
Grün statt Grau: Mehr Freude am Vorgarten
Eike Ilic und Nadine Hermkes hatten lange Zeit einen Schottergarten / Mithilfe des Naturgartenvereins haben sie diesen in eine Wohlfühl-Oase verwandelt
LABBECK. Lange konnte Eike Ilic mit seinem Vorgarten wenig anfangen. Dieser war eher ein lästiges, ungemütliches Übel. „Als ich das Haus von meinen Eltern übernommen habe, wuchs im Vorgarten alles wild vor sich hin. Das mochte ich nicht. Deshalb habe ich damals einen Schottergarten angelegt. Meine Partnerin Nadine und ich haben zuletzt aber öfter drüber gesprochen, dass er uns nicht mehr gefällt und wir eine Veränderung brauchen. Außerdem wird ja viel über Insektensterben geredet. In unserem Vorgarten wollten wir wieder Lebensräume für Insekten schaffen“, sagt der Labbecker. Da das Paar aber zunächst keine Ahnung hatte, wie sie das Projekt „Vorgarten“ angehen sollen, blieb erstmal noch alles beim Alten.
Auf einem Fest in Sonsbeck traf Ilic schließlich Jutta Block vom Naturgartenverein, Regionalgruppe Linker Niederrhein. Sie sprachen über den unschönen Vorgarten und Block erzählte Ilic von einem Gewinnspiel des Naturgartenvereins. Dieser verloste nämlich im Herbst 2022 unter dem Motto „Schotter wird bunt“ eine Umgestaltung eines Schotters zu einem naturnahen Vorgarten. Ilic bewarb sich, erhielt den Zuschlag – und einen neuen Vorgarten, der ihn knapp ein Jahr nach der Umgestaltung immer noch richtig glücklich macht: „Es ist schon viel schöner aus dem Haus zu gehen und direkt ins Grüne zu blicken als den Schotter zu sehen. Ich fühle mich seitdem in meinem Zuhause wirklich noch wohler“, sagt Ilic, dessen Partnerin Nadine Hermkes nur zustimmen kann.
Die beiden haben in ihrem Vorgarten nicht nur durch grüne Pflanzen, sondern besonders durch eingeplante Sitzgelegenheiten viel Aufenthaltsqualität gewonnen. „Wir sitzen hier oft und die Nachbarschaft kommt dazu“, erzählt Ilic. Dem Paar sei dies bei der Gestaltung seines Vorgartens wichtig gewesen. Beide fertigten zu Beginn des Projektes nämlich eine Liste mit Wünschen an, die sie dem Naturgartenverein übermittelten. Neben blühenden Pflanzen und Sitzgelegenheiten mit Einladung zum Verweilen sollte der neue Vorgarten auch einen Sichtschutz zum Hauseingang sowie einen guten Weg zum Haus und zur Garage beinhalten. „Außerdem wollten wir Struktur“, sagt Ilic.
Naturgartenplanerin und Mitbegründerin der Regionalgruppe Linker Niederrhein des Naturgartenvereins, Sacha Sohn, fertigte schließlich eine Planung an. Sie setzte auf Wildblumen auf einem Magerboden (0 bis 16 Millimeter), eine Trockenmauer mit Senke, eine Bank mit Sitzsteinen und einen Vorplatz sowie einen Wandelweg durch den Vorgarten, der den PKW-Stellplatz mit Garage sowie den Hauseingang einmal quer durch den Vorgarten verbindet. „
Das war das einzige, an das ich mich erst gewöhnen musste. Bei der anfänglichen Planung war ich sehr skeptisch. Heute finde ich diesen Wandelweg sehr gut“, sagt Ilic. Der Vorteil dieses Weges sei, dass man beim Austreten aus dem Haus nicht sofort nur einen Weg sieht, sondern erstmal ins Grüne blickt. Außerdem verbinde er so auf komfortable Weise den Hauseingang mit den Sitzgelegenheiten und dem PKW-Stellplatz mit Garage.
Ein Blickfang ist auch die „weidenblättrige Birne“ geworden. Der heimische Baum bildet das größte Element im neuen Vorgarten in Labbeck und ist als Schattengeber und Sichtschutz unverzichtbar. Ein weiteres Gestaltungselement bildet die Trockenmauer, die gleich mehrere Funktionen hat. Zum einen bieten die extra angebrachten Sitzsteine neben der Bank eine weitere Sitzgelegenheit im Vorgarten. Zum anderen beinhaltet sie ein Hochbeet, in dem unter anderem Lavendel, Salbei und Thymian angepflanzt wurden. „Da die einzelnen Steine nur lose aufeinandergelegt wurden, bieten sie vielen heimischen Tierarten einen wunderbaren Lebensraum“, weiß Jutta Block. Auch das war Eike Ilic und Nadine Hermkes in ihrem Vorgarten wichtig.
Innerhalb eines Tages gestaltete die Regionalgruppe Linker Niederrhein des Naturgartenvereins den Vorgarten in Labbeck um. Acht Leute – darunter natürlich auch Eike Ilic selbst mit familiärer Unterstützung – packten sechs Stunden lang tatkräftig mit an. „Und das bei strömenden Regen von früh bis spät“, erinnert sich Jutta Block an den 1. April des vergangenen Jahres. Doch das Resultat kann sich sehen lassen: Aus einem ökologisch wertlosen und monotonen Schottergarten, der zugleich schlecht fürs lokale Klima ist, wurde ein farbenfroher, lebendiger und naturnaher Vorgarten, der Nahrung und Lebensraum für Tiere und Pflanzen bietet. Er sorgt zudem für Abkühlung bei Hitze und bindet Staub sowie Schadstoffe.
Alle Elemente aus dem alten Schottergarten mussten allerdings nicht weichen. „Wir haben bei der Umgestaltung Wert daraufgelegt, möglichst viel zu recyclen“, sagt Block. Alte Pflastersteine wurden zum Beispiel im Bereich der Sitzgelegenheiten wiederverwendet.
Ilic‘ Fazit für den neuen naturnahen Vorgarten fällt durchweg positiv aus. „Er bietet wesentlich mehr Wohlfühl- und Aufenthaltsqualität“, sagt der Labbecker. Vor vielen Jahren entschied sich Ilic aufgrund der vermeintlichen Pflegeleichtigkeit für einen Schottergarten. Doch seine damalige Denkweise muss er heute revidieren: „Der Naturgarten ist unglaublich pflegeleicht und wunderschön.“
Sabrina Peters
Der Labbecker Vorgarten vorher...

...und nachher. Fotos (2): privat
Eike Ilic kann mit seiner Partnerin Nadine Hermkes heute entspannt im Vorgarten verweilen und die Natur genießen. NN-Foto: SP

Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich