
Hans Georg Kraemer lebt für die Ahnenforschung
Hans Georg Kraemer besitzt über 10.000 Totenzettel und erforscht nicht nur seine Familiengeschichte
Das Interesse an der eigenen Familiengeschichte hat Kraemer nicht von ungefähr. „Schon meine Mutter hat sich sehr für Ahnenforschung interessiert. Von ihr habe ich auch vieles mitbekommen“, sagt Kraemer. Als sie noch lebte, half er ihr dabei, mehr über ihre Vorfahren zu erfahren. „Sie stammte von einem Bauernhof aus Appeldorn. Wir haben ein altes Familienstammbuch von 1927 gefunden und konnten so einen Grundstamm erstellen“, berichtet Kraemer. Mittlerweile könne er seine Familiengeschichte über elf Generationen bis ins Jahr 1540 zurückverfolgen. „Zudem habe ich eine DNA-Analyse machen lassen, die meine Recherchen exakt bestätigt“, sagt Kraemer. So habe er zu 80 Prozent niederländische Vorfahren, zu zehn Prozent osteuropäische – unter anderem Polen – und zu weiteren Anteilen auch unter anderem skandinavische.
1998 fing Kraemer erstmals an, gemeinsam mit seiner Mutter seine Familiengeschichte zu erforschen. 2003 wurde es dann zu einem sehr intensiven Hobby, dem er wöchentlich mehrere Stunden nachgeht. „Es ist für mich zu einer Leidenschaft geworden. Es hält mich geistig fit und es ist eine tolle Beschäftigung“, sagt Kraemer. Mittlerweile erforscht er nicht nur seine eigene Familiengeschichte. „Ich befasse mich eigentlich mit dem ganzen Niederrhein – besonders natürlich den Kreisen Kleve und Wesel“, sagt Kraemer. Über 10.000 Totenzettel besitzt Kraemer mittlerweile. Die Verstorbenen hat er in einer Liste übersichtlich dargestellt. Darüber hinaus hat der 58-Jährige viele alte Kirchenbücher, Bevölkerungs- und Steuerlisten aus den umliegenden Gemeinden abgeschrieben. „Sie waren ja noch in Sütterlin oder in anderer altdeutscher Schrift verfasst. Ich habe sie dann erstmalig in die heutige deutsche Sprache übersetzt“, sagt Kraemer, der Sütterlin noch in der Schule lernte, im Laufe der Jahre noch zusätzliche Kurse besuchte und die Schriftart dadurch inzwischen sehr gut beherrscht. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände würdigte mit ihrer Auszeichnung auch Kraemers Leistung in dieser Hinsicht.
Hans Georg Kraemer hilft zudem jeden Interessierten mehr über seine eigene Familiengeschichte zu erfahren und selbst Ahnenforschung zu betreiben. „Bei meiner Tante haben wir zum Beispiel erfahren, dass sie und mein Onkel, ihr Ehemann, Verwandte dritten Grades sind“, sagt Kraemer. Überhaupt seien in etwa Büderich nahezu alle Familien über einige Ecken miteinander verwandt: „Früher wurde eben von einem Hof in den anderen hineingeheiratet.“
Kraemers Interesse an der Ahnenforschung ist ungebrochen. „Ich beschäftige mich da manchmal stundenlang mit, weil es mich einfach so sehr interessiert“, sagt der Rheinberger. Als sein Vater ins Altenheim musste, habe er von seinem Hobby profitieren können. „Da sagte mir das Pflegepersonal, dass ich ihm helfen sollte, alte Erinnerungen wieder hervorzuholen. Also habe ich ihm ein Foto-Album erstellt“, erzählt Kraemer. Gleichzeitig versuchte er immer noch mehr über seine eigenen Vorfahren zu erfahren: „Anfangs habe ich mich nur mit meinen direkten Vorfahren beschäftigt und einen Grundstamm erstellt – und dann kamen irgendwann noch die Nebenlinien dazu.“ Dadurch werde sein Hobby für ihn aber nie langweilig. Denn die Reise in die Vergangenheit verbindet Generationen, erzählt vergessene Geschichten und lässt die eigene Familie in einem neuen Licht erstrahlen – ein Geschenk, das nicht nur die Gegenwart bereichert, sondern auch die Zukunft inspiriert.
Sabrina PetersHans Georg Kraemer sammelt Dokumente zur Ahnenforschung aller Art. Im vergangenen Jahr wurde er ausgezeichnet. NN-Foto: SP

Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich