
Dreigiebelhaus zeigt abstrakte und dokumentarische Fotografie
„Vision Vier“ heißt die neue Ausstellung im Dreigiebelhaus in Xanten, die am komemnden Sonntag eröffnet wird. Vier Fotografen präsentieren dabei ihre vier Stile
Der Name „Vision Vier“ ist dabei Programm. Denn dahinter stecken die vier Fotografen Karin Denecke, Sigrid Neuwinger, Joa Maurer und Armin Fischer, die insgesamt 131 Fotografien präsentieren, die ihnen ganz besonders am Herzen liegen und vor allem ihre individuell unterschiedlichen Arbeits- sowie Herangehensweisen widerspiegeln. Neuwingers Bilder stechen dabei durch ihre abstrakte geometrische Darstellung heraus. Dabei mag Neuwinger selbst die Geometrie gar nicht so sehr. „Ich möchte immer, dass sie weggeht“, verrät die Moerserin. Dazu nimmt sie reale Gegenstände – wie Obst- und Plastikschalen oder Netze – und verschmelzt diese mit Hitze zu einer Art Skulptur, die sie dann perfekt in Szene gesetzt in Nahaufnahme fotografiert. „Bei mir müssen Übergänge entstehen. Zudem finde ich Schatten und Reflexionen spannend. Sie sollen beim Betrachter Gedanken und Sichtweisen eröffnen und ihn weiterdenken lassen. So soll er jedes Mal etwas Neues und nicht immer nur die einzelnen Gegenstände sehen“, erklärt Neuwinger, die in ihren Bildern auch mit einer Sichel oder einer Kinderrutsche experimentiert hat.
Zeitreise am Niederrhein
Armin Fischers Bilder stehen im Kontrast dazu: Der niederrheinische Pressefotograf nimmt die Ausstellungsbesucher mit auf eine Zeitreise durch den Niederrhein. Das älteste Bild ist dabei sogar sein Lieblingsbild. Es zeigt einen Zeitungsausträger vor dem damaligen Weseler Kaufhof. „Er schaute mich recht irritiert an, als ich ihn fotografiert habe. Sein Blick verrät, was er denkt: ,Was macht er da?‘“, erklärt Fischer, der die schwarz-weiß-Fotografie 1981 mit einer analogen Kamera aufgenommen hat. „Es ist eigentlich eine traurige Szenerie“, sagt Fischer. Aber dieser Minimalismus, den Fischer allgemein sehr liebe, mache die Aufnahme so besonders.
Fischer präsentiert aber auch mehrere Aufnahmen des Xantener Domes aus verschiedenen Jahren, ein Bild des aus Rheinberg stammenden Topmodels Claudia Fischer, mehrere Landschaftsaufnahmen, eine Biker-Serie, Kühe oder ein halb abgeschnittenes Porträt von Hanns Dieter Hüsch in Birten. Zum Thema Zeitgeschichte gehört auch Kalkars „Schneller Brüter“, der letztlich nie ans Netz ging. Armin Fischer hat das 1985 fertiggestellte Kernkraftwerk 1987 mit der Hand einer offenbar älteren Dame fotografiert und zum Bild in Anlehnung an die schlussendlich erfolgreichen Proteste gegen das Kernkraftwerk dazu geschrieben: „Nachher würde man sagen: Omas Hand hat Kalkar verhindert.“
Die Bilder des Brühler Fotografen Joa Maurer schließen sich Fischers Werken an. Sie zeigen aber nicht nur den Niederrhein, sondern bilden das ganze Land Nordrhein-Westfalen ab. „Wir leben in einem sehr vielfältigen Bundesland. Mir springen die Motive entgegen, wenn ich durch das Land reise. Meine bearbeiteten Bilder zeigen den Kulturort NRW mit seinen vielen kulturellen Locations, Museen, Brücken und Städten“, sagt Maurer. Auch die Industrie habe es ihm fotografisch sehr angetan.
Karin Denecke entführt ihre Betrachter dagegen wieder in die Abstraktion. Auch sie zeigt vor allem Nahaufnahmen. „Viele meiner Fotografien rücken Strukturen und Texturen in den Fokus. Dabei arbeite ich meist in Serien. Über all die Jahre beschäftigt mich besonders die Thematik der Veränderung und Vergänglichkeit“, sagt die in Xanten lebende und arbeitende Künstlerin. Sie war übrigens auch die Initiatorin der Ausstellung „Vision Vier“. Gemeinsam mit Kurator Michael Blaszczyk vom Verein Stadtkultur Xanten entwickelte sie nämlich die Idee zu einer Fotografie-Ausstellung. „Und dafür habe ich mir die besten Fotografen ausgesucht, die ich kenne“, verrät Denecke.
Alle drei waren glücklicherweise ebenso schnell von der Idee angetan und haben innerhalb von etwa acht Stunden die Fotografien mit viel Spaß gemeinsam in der Galerie des Dreigiebelhauses aufgehängt. „Dahinter steckt aber noch viel mehr Arbeit“, betont Armin Fischer. Denn jeder musste für sich erstmal die Werke aussuchen, die er zeigen möchte. Dass dabei nicht unbedingt bestimmte Themen im Fokus standen, zeigt besonders die Wand mit der „Petersburger Hängung“. Denn dort haben alle vier Fotografien von sich dicht an dicht und die ganze Wandfläche nutzend so aufgehängt, wie es eben passte – getreu der Technik der „Petersburger Hängung“.
Eröffnung und Dauer
Die Ausstellung „Vision Vier“ der Fotografen Karin Denecke, Sigrid Neuwinger, Joa Maurer und Armin Fischer wird am kommenden Sonntag, 9. Februar, von 12 bis 14 Uhr im Dreigiebelhaus, Kapitel 18 in Xanten, eröffnet. Die Begrüßung erfolgt durch Xantens Bürgermeister Thomas Görtz. Karin Denecke und Armin Fischer halten jeweils eine kurze Einführung. Anschließend ist die Ausstellung bis zum 16. März in der Galerie des Dreigiebelhauses zu den Öffnungszeiten von mittwochs bis freitags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs von 9 bis 13 Uhr, freitags und samstags von 9 bis 13 Uhr sowie nach Vereinbarung zu sehen.
Sabrina Peters
Sigrid Neuwinger hat bei ihren Fotografien mit verformten Plastikschalen experimentiert. NN-Foto: SP

Joa Maurer zeigt in seinen Fotografien die Vielfalt Nordrhein-Westfalens, das er gerne bereist. NN-Foto: SP
Joa Maurer, Sigrid Neuwinger, Karin Denecke, Armin Fischer und Kurator Michael Blaszczykvor der „Petersburger Hängung“. NN-Fotos (3): SP

Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich