen“, doch man arbeite an einer Erweiterung und sei „auf dem Weg“. Das Baugebiet „Kampschultenhof“ in Haldern „nimmt hoffentlich in 2025 mehr Fahrt auf“, sagt Hense, was auch für die Entwicklung eines kleinen Baugebietes am Grüttweg sowie in Rees-Mehr gilt.
Viele Gespräche
Da zusätzlicher Wohnraum im Reeser Stadtgebiet „dringend benötigt“ wird, hofft man bei der Stadt auch auf die Entwicklung des ehemaligen Krankenhauses an der Neustraße. Allerdings gehört dieses nicht der Stadt, sondern der Stiftung Maria-Johanna-Hospital. „Wir haben als Stadt positive Gespräche mit interessierten Investoren geführt und diese auch an das Kuratorium der Stiftung weitergeleitet“, berichtet Hense. Neben den Baukosten ist hier der Altbau ein Knackpunkt: Viele Reeser sind für dessen Erhalt. „Persönlich glaube ich nicht, dass sich ein Investor finden wird, der alles erhält“, äußert Hense offen seine Bedenken. „Ich gehe eher von einem kompletten Abriss und einem Neubau aus.“ Er hoffe, dass mit Beginn des neuen Jahres „der Ball hier ins Rollen kommt“.
Zwar kein Wohnbau-, dafür aber das oft zitierte „Leuchtturm-Projekt“ für die Stadt ist der Ferienpark Reeser Meer. Anfang 2025 „werden wir hier erste Erdbewegungen sehen“, kündigt Hense an. Der städtebauliche Vertrag ist unterzeichnet und damit „ein großer Brocken“ aus dem Weg geräumt, da damit sowohl die innerliche als auch die äußerliche Erschließung – sprich die Zufahrt über die Deichstraße – geregelt ist. Bereits begonnen hat die Sanierung des Hauses des Wahrsmannshofs, in dem die Entwicklungsgesellschaft „Wald und Welle Reeser Meer“ bereits ihren Firmensitz hat und später einmal das Empfangsgebäude des Ferienparks sein wird. Hense rechnet damit, dass Erik Winther, Geschäftsführer von „Wald und Welle“, in der übernächsten Sitzung des Bauausschusses einen aktualisierten Zeitplan vorstellen wird. Derzeit sehen die Planungen vor, dass in 2026 die ersten Häuser fertiggestellt werden sollen; für 2028 ist dann der Abschluss des ersten und für 2030 des zweiten Bauabschnitts vorgesehen.
Beim Thema Freibad hat sich die Reeser Politik nach intensiven politischen Beratungen für eine in zwei Module gegliederte Lösung entschieden. Das erste Modul umfasst eine „Wasserfreizeit“ mit einem „Spray Park“ für Kinder bis zwölf Jahren sowie die technische Modernisierung des Hallenbades. Das Vorhaben kostet rund vier Millionen Euro. Das Problem: Der Stadt wurde zwar bereits mitgeteilt, dass sie eine Förderung von 1,4 Millionen Euro erhalten wird, allerdings muss die endgültige Zusage noch durch die entsprechende Behörde. „Darauf warten wir bereits seit zwei, drei Monaten“, ärgert sich Hense über diesen „Bürokratie-Wahnsinn“. Zumal von diesem Bauvorhaben auch der Reeser Schwimmclub betroffen sei, der ein neues Vereinsheim bekommen soll. Abhängig von der finanziellen Situation der Stadt Rees soll im zweiten Modul dann die komplette Freibadlandschaft realisiert werden.
Zwar kein Bau-, dennoch ein wichtiges Projekt für Rees ist der Leerstand im Erdgeschoss des Gebäudes am alten Pumpwerk („Drei-Giebel-Haus“). Wie Hense berichtet, führe die Stadt „dort intensive Gespräche, um mögliche Betreiber einer Gastronomie an den Eigentümer heranzubringen“. Noch habe man jedoch keinen Interessenten gefunden, der auch dem Eigentümer zusagt. „Ich hoffe, dass wir auch diesen Leerstand in schöner Lage direkt am Rhein bald mit Leben füllen – wie es uns, gemeinsam mit dem Eigentümer, bereits bei den Rheinterrassen gelungen ist“, sagt Hense.
Das „Stadtgarten-Quartier“, das am Delltor in Rees entstehen soll, verzögert sich. Grafik: Hüls Baukonzepte
Michael Bühs ist Redakteur bei den Niederrhein Nachrichten und betreut die Ausgabe Emmerich/Rees.