
Geschichten aus dem Wilden Westen
25 Jahre Karl-May-Festspiele in Twisteden: Die DJK Schwarz-Weiß Twisteden 1949 führt „Winnetou I“ auf
Mit „Winnetou I“ schließt sich aber auch ganz nebenbei der Kreis für das Team des Ferienlagers: Die Geschichte, in der sich die beiden Helden gegen die Santer-Bande zur Wehr setzen, die es auf das Gold der Apachen abgesehen hat, war die erste Geschichte, die man damals – mit ganz bescheidenen Mitteln – auf die Bühne brachte. Das war 2000, in der Schützenhalle in Assinghausen, während des Ferienlagers. „Wir waren damals mit dem ganzen Lager in Elspe bei den Karl-May-Festspielen“, erzählt Rafael Keuler, Organisator und Santer-Darsteller, rückblickend. Das gab den Impuls, sich einmal an einer eigenen Aufführung zu versuchen.
Hat das damals rund 15-köpfige Team aus Betreuern, Kochfrauen und dem Lagerleiter anfangs noch mit aus der Klamottenkiste zusammengesuchten Kostümen, selbst gezimmerten Steckenpferden und fix zusammengeschriebenem Drehbuch gespielt, hat sich über die Jahre einiges getan. Zum Beispiel hat sich die Aufführung weg vom Lager nach Twisteden verlagert. „Wir haben 2002 im Dorf mit 300 Zuschauern angefangen“, erzählt Holger van Elten, der das Ferienlager in diesem Jahr seit 40 Jahren leitet. Und heute? Geschätzt rund 2.000 Zuschauer – wenn das Wetter mitspielt. „Der Platz ist dann aber auch wirklich voll“, sagt Rafael Keuler. Gewachsen ist dabei übrigens auch die Gruppe der Verantwortlichen. Heute gehören rund 45 Leute zum Team.
Bei der Ausstattung und Vorbereitung hat sich ebenfalls vieles weiterentwickelt: Die Kostüme – zwischenzeitlich zum Teil aufwändig in Eigenarbeit geschneidert, mittlerweile überwiegend eingekauft – sind mittlerweile richtige Hingucker.
Das Bühnenbild, Marke Eigenbau, umfasst längst eine Saloonfront, ein Indianerzelt und einen Wasserfall mitsamt Tunnel, Pumpe und Wasserbecken, wobei diese Elemente je nach Geschichte und Bedarf immer wieder einmal abgeändert werden.
Ein Glück, dass sich das Team des Ferienlagers von Beginn an bei den Festspielen auf seine Mitbürger verlassen konnte. „Die Ideen kamen von allen“, sagt Rafael Keuler. Materialien und tatkräftige Hilfe für die Arbeiten am Saloon zum Beispiel gab es schon in den Anfangstagen seitens der hiesigen Schreinerei. Eine kleine Eisenbahn steuerte ein ehemaliger Betreuer bei und den sechs Meter hohen Ölturm aus einer der früheren Aufführungen schweißte der Mann einer Kochfrau – mit freundlicher Unterstützung der Schlosserei. Eine Kutsche gelangte über die Kontakte einer anderen Kochfrau ins Arsenal des Orga-Teams – echte Pferde ließen da nicht lange auf sich warten. Und als um 2003 herum eine Vergrößerung des Sportplatzes geplant war, halfen zwei Firmen aus der Umgebung aus, als feststand, dass der Platz auch den Festspielen eine neue Heimat bieten müsse.
Für einen stilechten Western sind natürlich auch Special Effects ein Muss. Statt wie anfangs gewöhnliche Silversterknaller und einfaches Rauchpulver sorgt in dieser Hinsicht in 2025 mit Wolfgang Stabe sogar ein professioneller Pyrotechniker mit Erfahrung aus Film und Fernsehen für den nötigen Wumms.
Bei den Karl-May-Festspielen in Twisteden geht es aber nicht nur Winnetou-typisch freundschaftlich, ehrenhaft und spannend zu. Was sie auch ausmacht, ist die Prise niederrheinischer Lokalkolorit. „Niklas Janßen bringt in das Drehbbuch auch lokale Vorkommnisse und Personen ein“, erwähnt Holger van Elten.
Damit sich die Besucher in die richtige Wild-West-Stimmung versetzen können, ist zur Aufführung am Donnerstag, 19. Juni, ab 16 Uhr auch ein Vorprogramm ab 14 Uhr geplant – mit Kinderschminken, Grill- und Getränkeangeboten sowie der Möglichkeit für die kleinen Besucher, Steckenpferde zu kaufen oder eigenhändig einen Tomahawk und Pfeil und Bogen zu basteln. Am Veranstaltungstag könnnen die Organisatoren bei alledem auch auf die Hilfe der anderen Vereine aus Twisteden zählen. „Die Vereine unterstützen sich hier gegenseitig“, sagt Holger van Elten lobend.
In Anbetracht zwei besonderer Jubiläen freut ihn vor allem eine Sache: „Es ist schön zu sehen, wie sich das Ganze über mehrere Geneationen fortgesetzt hat. Zuerst war die Oma als Köchin dabei, dann die Frau als Betreuerin und jetzt fahren die ersten Kinder mit. Das ist wirklich eine schöne Sache!“
Das letzte Mal wurde „Winnetou I“ 2017 aufgeführt. Fotos (6): DJK Twisteden





Rafael Keuler (r.) und Holger van Elten (l.) laden zur Jubiläumsveranstaltung der Karl-May-Festspiele Twisteden ein. NN-Foto: Thomas Langer
