
Daniel Rütter im Gespräch: „Die Bürokratie lähmt uns“
Zweiter Teil der Reihe „Über Morgen müssen wir reden!“ in der Haldern Pop Bar
HALDERN. Haldern Pop begann vor mehr als 40 Jahren mit der Idee, Musik als verbindendes Element zwischen Menschen zu nutzen. Dieses Prinzip lebt bis heute in der Veranstaltungsreihe zur Bundestagswahl „Über Morgen müssen wir reden!“ weiter. Nun stellte sich Daniel Rütter, FDP-Direktkandidat für den Kreis Kleve, den Fragen des Publikums – begleitet von einer Playlist, die seine politischen Visionen fassbarer machen sollte.
Nur wenige Plätze blieben in der Haldern Pop Bar frei, als Rütter seine Auswahl an Liedern präsentierte und damit seine politischen Ziele und Werte untermauerte. Es begann mit Michael Jacksons „Man in the Mirror“, einem Song, der die Selbstreflexion in den Mittelpunkt stellt. Rütter nutzte die Gelegenheit, um auf Deutschlands Rolle in der Weltpolitik einzugehen: „Wir als Deutschland müssen auch mal in den Spiegel schauen. Wir haben in den letzten Jahrzehnten von billiger Energie aus Russland und einem offenen Markt in China profitiert, ohne uns bewusst zu machen, wie verwundbar uns das macht.“ Er betonte die Notwendigkeit einer realistischen Außenpolitik: „Die Zeitenwende darf nicht nur ein Schlagwort bleiben. Wir müssen pragmatisch und gleichzeitig werteorientiert agieren, insbesondere in der Zusammenarbeit mit Europa und den USA.“
Mit Reinhard Meys Klassiker „Einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars“ leitete Rütter das Thema nationale Bürokratie und ihre Hürden ein. „Die Bürokratie lähmt uns. Wir brauchen klare und einfache Prozesse, die Innovation fördern statt behindern“, sagte er. Ein Bauunternehmer aus Kleve habe ihm kürzlich gezeigt, wie viele Aktenordner allein für die Beantragung eines Förderkredits nötig seien: „Das waren 13 Ordner – das ist absurd!“
Auch die Digitalisierung kam zur Sprache: „Andere Länder wie Estland zeigen uns, wie es geht. Bei uns fehlt es an flächendeckendem Breitband-Internet und einem klaren Plan. Wir müssen hier endlich aufholen.“
Den regionalen Fokus setzte Rütter mit Willi Girmes‘ „Piratentanz“. Der Song sei ein Lieblingslied seines Sohnes und stehe symbolisch für die Lebensfreude und den Gemeinschaftsgeist des Niederrheins. Doch Rütter nutzte die Gelegenheit auch, um auf drängende regionale Probleme einzugehen. Eine Zuschauerin fragte, wie die FDP den Fachkräftemangel im ländlichen Raum angehen wolle, insbesondere im Gesundheitswesen. Rütter antwortete: „Die medizinische Versorgung hier vor Ort ist ein großes Problem. Es kann nicht sein, dass Familien 50 Kilometer fahren müssen, um einen Kinderarzt zu finden. Wir brauchen finanzielle Anreize und gezielte Programme, um Ärzte und Pflegekräfte wieder für ländliche Regionen zu gewinnen.“
Die anschließende Diskussion mit dem Publikum offenbarte weitere drängende Themen und zeigte die Vielfalt der Sorgen und Hoffnungen der Anwesenden. Eine Zuschauerin fragte nach der Zukunft der Schuldenbremse. Rütter entgegnete: „Die Schuldenbremse ist kein Hindernis, sondern ein Schutzmechanismus. Wir müssen lernen, effizienter zu wirtschaften und gleichzeitig in die richtigen Bereiche zu investieren.“
Auch Migration und Fachkräftemangel wurden intensiv diskutiert. Ein Zuschauer fragte nach der Beschleunigung der Zuwanderung von Fachkräften, woraufhin Rütter erklärte: „Wir müssen die Einwanderungsprozesse vereinfachen. Länder wie Indien oder Brasilien sind voller Talente, aber wir verlieren Zeit durch unnötige Bürokratie. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist ein Schritt, aber wir brauchen mutigere Maßnahmen.“
Zur nächsten Ausgabe der Reihe am Sonntag, 2. Februar, sind Vertreter von „Die Linke“ zu Gast in der Haldern Pop Bar. Auch dann wird Musik als verbindendes Element dienen, um eine lebendige Demokratie durch offene Gespräche und Diskussionen zu fördern.