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Der heilige Jochus war Pestpfleger in Rom. Foto: privat
12. August 2024 Von NN-Online · Kalkar

Die Kranken im Mittelpunkt

Kranken-Gebete am kommenden Sonntag, 10 Uhr, in St. Nicolai in Kalkar

KALKAR. Jeden Freitag erklingt in St. Nicolai in Kalkar aufgrund eines Pestgelübdes aus dem Mittelalter dieser Fürbittruf als Gesang: „Auf die Fürbitte deiner Heiligen, des heiligen Josef, Antonius, Sebastian und Rochus bewahre und behüte die Menschen unserer Gemeinde, unserer Stadt und unseres Bistums vor aller ansteckenden Krankheit.“ Dabei hält die Gemeinde diese Freitagsmesse eigens in Erinnerung an die Passion und das Leiden Jesu nicht im Hauptschiff, sondern vor dem Sieben-Schmerzen-Altar des Henrick Douverman.

Alle vier angesprochenen Patrone haben einen Hintergrund in der Sorge um die Kranken und für eine gute Sterbestunde. Der heilige Rochus war Pestpfleger in Rom und kehrte, nachdem er sich dort angesteckt hatte, in seine südfranzösische Heimat Montpellier zurück. Er lebte aber nach den Hygienevorschriften abseits der Stadt und wurde von einem Hund mit Lebensmitteln versorgt. Erst nach seinem Tod 1327 erkannten die Mitbürger an einem Muttermal den Landsmann, der kurz zuvor sogar noch als Spion verdächtigt worden war. So wurde der römische Pestpfleger und Rompilger auch über das Netz der Pilgerwege zu einem weltbekannten Krankenpatron, dargestellt mit einem Pilgerhut mit Muschel, einem Stab, einer am nackten Bein eigens gezeigten Pestbeule und oft einem Hund mit Brot im Maul. In Kalkar hält ein Engel eigens ein Namensschild bereit.

Im Kalkarer Buch über die einhundert dargestellten Heiligen in St. Nicolai steht über ihn in einem „Elfchen“: „Rochus, infizierter Pestpfleger, stiller Einsiedler Montpelliers. Erkennen wir zu spät Heilige?“ Gern wird am Tag der jährlichen Rochus-Prozession nach dem Namenstag am 16. August das wunderschöne plattdeutsche Gedicht von Aloys Puyn in der Kirche verlesen. Kalkarer schmücken die Fensterbänke mit Weinlaub in Erinnerung an die berühmte Weinanbauumgebung Montpelliers. Am kommenden Sonntag, 18. August, zieht also um 10 Uhr ab St. Nicolai wieder die betende und singende Gemeinde mit der von vier Personen getragenen historischen Rochus-Figur vom zweiten Pfeiler in St. Nicolai vorbei an den Senioreneinrichtungen, dem Rathaus und dem Krankenhaus durch den historischen Ortskern der Stadt. In diesem Jahr sorgt die Sebastianus-Bruderschaft für die Träger. Die Gebete kreisen um die Kranken und körperlich und seelisch Leidenden, die in unserer fitness-orientierten Zeit zu wenig im Öffentlichkeitsblick stehen. Um 11 Uhr schließt sich die Sonntagsmesse an.

Der heilige Jochus war Pestpfleger in Rom. Foto: privat

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