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Atze Schröder steht am Samstagabend beim FZX-Open Air an der Xantener Südsee auf der Bühne. Foto: Guido Schrödert
20. August 2024 · Sabrina Peters · Niederrhein

„Man braucht ja immer einen Schuldigen – und der bin ich“

Komiker Atze Schröder spricht im NN-Interview über sein aktuelles Programm

NIEDERRHEIN. Der Mann mit der auffälligen Perücke ist inzwischen Kult. Seit 30 Jahren sorgt Atze Schröder im Fernsehen und auf der Bühne für etliche Lacher. In seinem aktuellen Tour-Programm „Der Erlöser“, mit dem er am kommenden Samstag, 24. August, ab 20 Uhr beim FZX-Sommer-Open Air an der Xantener Südsee zu Gast ist, verpackt er ernste Themen in unterhaltsame Comedy. Bevor Schröder das Publikum aber von allem Bösen erlöst, wie er verspricht, hat der Kult-Komiker mit NN-Redakteurin Sabrina Peters über seine eigenen Sünden, Veganismus und die Entwicklung der Comedy-Szene gesprochen. Außerdem verlosen die NN 3x2-Karten für seinen Auftritt beim FZX-Sommer-Open Air am kommenden Samstag im Naturband Xantener Südsee.

Der Erlöser“ heißt Ihr neues Programm, indem sie sagen: „Wir sind alle schuldig“ – sei es in Bezug auf Konsum, Urlaub, Party, Drogen oder Netflix. Worin bekennen Sie sich schuldig?

Atze Schröder: Auf jeden Fall zu viel Reisen, zu viel gutes Essen. Klamotten, die ich nicht brauche. Schnelles Autofahren. Und da gibt’s sicherlich noch ein paar Dinge, die im Verborgenen bleiben müssen. Ich glaube, dass jeder, wenn er lange genug überlegt, eine Liste zusammen bekommt. Deshalb habe ich mir ja auch gedacht, dass es gut ist, wenn sich einer mal hinstellt und sagt: Hier ist der Erlöser. Ihr könnt Eure Sünden auf mich werfen und wenn Ihr heute Abend nach Hause geht, habt Ihr wieder eine weiße Weste.

War das auch die Idee zum Programm?

Schröder: Die große Idee hinter dem Programm war eigentlich, dass ich das spüre, was nach der Pandemie und dem Krieg alle spüren: Alle sind so ein bisschen verunsichert. Da habe ich gedacht, es wäre doch ein guter Ansatz und Zeitgeist, wenn man dann sagt: Kommt, ich bin verantwortlich. Ich erlöse Euch. Man merkt auch, dass die Sehnsucht nach dieser großen starken Frau oder dem großen starken Mann da war, der sagt: ich regle das jetzt mal alles, weil, wer soll es auch sonst machen?

Wie sollen die Menschen am Samstagabend nach Hause gehen?

Schröder: Sehr befreit, sehr glücklich und mit einem reinen Gewissen. Am Ende ist sehr viel weggelacht. Das ist natürlich am wichtigsten. Aber ich erteile auch die absolute Lotion.

Was sind denn Ihrer Meinung nach die größten Sünden der heutigen Gesellschaft?

Schröder: Dass wir kein Miteinander mehr haben, aber das ändert sich bereits während meiner Show. Ich singe ja auch. Ganz genau kann ich es noch nicht verraten, aber ich animiere mein Publikum auch dazu, Dinge zusammen zu erleben. Und das Zweite ist, dass wir zu sehr das Negative sehen. Deshalb versuche ich den Blick auch wieder auf die positiven Sachen zu lenken und nicht zu gucken, was fehlt uns, sondern was haben wir noch Gutes. Und das spicke ich natürlich mit vielen Lachern. Da lege ich meine Hand für ins Feuer, denn das Programm ist erprobt.

Was haben wir denn Gutes?

Schröder: Wir leben erstmal schon in einem Land, in dem es fast jedem gut geht. Wenn man, so wie ich, oft in Afrika ist, dann weiß man, was echte Armut ist. Des Weiteren haben wir Schulen, Krankenhäuser und wenn wir die Polizei rufen, dann kommt sie auch. Da sind wir schon beim Thema innerer Sicherheit. Wir sitzen mit dem Arsch in der Butter, aber mehr ist oft gar nicht mehr.

Also müssten wir weniger über die Politik meckern und mehr das Gute sehen?

Schröder: Man braucht ja immer einen Schuldigen. Das ist ja genau der Ansatz, den ich auch liefere. Ich zeige ja nicht nur, wie es geht und wo die schönen Seiten sind, sondern ich bin der Schuldige. Ich bin an allem Schuld. Ihr könnt mich benennen. Das befreit ja oft auch. Darin liegt die Erlösung.

Sie selbst sind Veganer und setzen sich auch für den Tierschutz ein. Wie passt das überhaupt zum Ruhrpott-Macho Atze Schröder, wie man ihn früher kannte?

Schröder: Da liegt auch eine schöne Fallhöhe drin. So nach dem Motto, wenn er es macht, muss ich es mir ja vielleicht auch noch überlegen. Wenn jetzt eine Ricarda Lang (Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen und Bundestagsmitglied; Anm. d. Red.) dazu aufruft, erwartet man es ja irgendwie schon. Aber wenn ein Atze Schröder sagt, ich esse jetzt kein Fleisch mehr und nehme Rücksicht, und ich verkaufe meinen Porsche, dann hat das einen ganz anderen Druck.

Wie kam es denn zu der Entscheidung?

Schröder: Man entwickelt sich ja. Wenn ich mich immer nur noch mit dem, mit dem ich Erfolg hatte, wiederholen würde, würde ich mich selber langweilen. Ich versuche schon die Figur auf der Bühne, den Atze Schröder, weiterzuentwickeln und am Zeitgeist teilnehmen zu lassen. Wie ich es eben schon beschrieben habe, liegt dort auch eine echte Fallhöhe drin. Wenn ein Atze Schröder plötzlich Öko ist, hat das doch viel mehr Aussagekraft, als wenn jemand, der immer schon so war, das weiter predigt.

Hoffen Sie, dass Sie auch Menschen damit inspirieren können?

Schröder: Inspirieren ist vielleicht ein gutes Stichwort. Ich versuche Triggerpunkte zu setzen, aber ich versuche keinen zu missionieren. Das muss am Ende jeder selbst wissen.

Sie sind schon seit 30 Jahren im Business. Die Comedy-Szene hat sich mit beliebten Formaten, bei denen mehrere Künstler an einem Abend auftreten, wie dem „Quatsch Comedy Club“ und „Night Wash“, das morgen Abend beim FZX-Sommer-Open Air zu Gast sein wird, verändert. Wie verfolgen Sie diese Entwicklung? War es früher oder heute besser?

Schröder: Ich glaube, es passte immer in die Zeit – und zurzeit eben gerade diese beiden Formate. Vergangene Woche hatten wir noch zwei Aufzeichnungen vom „Quatsch Comedy Club“. Ich bin zudem immer wieder Gast bei „Night Wash“, wo ich eigentlich immer mit Abstand der Älteste bin. Ich sehe das aber sehr positiv, wie die neuen Komikerinnen und Komiker da rangehen. Das inspiriert mich auch.

Sind die neuen Künstler heute mutiger? Nehmen diese wirklich kein Blatt mehr vor den Mund?

Schröder: Ich glaube, dass sie nicht mutiger sind – vielleicht sogar weniger mutig. Aber sie haben mehr Haltung. Sie hinterfragen sich selbst mehr, als einfach nur den schnellen Gag zu suchen. Das finde ich auch raffiniert, wenn dann irgendwann auch ein Gag kommt.

Warum glauben Sie, dass Künstler heute weniger mutig sind? Spielen da auch die sozialen Medien eine Rolle?

Schröder: Ja, unbedingt. Man muss heute schon viel vorsichtiger sein. Ein harter Satz und schon geht der Shitstorm los. Bei mir ist das nicht so schlimm, da ich schon so lange dabei bin. Die meisten denken sich: Ach, das hat eh keinen Zweck bei dem. Aber als junge Komikerin und junger Komiker muss man schon aufpassen, was man sagt und wem man auf die Füße tritt. Vielleicht ist das aber ja auch gar nicht so schlecht, dass man das, was man sagt, drei Mal überdenkt.

Sie sind in diesem Sommer auch beim Heavy-Metal-Festival in Wacken aufgetreten. Ist für Sie die Location des FZX-Open Air am Naturbad Xantener Südsee trotzdem noch eine Besondere?

Schröder: Total. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als die Anfrage für dieses Jahr wieder kam. In Xanten herrscht schon eine spezielle Atmosphäre. Im vergangenen Jahr hat es erst geregnet und um Punkt 20 Uhr, als ich auf die Bühne kam, hörte es auf. Zum Schluss kam sogar noch kurz die Sonne durch. Das war ein magischer Abend. In diesem Jahr ist einen Tag später ja auch „Night Wash“ noch da. Wenn ich mithelfen konnte, dass das zu einer Comedy-Location wird, ist das doch super. Zudem spiele ich allgemein sehr gerne Open Airs. Was in Xanten aber besonders gut ist, ist die gute Sicht auf das Publikum und das heißt auch, dass man von der Bühne alle supergut erreichen kann. Man ist mit dem ganzen Publikum in Kontakt. Das ist schon ein toller Ort – quasi das „Wacken am Niederrhein“.

Was verbinden Sie mit dem Niederrhein?

Schröder: Ich war ja auf Tour immer mal wieder am Niederrhein. Es ist eine schöne Mischung an Mentalität. Es ist nicht ganz so verrückt wie das Ruhrgebiet. Man ist etwas aus den Metropolen wie Köln und Düsseldorf raus. Diese gewisse Gemütlichkeit gefällt mir sehr gut.

Sabrina Peters

Verlosung

Die NN verlosen 3 x 2 Tickets für „Der Erlöser“ am kommenden Samstag, 24. August, in Xanten. Einfach eine E-Mail mit Name, Anschrift, Telefonnummer und dem Betreff „Atze Schröder“ an gewinnspiel@nn-verlag.de senden. Einsendeschluss ist der 22. August.

Atze Schröder steht am Samstagabend beim FZX-Open Air an der Xantener Südsee auf der Bühne. Foto: Guido Schrödert

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