Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Weitere Informationen
Nach ihrer Lesung im Bürgerhaus kündigt Anne Gesthuysen bereits den nächsten Besuch in Rees an. Foto: privat
8. April 2025 Von NN-Online · Rees

Anne Gesthuysen in Rees: Der Niederrhein als Erzähl-Grundlage

Fernsehmoderatorin und Autorin kam zur Lesung ins Bürgerhaus – sie kündigte ein Wiedersehen an

REES. Vor 250 Zuschauern las die Fernseh-Moderatorin und Autorin Anne Gesthyusen im Bürgerhaus Rees aus ihrem aktuellen Roman „Vielleicht hat das Leben etwas Besseres vor“. Im Mittelpunkt steht dabei die Pastorin Anna von Betteray. Die Hauptfigur hat in ihrem Dorf am Niederrhein eine schwierige Stellung. Als junge Frau adliger Herkunft mit Promovierung sehen die alteingesessenen Dorfbewohner sie kritisch.

„Natürlich bedient das Buch damit Klischees, aber Klischees sind wie Fahrbahnmarkierungen: einfach hilfreich“, erklärte Anne Gesthuysen schmunzelnd. Anna von Betteray war bereits bei ihrem vorherigen Roman „Denn wir sind schließlich wer“ eine der Hauptfiguren. Sie und ihre Großtante Ottilie waren der Autorin so ans Herz gewachsen, dass sie die Figuren ins neue Buch übernommen habe.

Für ihre Bücher erarbeitet sie kein durchdachtes Konzept, verriet Gesthuysen. Vielmehr würde sie mit dem Schreiben beginnen und dann machen die Figuren was mit ihr. Deshalb sei sie eigentlich keine richtige Schriftstellerin, sondern eine gute Erzählerin, meinte die Autorin.

Obwohl sie bereits mit 18 Jahren ihr Heimatdorf Veen verlassen hatte, hat die Kindheit am Niederrhein Anne Gesthuysen bis heute geprägt. Den Stoff für ihre Bücher bekommt sie genau aus diesen Erlebnissen. „Man bekommt das Kind aus dem Niederrhein heraus, aber niemals den Niederrhein aus dem Kind“, bekräftigte sie unter dem Applaus der Zuhörerinnen und Zuhörer.

Aus ihrem Buch las sie aber auch ernstere Passagen vor. In dem Dorf kommt es zum Beispiel bei einer Chorprobe zum Eklat, als eine junge Frau sich über rassistische und sexistische Texte von alten Liedern empört. Hier müsse sich unsere Sprache weiter entwickeln, denn sie muss der Realität im Leben Rechnung tragen, forderte Gesthuysen ihre vorwiegend weiblichen Zuhörerinnen auf. Dazu gehöre auch das umstrittene Gendern. Wenn sie im Gegensatz zu jungen Leuten in der Großstadt noch nicht gendere, sei sie keine Reaktionärin. „Wer weiß aber, wie die Alltagssprache in zehn oder vielleicht schon in fünf Jahren aussieht?“, fragte sich die Autorin.

Sehr persönlich wurde die Textstelle, in der eine junge Mutter den schweren Unfall ihres Kindes nicht verhindern kann. „Dieser Unfall ist mir selbst passiert, aber ohne bleibende Folgen für das Kind“, verriet Gesthuysen. Die Frage, wie sie als Mutter mit der Schuld umgegangen wäre, beschäftigt Gesthuysen bis heute. Das hat sie deshalb im Roman verarbeitet.

Thomas Dierkes, Leiter der Reeser Stadtbücherei, der mit seinem Team die Veranstaltung organisiert hatte, bedankte sich herzlich bei der Autorin, die sich bei ihren Lesungen in Rees inzwischen wie zu Hause fühle. „Es ist, als wenn ich erst gestern hier gewesen wäre, obwohl die letzte Lesung bereits vor drei Jahren gewesen war“, sagte Gesthuysen unter dem Applaus des Publikums.

Für ein neues Buch hat sie bereits Ideen im Kopf und freut sich, passend zur 800-Jahr-Feier 2028 wieder nach Rees zu kommen.

Nach ihrer Lesung im Bürgerhaus kündigt Anne Gesthuysen bereits den nächsten Besuch in Rees an. Foto: privat

Prospekte
weitere Artikel