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Guido Cladder (Leiter Geschichtskreis im HVV Uedem), Bert Tissen (ehemaliger Klever Stadtarchivar), Professor Dr. Margret Wensky (Herausgeberin) und Michael Lehmann (Vorsitzender des HVV Uedem) freuen sich, dass der zweite Band zur Uedemer Geschichte nun erschienen ist. NN-Foto: CDS
29. Januar 2025 · Corinna Denzer-Schmidt · Uedem

Der Schlüter und die Finanzen

HVV taucht mit „Uedem – eine kleine Stadt im Herzogtum Kleve II“ wieder in die Vergangenheit ein

UEDEM (CDS). Mit dem Buch „Uedem – eine kleine Stadt im Herzogtum Kleve“ legt der Heimat- und Verkehrsverein Uedem einen neuen Band zur Geschichte der Schustergemeinde und ihrer Umgebung aus der Zeit vor 1800 vor. Vier Beiträge beleuchten unterschiedliche Themen aus der Zeit vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert. Eines der aufgegriffenen Forschungsfelder ist die Stadtwerdung Uedems um 1300. „Unter Historikern ist ,Stadtwerdung‘ allerdings kein standardisierter Begriff“, erläutert Professor Dr. Margret Wensky, Herausgeberin des zweiten Bandes. So sei Kalkar eine Gründungsstadt: „Da war vorher nichts“; für Uedem sei dieser Vorgang etwas komplizierter. In seinem Beitrag dazu legt Jens Lieven eine differenzierte Analyse der Quellen vor. Sie geben Auskunft über verschiedene rechtliche, siedlungsgeschichtliche und politische Voraussetzungen und Entwicklungen, die für diesen Prozess maßgeblich waren. „Das Mittelalter wird oft statisch dargestellt“, berichtet Bert Tissen, ehemaliger Klever Stadtarchivar. Dass es aber nicht so war, zeige der Beitrag von Manuel Hagemann. Er skizziert den Lebensweg von Henrik Nyenhuys. Dieser stammte aus Uedem und wurde in eine unfreie Familie hineingeboren. Nicht unbedingt die besten Startbedingungen für den sozialen Aufstieg. Doch Nyenhuys schaffte diesen Aufstieg als Propst des Stiftes Kleve im Umfeld Herzog Adolfs II. von Kleve (1394 bis 1448). „Manuel Hagemann geht es um die soziale Mobilität“, betont Tissen. Der Beitrag untersucht zudem die Rolle und Stellung der Rentmeister und anderer hoher Funktionsträger – beispielsweise der Kanzler – im Dienst des Herzogs beziehungsweise des Territoriums. Der Leser erfährt Neues zur spätmittelalterlichen Verwaltungsgeschichte des Herzogtums Kleve. Wie andere Historiker vor ihm, geht Manuel Hagemann davon aus, dass Henrik Nyenhuys wahrscheinlich der Autor einer um 1452 verfassten, lateinischen Chronik der Grafen und Herzöge von Kleve war.

2023 wurde das Jubiläum „375 Jahre Westfälischer Frieden“ gefeiert. Professor Dr. Margret Wensky nahm dies zum Ausgangspunkt für ihren Beitrag „Kriegszeiten – Kriegsleiden“, der den Blick auf ausgewählte niederrheinische Städte, vom späten 16. Jahrhundert bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, richtet. Für die jeweiligen Kriegsparteien gehörte Uedem zwar nicht zu den für sie auch strategisch wichtigsten Orten, wie Goch oder Kalkar, dennoch waren auch Uedem und seine Umgebung immer wieder vom Kriegsgeschehen betroffen.

Bisher kaum genutzte Quellen, insbesondere aus dem Geheimen Staatsarchiv Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Berlin) und aus dem Landesarchiv NRW wertete Wensky dafür aus. Quellen seien ohnehin das A und O für den Historiker: „Es muss nur jemand kommen, der sie auswertet, das hat noch nie geschadet“, so Wensky, „das ist auch die Grundidee der beiden Bände zur Uedemer Geschichte.“ Einer solchen Quelle hat sich Bert Tissen angenommen, um zum Uedemer Schlüter zu forschen. „Der Begriff , Schlüter‘ hat mich immer schon interessiert.“ In Uedem blieb eine einzige Schlüter-Rechnung von 1573/74 im original erhalten und bot somit Einblicke in die sich entwickelnde Finanzverwaltung. An den landesherrlichen klevischen Beamten in Uedem erinnert noch heute ein Baudenkmal in der Schustergemeinde: die Alte Schlüterei.

Ursprünglich waren Schlüter Burgbeamte, aber in der Zeit, in der der Schlüter zu Uedem in den Quellen auftaucht, zu Anfang des 15. Jahrhunderts, war dieser ein landesherrlicher Domanialverwalter in der Position eines Rentmeisters. Zuständig war der Uedemer Schlüter für verschiedene landesherrlicher Verwaltungsbezirke: die Ämter Uedem, Sonsbeck und Kervenheim.

Außerdem war er auch in benachbarten Bezirken aktiv – sein Wirkungsbereich umfasste also einen Großteil des linksrheinischen Klever Landes. Der Beitrag listet alle Uedemer Schlüter in der Zeit bis 1609, ihre Amtssitze, Aufgaben sowie Einnahmen und Ausgaben auf.

Nicht zuletzt, das betont Guido Cladder, Leiter des HVV-Geschichtskreises, sei das Buch ebenso für die Familienforschung interessant: „Es gibt Details zu Höfen und Namen, die man heute noch kennt.“ Erhältlich ist der mit vielen Abbildungen illustrierte Band (260 Seiten, 20 Euro, Auflage 300 Stück), in Uedem bei Geschenke Binn, und in der Hohen Mühle, Mühlenstraße 101; außerdem in den Buchhandlungen Hintze in Kleve, Keuck in Geldern, in der Dombuchhandlung Xanten, im Bücherbogen Sonsbeck und in der Bücherstube Kevelaer. Ebenfalls noch erhältlich ist der Band „Uedem – eine kleine Stadt im Herzogtum Kleve I“ mit sechs Abhandlungen (222 Seiten). Beide Bände zusammen gibt es für 30 Euro.

Guido Cladder (Leiter Geschichtskreis im HVV Uedem), Bert Tissen (ehemaliger Klever Stadtarchivar), Professor Dr. Margret Wensky (Herausgeberin) und Michael Lehmann (Vorsitzender des HVV Uedem) freuen sich, dass der zweite Band zur Uedemer Geschichte nun erschienen ist. NN-Foto: CDS

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