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Die Crocodiles Herongen sind ein Fußballteam für Übergewichtige. Gründer Mathias Weißköppel (hinten 3.v.l.) heißt neue Mitglieder herzlich willkommen. Foto: privat
2. Februar 2025 · Thomas Langer · Straelen

Hier kicken die Krokodile

Fußball mit Übergewicht: Die „Crocodiles Herongen“ suchen weitere Mitglieder

HERONGEN/NIEDERRHEIN. Mit Übergewicht Fußball spielen: Wieso eigentlich nicht? Doch vor allem in einem Verein ist das leichter gesagt als getan, weiß Mathias Weißköppel. Daher hat der 38-jährige Wachtendonker die „Crocodiles Herongen“ ins Leben gerufen. Neben dem Spaß an der Sache und dem Fitnessgedanken verfolgt das Team aber noch ein anderes Ziel: die Teilnahme an der 1. ÜFL – der 1. Übergewichtigen Fußball Liga.

Hier geht NRW voran: 2023 feierte die ÜFL mit sechs Teams Premiere – als erste ihrer Art in ganz Deutschland. „Entstanden ist sie im Ruhrgebiet“, erzählt Mathias Weißköppel. Heute sind die 13 teilnehmenden Teams in vielen Städten beheimatet: von Essen über Schwerte und Hamm bis nach Bielefeld. In diesem Jahr könnte ihre Zahl auf bis zu 16 anwachsen, „Tendenz steigend“, ergänzt Weißköppel. Er selbst spielte in Duisburg, ehe er sich dazu entschied, mit den Crocodiles Herongen ein eigenes Team zu gründen. „Das ist von der Fahrtzeit her einfach entspannter“, gibt er mit einem Augenzwinkern zu. Doch im Ernst: „Der Bedarf schien ja da zu sein.“ Sein erster Aufruf im Internet gab ihm Recht: Binnen kürzester Zeit meldeten sich 20 Interessenten, darunter auch Fußballbegeisterte aus Kevelaer und Kempen. Das Interesse in der Region ist sogar so groß, dass sich in Geldern-Vernum bereits eine weitere Gruppe bildet. Mathias Weißköppel freut das auch aus weniger offensichtlichen Gründen, wie er mit einem breiten Grinsen zugibt: „Dann haben wir hier direkt ein Derby.“

Zurück zum Sport

Für seine Crocodiles hat er, wie schon die Gründer der ÜFL, ein klares Ziel vor Augen: „Ich möchte Leuten die Chance geben, in den Sport zurückzufinden.“ Durch lange Sportpausen und die Einbußen in der Kondition seien viele Übergewichtige unsicher und die regulären Mannschaften der Sportvereine diesbezüglich nicht immer die beste Anlaufstelle. „Dort müssen sie sich häufig mit der Bank begnügen. Viele wollen sich aber auch im Wettbewerb mit anderen vergleichen, um herauszufinden, wo sie stehen.“ Die Gegebenheiten in einem regulären Team seien da häufig demotivierend. Ähnliche Erfahrungen hätten laut Weißköppel auch zur ÜFL geführt: Die häufigen Niederlagen gegen andere Mannschaften seien die Initialzündung für die Gründung einer eigenen Liga gewesen.

Daher misst auch Mathias Weißköppel eigenen Gruppen für Übergewichtige eine besondere Bedeutung bei: Zum einen, um sie zu ermutigen, zum anderen, um neue soziale Kontakte zu knüpfen. „Man muss jedem Menschen die Chance geben, etwas für die Gesundheit zu tun und fitter zu werden.“ Und das am besten in einer Gemeinschaft mit viel Spaß.

Genau der steht bei den Crocodiles Herongen im Vordergrund: Auf Sprintübungen und andere Konditionsübungen wird hier bewusst verzichtet. Stattdessen stehen ab Februar beim wöchentlich-abendlichen Training das Spielverständnis und Grundlagen wie Pass- und Schussübungen auf dem Trainingsplan. Die Kondition verbessere sich dabei von ganz allein, ist sich Weißköppel sicher.

Die Einstiegshürden fallen mit Blick auf den Grundgedanken niedrig aus. „Vorerfahrung ist nicht nötig, fast alle sind willkommen. Nur ehemalige Profis sind ausgeschlossen.“ Das heißt zudem, dass Frauen und Männer bei den Crocodiles gemeinsam spielen. Die einzigen Voraussetzungen sind ein Mindestalter von 18 Jahren und, wenn es um das Übergewicht geht, ein BMI von 31 oder höher.

Flexibles Spiel

Um ihren Mitgliedern gerecht zu werden, beweist neben den Crocodiles auch die ÜFL Flexibilität bei der Gestaltung des Sports. „Wir spielen nicht mit elf Leuten, sondern mit sieben Feldspielern plus eins auf einem Halbfeld. Der Kader umfasst 15 Leute“, erklärt Mathias Weißköppel. Während des Spiels – eine Halbzeit dauert nach derzeitigem Stand 35 Minuten – darf jederzeit frei gewechselt werden. „Jedes Teammitglied kann auf Wunsch das Spielfeld verlassen.“ Der Vorteil: So bekommt jedes Mitglied eine garantierte Spielzeit.

Das Konzept der Ligaspiele sieht in der Hinrunde aus geografischen Gründen zunächst die Aufteilung in eine West- und Oststaffel vor. Um im weiteren Verlauf den Stärken der jeweiligen Mannschaften Rechnung zu tragen, treten in der Rückrunde schließlich aus den beiden vorangegangenen Gruppen jeweils die Plätze eins bis drei und vier bis sechs in zwei neuen, nun gemischten Ost-West-Gruppen gegeneinander an. „Das soll verhindern, dass eine Mannschaft komplett unter die Räder kommt“, erläutert Weißköppel. Sind die Ergebnisse aus der Hin- und Rückrunde schließlich kombiniert, machen die vier besten Teams den Meistertitel unter sich aus. Somit haben auch die Teams mit schwächeren Hinrunden noch eine Chance auf den Titel.

Einmal im Jahr findet darüber hinaus der „Heavy Cup“ statt. Hierzu sind auch Gäste aus den übrigen Bundesländern eingeladen. „Vor zwei Jahren war sogar ein Team aus Schottland dabei. Sie haben den Pokal gleich mit nach Hause genommen“, erinnert sich Mathias Weißköppel.

Unterstützung vom Verein

„Für die Teilnahme an der Liga braucht es jedoch einen Stammverein“, erläutert er. „Das hat etwas mit Versicherungsgründen und mit der Spielberechtigung und Registrierung zu tun.“ Die Crocodiles sind daher dem SV Blau-Weiß Herongen angeschlossen. Dieser habe das Team von Beginn an großzügig unterstützt und damit das Projekt überhaupt erst möglich gemacht, lobt Weißköppel. Doch auch einen ersten Sponsor haben die Crocodiles bereits gefunden: Die Provinzial aus Herongen hat das Team mit frischen Trikots ausgestattet. Diese für jeden in der passenden Größe aufzutreiben sei keine leichte Aufgabe, weiß Mathias Weißköppel. „Oft endet das Angebot bereits bei 4XL. Es ist schade, dass Sportkleidung in Übergröße so schwer zu finden ist.“

Wer Lust hat, sich den Crocodiles Herongen anzuschließen oder sich weiter informieren möchte, kann das tun: entweder beim SV Herongen oder direkt bei Mathias Weißköppel. Erreichbar ist er unter Telefon/WhatsApp 01523/1850262 oder per Mail an mathias.weisskoeppel@googlemail.com. Mehr zum Thema gibt es auch unter www.instagram.com/crocodiles_herongen/; www.facebook.com/crocodilesherongen/ und unter uefl-nrw.de. T. Langer
Mit den Crocodiles Herongen möchte Mathias Weißköppel zukünftig auch in der ÜFL mitmischen. NN-Foto: Thomas Langer

Mit den Crocodiles Herongen möchte Mathias Weißköppel zukünftig auch in der ÜFL mitmischen. NN-Foto: Thomas Langer Foto: Thomas Langer

Die Crocodiles Herongen sind ein Fußballteam für Übergewichtige. Gründer Mathias Weißköppel (hinten 3.v.l.) heißt neue Mitglieder herzlich willkommen. Foto: privat

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