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Live auf der Pop-Bar-Bühne: Michael Kiwanuka, britischer Musiker und Songwriter, war im November 2015 in Haldern. Foto: C. Buckstegen
7. Dezember 2024 · Heiner Frost · Rees

Haldern Pop Bar: Von der Kunst des Zuhörens

Die Pop Bar am Halderner Marktplatz ist längst zu einer musikalischen Institution geworden.

HALDERN. Natürlich: Musik machen ist eine Kunst. Zuhören ist es auch. Wer je auf einer Bühne stand, weiß, dass es verschiedene Arten von Stille gibt. Nicht jedes Publikum versteht sich aufs kreative Zuhören. „Unser Publikum weiß, wie‘s geht“, sagt Stefan Reichmann, „und glaube mir: Die Künstler merken das.“ Wir sitzen in der Pop Bar in Haldern. Der Anlass: ein Jubiläum: 15 Jahre – an die 700 Veranstaltungen. Happy Birthday.

Irgendwie ein bisschen früher denke ich. Über der kleinen Bühne in der Pop Bar: Das vergilbte Foto einer Kuh. Irgendwie ist die Zeit stehen geblieben ohne anzuhalten Wie ging es los mit der Pop Bar? Stefan Reichmann erinnert sich: „Damals gab es ja das Haldern Pop Festival bereits und wir waren auf der Suche nach neuen Räumen. Unser Festivalbüro war längst zu klein.“ Reichmann erfurh, dass jemand die alte Gaststätte Koopmann gekauft hatte. „Koopmann – das war ein wichtiger Ort im Dorf. Gleich am Marktplatz.“ Reichmann erfuhr: Die Kneipe sollte einem Neubau weichen. Zeit zu handeln. Reichmann setzte sich mit dem Besitzer zusammen und erzählte von seiner Idee, eine Art Begegnungsstätte zu haben – einen Ort für Konzerte. Dazu eine Bar. „Und oben sollten dann die Büros sein.“

Pop Bar statt „Koopmann“

Der Besitzer ließ sich auf die Idee ein. Aus „Koopmann“ wurde die Pop Bar. Reichmann: „Eines aber war klar: Gastronomie gehörte nicht in unsere Kernkompetenz. Wir brauchten jemanden mit einer Idee und dem Elan, das auch durchzuziehen.“ Die Suche begann und endete bei David Priefer. Er wurde der „Gründungswirt“ der Pop Bar – das war im September 2009 und zur Eröffnung gab es einen Cocktail namens „Postbote“.

Damals – kurz vor der Eröffnung – waren die Nachbarn eingeladen und 15 Jahre später wiederholt sich das Szenario: Die Nachbarn sind zu einem Fest eingeladen. Erbsensuppe (vegan), Würstchen (nicht vegan) und Frikadellen (ebenfalls nicht vegan). Dazu – versteht sich: Getränke nach Wahl. Eingeladen sind außer den Nachbarn auch Bürgermeister und Geistlichkeit. Irgendwie ganz wie früher.

Zurück zur Idee von der Pop Bar. Stefan Reichmann spricht von der „Day-Off-Bar“. Das müsste erklärt werden: „Über unser Festival haben wir in all den Jahren viele Verbindungen zu Musikern geknüpft. Wenn die auf Tour sind und zwischendrin einen Tag frei haben, dann wird der nicht bezahlt. Die Musiker müssen sehen, wo sie bleiben.“ Die Idee: Man etabliert sich als guter Gastgeber und lädt die Musiker am Day-Off nach Haldern ein. Freizeit mit Familienanschluss. Die Familie: das Dorf. „Wir sind hier gute Gastgeber und so was spricht sich herum“, sagt Reichmann. Teil des Dorfaufenthaltes: kleines Konzert in der Pop Bar. Geben und Nehmen. Eben diese Idee hat sich etabliert. Etabliert heißt auch: herumgesprochen.

„Unglaubliche Dinge“

„Du erlebst hier unglaubliche Dinge. Da sitzen die Musiker in der Bar – improvisieren einfach mal rum und das Konzert am Abend ist dann etwas ganz Besonderes – ein fast intimes Treffen von Musikern und Publikum. Genau das macht die Faszination aus. Und ich höre von den Musikern ganz oft, dass die Konzerte in unserer Pop Bar etwas sehr Besonderes sind. Natürlich sind wir darauf stolz. Und Haldern ist ja eine Art Schnittpunks-Ort – eine Art Mittelpunkt, an dem sich die Linien schneiden. Wir liegen auf der Hälfte zwischen Amsterdam und Köln, Arnheim und Oberhausen. Eigentlich ein idealer Ort.“ Zuerst das Festival, dann die Pop Bar. Vielleicht hätte es in umgekehrter Reihenfolge nicht funktiniert. Aber: Wer will das sagen?

In jedem Fall ist auf dem „Koopmann“ von einst ein neuer Treffpunkt geworden – einer, der in der Dorfmitte liegt und irgendwie auch in der Denkmitte.

Stefan Reichmann ist sicher: „Die Idee ist längst im Dorf angekommen.“ In der Pop Bar finden nicht nur Konzerte statt. „Wir bieten auch Lesungen an“, sagt Reichmann, aber natürlich haben die allermeisten der Veranstaltungen der letzten 15 Jahre ein musikalisches Zentrum und das Who is Who der Pop Bar Gäste ist allemal dazu angetan, den gedachten Hut zu ziehen. Die Pop Bar ist zusätzlich der Atem, den es in der Festivalpause braucht. Haldern ist seit 15 Jahren eben nicht nur des Festivals. Es gibt jetzt ein Dazwischen – etwas, das den Geist wachhält, von dem das Festival lebt und seit 15 Jahren eben auch die alte Kneipe in der Dorfmitte. Und sucht man bei TripAdvisor nach der Pop Bar, finden sich Einträge wie dieser: „Lecker Bier in gemütlicher Atmosphäre: Der richtige Ort, um gute Musik und Getränke zu sich zu nehmen.“ Und würde es ein TripAdvisor für Musiker auf Tour geben – die Resonanz wäre vermutlich ebenso positiv. „Wenn ihr Glück habt, bekocht euch der Stefan“, könnte da stehen, oder vielleicht „Super Publikum. In Haldern wissen sie, wie man zuhört.“

Und während unten eine Band fürs Abendkonzert aufbaut, wird oben längst das Haldern Pop 2025 in Form gedacht.

Live auf der Pop-Bar-Bühne: Michael Kiwanuka, britischer Musiker und Songwriter, war im November 2015 in Haldern. Foto: C. Buckstegen

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