
Bernd Stelter: „Ich liebe die Landschaft am Niederrhein“
Interview mit dem Komiker, der am 2. Mai bei „Rees Live“ auftritt
Herr Stelter, der Titel Ihres Programms lautet „Reg‘ Dich nicht auf. Gibt nur Falten!“ Wie schaffen Sie es, sich in der aktuell sehr holprigen Zeit nicht aufzuregen?
Bernd Stelter: Ich halte es für ein erstrebenswertes Ziel, sich nicht über jeden Mist aufzuregen. Natürlich gibt es Dinge, die nerven: sei es im Straßenverkehr oder in der Politik. Aber wir sollten uns die Holländer oder die Dänen zum Vorbild nehmen. Die sind viel gelassener, viel entspannter. Und in meinem Programm erkläre ich, wie auch wir das hinkriegen.
Wenn Sie die derzeitige Nachrichtenlage betrachten: Wie groß ist dann Ihr Verlangen, wieder ein Format wie „7 Tage, 7 Köpfe“ zu haben, um den täglichen Wahnsinn einmal pro Woche humoristisch abarbeiten zu können?
Stelter: Ich bin unglaublich dankbar, dass ich „7 Tage, 7 Köpfe“ hatte. Das waren zehn fantastische Jahre, ohne die ich heute nicht dort wäre, wo ich bin. Trotzdem ist es gut, dass ich keine wöchentliche Sendung mehr machen muss. Da gönne ich mir lieber ein bisschen Ruhe und konzentriere mich auf die neuen Sachen, die ich mache. Rückblickend hat sich jede Veränderung in meinem Leben als positiv herausgestellt.
Wann haben Sie die erste Falte in Ihrem Gesicht bemerkt?
Stelter: Ich habe eine Falte diagonal oben auf der Stirn links. Die hat außer mir offenbar niemand. Die könnte entstanden sein, weil ich beim Schlafen immer so komisch auf der Seite nach links liege. Auf diese Falte bin ich sehr stolz.
Sie treten am 2. Mai in Rees auf. Wie feiern und tanzen Sie zuvor in den 1. Mai?
Stelter: Gar nicht. Das ist für mich ein Tag wie jeder andere. Ich bin auch nicht der größte Tänzer. Im letzten Jahr habe ich mir die Achillessehne gerissen, dadurch sind meine letzten vorhandenen Tanzmöglichkeiten den Bach runtergegangen. Allerdings begann meine musikalische Laufbahn als Organist in einer Tanzkapelle. Da waren wir zum „Tanz in den Mai“ natürlich immer unterwegs.
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Rees und dem Niederrhein?
Stelter: Volle Häuser! Das Publikum kommt sehr gerne, und ich komme auch sehr gerne. Ich glaube, ich treffe in der Region genau den Humor der Leute. Abgesehen davon liebe ich die Landschaft am Niederrhein. Ich gehe täglich fünf oder sechs Kilometer und lasse mir über eine App die besten Routen erstellen. Wenn ich dann an Kopfweiden entlang spaziere, geht es mir gut.
Zuletzt waren Sie im August 2024 im Reeser Bürgerhaus und haben bei einer Charity-Gala ein Gemälde des niederländischen Allround-Künstlers Herman van Veen ersteigert. Wo hängt das Bild jetzt?
Stelter: Bei uns im Esszimmer. Ich bin ein großer Fan von moderner Kunst und habe auch Gemälde von Otmar Alt und weiteren Künstlern. Das Herman-van-Veen-Bild fand ich wunderschön, das hat einen prominenten Platz bei uns erhalten.
Warum engagieren Sie sich für die Herman-van-Veen-Stiftung?
Stelter: Der Vorsitzende, Hans-Werner Neske aus Xanten, hat mich angesprochen. Und Herman van Veen hat mich schon immer als Bühnenmensch fasziniert. Viele sehen mich als Kabarettist oder Comedian, aber ich bin ja auch Liedermacher. Nicht zuletzt in dieser Hinsicht war Herman van Veen seit den 70er-Jahren eine Inspiration für mich.
Als Buchautor haben Sie das literarische Genre des „Camping-Krimis“ geprägt.
Stelter: Richtig. Mittlerweile gibt es hunderte davon, aber ich habe das Genre vor 17 Jahren miterfunden. Mein Inspecteur Piet van Houvenkamp, der im niederländischen Middelburg ermittelt, ist ein sehr guter Polizist. Er wäre noch viel besser, wären da nicht diese fünf bekloppten deutschen Camper, die immer mitermitteln wollen. Piet würde gern mal einen Fall allein lösen, aber solange ich die Bücher schreibe, wird das nicht passieren. Aktuell arbeite ich am fünften Band der Reihe.
Sie sind begeisterter Camper. Welche niederrheinischen Plätze kennen Sie aus eigener Erfahrung?
Stelter: Keine. Und jetzt erzähle ich Ihnen die Krönung: Als wir feststellten, dass Hotelurlaub mit den Kindern nicht schön ist, haben wir uns einen Wohnwagen gekauft. Damit fuhren wir in den Süden der Niederlande. Der Besitzer des Campingplatzes zeigte mir Stellplätze mit eigener Toilette. Die fand ich so klasse, dass ich einen pachten wollte. Die Wartezeit betrug vier Jahre, was mir entgegenkam, weil ich mit dem neuen Wohnwagen durch die Gegend fahren wollte. Doch dann wurde schon zu Weihnachten ein Platz frei. Das heißt, ich bin mit meinem Wohnwagen auf exakt einem Campingplatz gewesen. Später habe ich mir dann ein Mobilheim gekauft, bei dem die Räder nach der Lieferung direkt wieder abgeschraubt werden. Jetzt machen wir in Holland also Seniorencamping.
2024 wurden Sie von der „Berittenen Akademie der Künste und Wissenschaften & Erleuchteten Mondsuniversität zu Dülken“ zum Dr. humoris causa ernannt. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Stelter: Darauf bin ich sehr, sehr stolz. Immerhin haben vor mir auch Preisträger wie Erich Kästner oder Hanns Dieter Hüsch diesen Doktorhut bekommen. Zusammen mit dem „Recklinghäuser Ehren-Hurz“, den ich 2022 für mein Lebenswerk erhalten habe und der auf dem berühmten Sketch mit Hape Kerkeling basiert, ist der Dr. honoris causa aus Dülken mein wichtigster Preis. Da liege ich schon mal in meinem Bett, schaue auf die Auszeichnungen und sage: Danke schön!
Wenn man mit Ihnen spricht, wirken Sie sorgenfrei und – fast – faltenfrei.
Stelter: Es gibt einen wunderbaren Satz von meinem Lieblingsschauspieler Robin Williams: „Jeder Mensch, den du triffst, kämpft einen Kampf, von dem du nichts weißt. Sei freundlich zu jedem!“ Das nehme ich mir zu Herzen. Ich möchte ein freundlicher Mensch sein – und dann kommt, glaube ich, auch ganz viel von anderen zurück.