Die Kranken im Mittelpunkt
Kranken-Gebete am kommenden Sonntag, 10 Uhr, in St. Nicolai in Kalkar
Alle vier angesprochenen Patrone haben einen Hintergrund in der Sorge um die Kranken und für eine gute Sterbestunde. Der heilige Rochus war Pestpfleger in Rom und kehrte, nachdem er sich dort angesteckt hatte, in seine südfranzösische Heimat Montpellier zurück. Er lebte aber nach den Hygienevorschriften abseits der Stadt und wurde von einem Hund mit Lebensmitteln versorgt. Erst nach seinem Tod 1327 erkannten die Mitbürger an einem Muttermal den Landsmann, der kurz zuvor sogar noch als Spion verdächtigt worden war. So wurde der römische Pestpfleger und Rompilger auch über das Netz der Pilgerwege zu einem weltbekannten Krankenpatron, dargestellt mit einem Pilgerhut mit Muschel, einem Stab, einer am nackten Bein eigens gezeigten Pestbeule und oft einem Hund mit Brot im Maul. In Kalkar hält ein Engel eigens ein Namensschild bereit.
Im Kalkarer Buch über die einhundert dargestellten Heiligen in St. Nicolai steht über ihn in einem „Elfchen“: „Rochus, infizierter Pestpfleger, stiller Einsiedler Montpelliers. Erkennen wir zu spät Heilige?“ Gern wird am Tag der jährlichen Rochus-Prozession nach dem Namenstag am 16. August das wunderschöne plattdeutsche Gedicht von Aloys Puyn in der Kirche verlesen. Kalkarer schmücken die Fensterbänke mit Weinlaub in Erinnerung an die berühmte Weinanbauumgebung Montpelliers. Am kommenden Sonntag, 18. August, zieht also um 10 Uhr ab St. Nicolai wieder die betende und singende Gemeinde mit der von vier Personen getragenen historischen Rochus-Figur vom zweiten Pfeiler in St. Nicolai vorbei an den Senioreneinrichtungen, dem Rathaus und dem Krankenhaus durch den historischen Ortskern der Stadt. In diesem Jahr sorgt die Sebastianus-Bruderschaft für die Träger. Die Gebete kreisen um die Kranken und körperlich und seelisch Leidenden, die in unserer fitness-orientierten Zeit zu wenig im Öffentlichkeitsblick stehen. Um 11 Uhr schließt sich die Sonntagsmesse an.