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Berichten vom Kasematten-Fund: (v. l.) Saskia Schraap, Jens-Holger Wroblewski, Acky Teegen (alle Wroblewski Archäologie & Burgenforschung) und Manuela Himmelberg (Stadt Rees, Fachbereich 6 – Planen, Bauen und Umwelt, zuständig für Baudenkmale). NN-Foto: MB
8. September 2024 · Michael Bühs · Rees

Historischer Fund in Rees

Bislang unbekannte Kasematten-Anlage aus dem 16. Jahrhundert entdeckt

REES. Die Historie von Rees ist vielfach dokumentiert und an vielen Stellen gut sichtbar – sei es in Form der Stadtmauer oder der Kasematten. Und dennoch gibt die älteste Stadt am unteren Niederrhein immer wieder weitere Teile ihrer Geschichte preis. Jüngstes Beispiel ist der Fund einer bislang unbekannten Kasematten-Anlage auf der Straße Vor dem Delltor.

Bei Tiefbauarten hatte sich Mitte August über Nacht ein Hohlraum gebildet. Im Zuge weiterer Untersuchungen wurde ein Stück Mauerwerk entdeckt. „Es handelt sich vermutlich um eine Anlage aus dem 16. Jahrhundert“, berichtet Jens-Holger Wroblewski, der mit seinem Team von Wroblewski Archäologie & Burgenforschung den Fund untersucht hat. Der Scheitelpunkt des fünf Meter langen und zweieinhalb Meter breiten Gangs, der über etwa zehn Meter in Richtung Westring abfällt, liegt rund 1,60 Meter unter der Fahrbahndecke. Zwar ist ein Ende nachgerutscht, dennoch vermutet Wroblewski, dass der Gang in eine Schießkammer mündet. „So konnte man die Flanken der Stadtmauern verteidigen und lange Strecken bestreichen“, erläutert der Forscher. Der neue Fund zeigt Parallelen zu den bekannten Verteidigungsanlagen in Rees und lässt damit Rückschlüsse auf deren Entwicklung zu. Beginnend mit der Bastei am Bär, wurde im Verlauf des 16. Jahrhunderts „die ganze Stadt systematisch nach einem Masterplan befestigt“, erläutert Wroblewski. Es entstand ein Ring von Verteidigungsanlagen, unter anderem nach der Festungslehre von Albrecht Dürer. „Das ist einmalig am Niederrhein“, sagt Wroblewski, „denn nur Rees hatte die Mittel für einen solchen Bau.“ Allerdings war die gesamte Anlage schnell veraltet, sodass noch im 17. Jahrhundert eine neue Stadtbefestigung mit größeren Gräben und riesigen Eckbastionen errichtet wurde. „Die ältere Anlage ist unter der großen Bastion der Niederländer verschwunden, wie am Westring“, sagt Wroblewski.

Die Spuren der bislang unbekannten Kasematten-Anlage sind inzwischen wieder unter der Fahrbahndecke verschwunden, da die Fundstelle mit speziellem Flüssigboden aufgefüllt wurde. Dieser schütze die Denkmalsubstanz „und kann gegebenenfalls rückstandslos entfernt werden“, erläutert Wroblewski.

Während der Forscher mit der „Spukgeschichte“ eines Geheimgangs rund um Rees, der sogar bis nach Emmerich reichen soll, aufräumt – „es gibt keinerlei Hinweise darauf“ –, vermutet er unter dem ehemaligen Postgebäude, der zeitnah abgerissen werden soll, eine Anlage in Richtung Falltor analog zum jüngsten Fund am Delltor. „Man kann nur hoffen, dass, wenn die Kellermauer abgetragen wird, direkt dahinter die alte Mauer liegt“, sagt Wroblewski. „Denn wir dürfen nur untersuchen, was sich bis zur Abbruchkante zeigt.“

Luftbild der Arbeiten auf der Straße Vor dem Delltor. Foto: Jens-Holger Wroblewski

Luftbild der Arbeiten auf der Straße Vor dem Delltor. Foto: Jens-Holger Wroblewski

Berichten vom Kasematten-Fund: (v. l.) Saskia Schraap, Jens-Holger Wroblewski, Acky Teegen (alle Wroblewski Archäologie & Burgenforschung) und Manuela Himmelberg (Stadt Rees, Fachbereich 6 – Planen, Bauen und Umwelt, zuständig für Baudenkmale). NN-Foto: MB

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