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Die Mitarbeiter des St.-Willibrord-Spital in Emmerich können aufatmen und in eine hoffnungsvolle neue Zukunft blicken. NN-Archiv: MB
18. Dezember 2024 · Jacqueline Kurschatke · Emmerich

Emmericher St.-Willibrord-Spital bleibt erhalten

Kreistagsentscheidung: Krankenhaus bald unter neuer Führung / diese Änderungen stehen bevor

EMMERICH. Es war eine einstimmige Entscheidung im Kreistag, die nun offiziell ist: der Kreis Kleve unterstützt gemeinsam mit der AccuMeda Management GmbH das Emmericher St.-Willibrord-Spital um die Insolvenz hinter sich zu lassen und die lokale Gesundheitsversorgung der Bürger in Emmerich sicherzustellen. Die NN berichteten bereits im Sommer über einen Kreistagsentscheid, der dem Krankenhaus 4,5 Millionen Euro Starthilfe bis Ende des Jahres zusagte.

Am 31. Dezember ist diese Frist nun vorüber und so blickte man am vergangenen Dienstag nach einer weiteren Kreistagssitzung mit Zuversicht ins neue Jahr: „In den vergangenen Monaten mussten wir ehrlich sein und prüfen, ob eine Fortführung des Krankenhauses in Emmerich überhaupt noch sinnvoll ist. Wir haben aber schnell festgestellt, dass das St.-Willibrord-Spital immer noch Potenzial hat. Daher bin ich sehr froh und dankbar, dass der Erhalt des Krankenhauses einstimmig von allen Fraktionen beschlossen wurde. Wir sind nun dabei, alles vorzubereiten“, sagt Landrat Christoph Gerwers.

Gestartet würde allerdings nicht gleich zum 1. Januar. „Der Insolvenzplan ist dann noch nicht abgeschlossen. Wir planen das Krankenhaus daher zum 1. April zu übernehmen. Zur Überbrückung stellen wir im ersten Quartal des Jahres 2025 noch einmal 1,2 Millionen Euro zur Verfügung“, erläutert Gerwers weiter. Um das Vorhaben umzusetzen, tut sich der Kreis mit der AccuMeda Management GmbH zusammen, die auf die Sanierung und Führung von Krankenhäusern spezialisiert ist. „Nur einen Berater zu haben, der nichts mehr zu Sagen hat, sobald die Umsetzung läuft“, wie Gerwers betont, habe nicht ausgereicht. Es sei wichtig gewesen diese Experten auch in den weiteren Prozess der Fortführung des Krankenhauses mit einzubinden. So einigten sich die beiden Parteien auf die Gründung der „Emmerich Spital Holding Gesellschaft“ (ESH). Diese hält 100 Prozent der Anteile am St.-Willibrord-Spital. Der Kreis Kleve ist innerhalb der Holding mit 74,9 Prozent beteiligt, die AccuMeda GmbH mit 25,1 Prozent. Damit ist auch klar: Der vorherige Träger, die Pro Homine gGmbH, ist raus aus der Sache. „Die Entscheidung das sich die Pro Homine aus der Führung des Krankenhauses zurückzieht, geschah einvernehmlich. Jetzt weht ein positiver neuer Wind. Wir greifen auf unser Team mit mehr als 20 Jahren Erfahrung zurück und werden die Abläufe und Strukturen im Krankenhaus von Grund auf reformieren“, sagt Elmar Willebrand, Geschäftsführer der AccuMeda GmbH.

In den nächsten Jahren möchte die Holding Finanzierungsmittel in Höhe von insgesamt 16,2 Millionen Euro in Form eines Darlehns für das St.-Willibrord-Spital bereitstellen. Viel Geld, welches allerdings durch den Haushaltsplan 2025 des Kreises Kleve zu veranschlagen sei und mit Ausgleichsrücklagen kompensiert werden solle, heißt es in der Pressemitteilung der Kreisverwaltung. Gerwers: „Ziel ist es, dass das Krankenhaus wieder schwarze Zahlen schreibt“ – so sollten auch die Investition langfristig wieder zurück in den Kreis Kleve fließen.

Effizienz, Qualität vor Quantität und Bedarfsgerechtigkeit. Diese Stichwörter fassen bereits gut zusammen, was Elmar Willebrand sich für die neue Version des St.-Willibrord-Spitals vorstellt. Man müsse auch mal harte Entscheidungen treffen. So habe sich das neue Management schon früh im Prozess von manchen Ärzten und der Pflegedienstleitung getrennt. „Warum gehen Menschen in ein Krankenhaus? Weil sie Vertrauen haben.“ Dieses Vertrauen wolle man mit neuen Mitarbeitenden im Ärzteteam und in Dienstleistungsbereichen wie Catering oder Reinigung wieder aufleben lassen. Ab 1. April übernimmt zum Beispiel Dr. Tanja Kostuj die Rolle als Chefärztin in Emmerich. Für Dienstleistungen werden externe Unternehmen beauftragt. „Wir wollen die besten Fachkräfte für das St.-Willibrord-Spital. Wenn dadurch manche Stellen länger unbesetzt bleiben, nehmen wir das in Kauf“, so Willebrand. Im weiteren Verlauf soll das Personal des Krankenhauses auch mehr in Entscheidungen integriert werden: „Es wird tägliche Briefings mit den Mitarbeitenden zum Austausch geben. Das führt bereits schon zu einem besseren Arbeitsklima.“ Die Verwaltung solle außerdem zukünftig im Krankenhaus sitzen. „Es wird immer ein Ansprechpartner vor Ort sein“, verspricht Willebrand weiter. In dem bisherigen Verwaltungsgebäude außerhalb des Spitals könnte er sich eine Möglichkeit für Mitarbeiterwohnungen vorstellen. „So hätten die Mitarbeiter nach einer langen Schicht einen richtigen Rückzugsort.“ Insgesamt müsse man als Nächstes die Zuständigkeiten im Krankenhaus ordnen und Sanierungen des Gebäudes sowie der digitalen Infrastruktur durchführen. Betten und Materialkapazitäten würden außerdem angepasst, um Ressourcen und damit auch Geld einzusparen.

Der Emmericher Bürgermeister Peter Hinze äußerte sich mit Freude zu der Entscheidung des Kreistags: „Heute ist ein wichtiger Tag für unsere Stadt. Die Rettung des St.-Willibrord-Spitals ist ein Meilenstein für die Gesundheitsversorgung in Emmerich und der Region. Wir wissen, dass der Weg noch lang ist. Ich bin aber guter Dinge, dass unser Krankenhaus den Menschen noch lange als verlässlicher Gesundheitsversorger vor Ort dienen wird.“ Hinze dankt in diesem Zuge besonders den insgesamt 480 Mitarbeitenden, ohne dessen „Herzblut für den Dienst am Patienten“, diese Entscheidung nicht möglich gewesen sei.

Die Mitarbeiter des St.-Willibrord-Spital in Emmerich können aufatmen und in eine hoffnungsvolle neue Zukunft blicken. NN-Archiv: MB

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