Emmerich: Wenn Kinder Kind sein können
„Diskurs Niederrhein“ lädt zum Tag der Kinderrechte am 20. November ins PAN ein
EMMERICH. Bald ist der internationale Tag der Kinderrechte, und die jüngsten Bürger Emmerichs und Umgebung rücken in den Mittelpunkt. Wie sehen sie die Welt? Welche Forderungen an das Leben und die Stadt stellen sie? Am Mittwoch, 20. November, präsentiert die Organisation „Diskurs Niederrhein“ im PAN, Agnetenstraße 2, in Emmerich eine Ausstellung mit Antworten auf genau diese Fragen. Sie wurde von Kindern und Jugendlichen über einen Projektzeitraum von fast sechs Monaten erstellt und bringt mit diversen Kunstwerken zum Ausdruck, was passiert, wenn der Kindheit und Kreativität keine Grenzen gesetzt werden.
„Durch die Freiheit, sich auszuprobieren, entsteht bei Kindern ihre Persönlichkeit. Wir sollten uns dafür einsetzen, neue Persönlichkeiten heranzuziehen“, sagt Dagmar Nieke, Dozentin für Medien- und Kindheitspädagogik an der Hochschule Rhein-Waal. Gemeinsam mit ihrem Sohn Till Nieke gründete sie nebenberuflich die Organisation „Diskurs Niederrhein“. Kunst wird dabei zum Schlüssel: Die Gründer und ihr geschultes „Team Raumstation“ kommen mit den Heranwachsenden über ihre Weltanschauungen und Politik ins Gespräch, basteln, drehen Filme – tun vor allem aber eines: Sie nehmen die Kinder und Jugendlichen ernst.
Mit ihrem Konzept kamen die Pädagogen für ihre Projektarbeiten bisher immer direkt in die Schulen und Kindergärten vor Ort. Seit diesem Sommer engagiert sich aber auch das PAN in enger Zusammenarbeit mit „Diskurs Niederrhein“, um den kreativen Projekten mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Dagmar und Till Nieke sind dankbar für diese Gelegenheit. „Die Räume hier im Untergeschoss bieten viel Platz und einen Rückzugsort. Oben ist man ja immer etwas leiser, da dort auch andere Besucher sein können, welche die Kunst in Ruhe auf sich wirken lassen wollen. Sobald man nach unten kommt, muss man sich aber nicht mehr zurückhalten. Meistens merkt man es schon auf der Treppe. Mit jedem Schritt nach unten werden wir und die Kinder lauter“, erzählt Dagmar Nieke.
Die Veranstaltung am Tag der Kinderrechte bildet den großen Abschluss einer intensiven Projektzeit, in der die Bedeutung eines Raumes, in dem Jugendliche vollkommen sie selbst sein können, für sich selbst spricht. Entweder spontan zu den regulären Öffnungszeiten des PAN oder nach Anmeldung auch für größere Gruppen: Die Ausstellungsräume waren für Schüler und Kita-Kinder mit ihren Eltern frei zugänglich, um zu basteln. So gab es immer wieder etwas Neues zu sehen. „Die Ausstellung hat sich laufend weiterentwickelt. Es kamen immer mehr Kinder und Jugendliche aller Altersklassen zu uns, damit gab es auch immer mehr Kunst“, sagt Till Nieke, der sich als Mitglied im Emmericher Stadtrat auch allgemein in der Jugendhilfe engagiert.
Symbolisch für die Wünsche der Jugend in Emmerich steht eine Miniaturversion der Stadt aus Papp-Gebäuden, willkürlich angeordneten Ton-Figuren und Malerei. „Emmerich aus der Perspektive der Kinder mit allem, was sie mit ihr verbinden und was sie sich noch wünschen“, erklärt Dagmar Nieke. Ein Skaterplatz und Schwimmbad sind nur zwei der Dinge, die für die Jugendlichen in die Stadt gehören. Im „World Café“ gleich neben der Stadt haben die Jugendlichen ihre Ideen auch noch einmal verschriftlicht. Gewünscht wird sich zum Beispiel noch ein Kino, zusätzliche Bekleidungsgeschäfte, eine grünere Innenstadt und mehr Therapieplätze. Manches komme in den Debatten doch überraschend, wie Dagmar Nieke erläutert. „Man erwartet erst nicht, wie politisch engagiert die Jugendlichen wirklich sind.“ Passend dazu der wohl am meisten aufgeschriebene Wunsch: „Mehr Respekt.“ Während ältere Projektteilnehmende außerdem noch Themen wie Demonstrationen und Wirtschaft angehen, fangen die Kleinsten erst mal mit dem Bemalen von Stühlen an – mit der Farbe zu matschen ist dabei ausdrücklich erlaubt. Ein großer Kontrast, jedoch schließt sich hier der Kreislauf der freien Persönlichkeitsentwicklung, die Nieke zu Beginn anspricht.
Der Eintritt zur Ausstellung am 20. November ist für alle Besucher kostenfrei. Bürgermeister Peter Hinze leitet die Veranstaltung ab 14 Uhr ein. Bis 18 Uhr können die Räume des PAN danach besichtigt werden. Neben der Kunst und besonderen Mitmach-Aktionen für Kinder wird das Thema Kinderrechte, unabhängig von „Diskurs Niederrhein“, zusätzlich von Informationsständen anderer Institutionen hervorgehoben. So sind der örtliche Kinderschutzbund, die Caritas, die Polizei sowie Unicef und Engagierte der Robin-Gosens-Stiftung vor Ort. Letztere verlosen ein handsigniertes Trikot des Fußballspielers zugunsten der Kinderhilfe.
Landrat Christoph Gerwers und der Bundestagsabgeordnete Stefan Rouenhoff nehmen ebenfalls an der Veranstaltung teil. Für Till und Dagmar Nieke ein Erfolg: „Je größer die Veranstaltung, umso ernster wird man genommen. Kinderrechte sind noch nicht im Grundgesetz verankert. Das wollen wir ändern, und daher ist es gut, wenn die Politik auf uns aufmerksam wird.“ Die beiden freuen sich, dass nun ein neues Kapitel beginnt. Ihre Jugendarbeit möchten sie weiterführen und schmieden bereits Pläne für das kommende Jahr.
Till und Dagmar Nieke und ihr Team planen jetzt schon ihre Jugendarbeit für das Jahr 2025. NN-Foto: J.Kurschatke