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Die Vitrine mit den Spargeschenken für die Kinder umspannt Exponate aus verschiedenen Jahrzehnten. NN-Fotos: Thomas Langer
10. Oktober 2024 · Thomas Langer · Xanten

100 Jahre Weltspartag: Eine Reise durch die Zeit

Vom Sparefroh bis zum Schulsparautomaten: Das Museum rund ums Geld in Xanten-Wardt lädt ab Samstag, 2. November, zur Sonderausstellung ein

XANTEN. An guten Tagen für schlechte Zeiten vorsorgen: Das war schon immer eine gute Idee, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren hat. Diesen Spargedanken unter den Schülern und in der Bevölkerung zu schärfen, war auch eines der Hauptmotive hinter dem ersten 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand. Dieser endete am 31. Oktober vor genau 100 Jahren: mit der Geburtsstunde des „Weltfeiertags des Sparens und der Sparkassen“ – heute besser bekannt als „Weltspartag“, als welchen ihn die UNO 1989 deklarierte. Dieses Jubiläum nimmt das „Museum rund um‘s Geld“ in Xanten-Wardt zum Anlass, am Donnerstag, 31. Oktober, eine Sonderausstellung zu eröffnen – die größte, die der Geldgeschichtliche Verein Niederrhein bislang organisiert hat.

Schon nach wenigen Schritten den Museumsflur entlang fällt die Weltkarte an der Wand ins Auge. Dort, auf kleinen Regalen, stehen einige kreative Spargefäße von Banken rund um den Globus: ein Original aus Italien von 1924 zum Beispiel. „Damit hat es vor 100 Jahren angefangen“, sagt Museumsleiter Norbert Müller. Die Designs passen immer zum jeweiligen Land, manchmal jedoch auf eher unerwartete Weise: Während Australien mit einer Känguru-Spardose vertreten ist, handelt es sich beim japanischen Gefäß um ein Bierfass: „Die Japaner sind begeistert von unserem Bier“, erklärt Müller. Er hofft, dass über das kommende Jahr hinweg reisende Besucher beim Befüllen der Wand helfen können.

Die zehn roten Punkte auf der Karte verweisen auf die Länder, die den Weltspartag in diesem Jahr begehen. Die Zahl der Teilnehmerländer hat damit über die vergangenen 100 Jahre zwar Federn gelassen – ursprünglich waren 22 Länder beteiligt – was aber nicht bedeutet, dass Sparen heute „out“ wäre. Im Gegenteil sogar, wie Müller erklärt: „Viele Entwicklungs- und Schwellenländer fangen an, den Weltspartag einzuführen.“ Für Deutschland hat das Museumsteam eine interessante Zahl parat: 27.600 Euro beträgt das durchschnittliche private Sparguthaben auf dem Girokonto.

Reise durch die Zeit

Folgt man dem Flur nun um die Ecke, steht man umgehend im eigentlichen Ausstellungsraum. Schatzkammer oder Zeitkapsel trifft es aber ebenso gut: Die unzähligen Exponate beleuchten nicht nur die Geschichte und vielen verschiedenen Aspekte des Sparens, sondern dürften vor allem bei den älteren Besuchern verborgene Erinnerungen ans Tageslicht bringen.

„Das hat für mich eine ganz besondere Bedeutung“, sagt Norbert Müller und greift sich ein Exponat aus der Vitrine mit den Spar-Geschenken für Kinder: ein Mobilee zum Zusammenbauen, das sein Bruder Hartmut in der Schublade ihrer Mutter wiederentdeckt habe. „Das war mein Geschenk zum Weltspartag 1960 aus Borth.“ Das Mobilee zeigt jene Dinge, auf die die Kinder von damals hin sparten: vom Teddy über die Schallplatte bis hin zum Fahrrad. Die übrigen ausgestellten Spargeschenke stammen aus verschiedenen Jahrzehnten und erstrecken sich vom Spielzeug-Modellbus über Gläser mit Münzmotiven bis hin zu mit Sprüchen versehenen Stiften. „Die Geschenke waren auch nützlich“, sagt Müller und zeigt ein kleines Gefäß aus dem Jahr 1955, das sich als Rundum-Sorglos-Paket für gewisse „Unfälle“ herausstellt: mit Fingerhut, Zwirn, Steck- und Nähnadel. „Es ist alles da: Jetzt kann unterwegs nichts mehr passieren.“

Bekannte Gesichter

Ein paar Schritte entfernt warten auch schon die Spardosen auf die Besucher. Einige davon, etwa in Form einer Wiege, wurden bereits zur Geburt verschenkt – und nicht selten mit einem kleinen Startkapital. Norbert Müller hat sogar seine erste eigene Spardose von der Städtischen Sparkasse Rheinberg-Borth dazugestellt – rot und im Gitterdesign: ein kleines „Gefängnis für Geld“, wie er mit einem Lachen sagt. „Ich habe sie mit zehn Jahren bekommen.“

Viele der ausgestellten Dosen tragen die Gestalt von Werbefiguren verschiedener Kreditinstitute – nicht selten Tiere, denen man zum Spargedanken passende Eigenschaften nachsagt. Da wäre etwa das fleißige Bienchen: Diesen Gedanken hatte offenbar die Raiffeisenbank, als sie „Sumsi“ erschuf, die heute zwar nicht mehr in Deutschland, aber in Österreich Kinder zum Sparen animiert. Dann gibt es noch „Drumbo“, den roten Elefanten der bereits geschlossenen Dresdner Bank, der heute in gelber Variation sein zweites Leben bei der Commerzbank führt. Dazu gesellen sich unter anderem „Goldi“, der mittlerweile ausgestorbene Commerzbank-Hamster, Käpt’n Blaubär und Hein Blöd für die Postbank und natürlich Reineke Fuchs, den viele als Maskottchen von Schwäbisch Hall kennen, das früher die Kunden zum Jahresabschluss motivieren sollte. „Er ist mit die älteste Werbefigur einer Bank und sah früher ganz anders aus“, erzählt Müller.

Einen besonderen Platz in der Ausstellung hat der „Sparefroh“, ein Männchen mit einer Münze als Rumpf, das zum Beispiel in Broschüren zu Themen wie Taschengeld und den Umgang mit Geld informiert. Besonders verbreitet ist der Sparefroh heute in Österreich. „Dabei ist er eigentlich ein geborener Deutscher“, sagt Müller. Erschaffen worden sei er 1955 nämlich hierzulande von den Sparkassen. Neben kleineren Vertretern gehört auch ein lebensgroßer, metallener Ur-Sparefroh zur Ausstellung, „so wie er 1970 in Betrieben und Schulen stand.“ Mit 75 Kilo ein echtes Schwergewicht und auch wegen seines guten Zustands ein echter Volltreffer, den ein Freund von Norbert Müller in seiner Garage in Oberösterreich lagerte: „Er sollte eigentlich auf den Sperrmüll. Jetzt hat er hier seine neue Heimat gefunden.“

Originale Unterlagen

Die Sonderausstellung bietet noch zahlreiche andere Überraschungen: Passend zum 50-jährigen Jubiläum des Knax-Clubs der Sparkasse finden sich etwa die gleichnamigen Comics darunter, unter anderem die erste Ausgabe wie auch das aktuellste Heft. Schon 1974 sei den jungen Lesern über die Comics das Geld erklärt worden, sagt Norbert Müller.

Viele der anderen Originale in der Ausstellung stammen aus dem Nachlass eines Freundes, verrät er: dazu gehören Briefmarken, Briefumschläge und Werbevignetten. Auch die dunklen Kapitel spart der Geldgeschichtliche Verein nicht aus: „Im Dritten Reich wurde aus dem Weltspartag der Deutsche Spartag.“ Zu sehen sein wird diesbezüglich zum Beispiel eine Bestellliste für Broschüren und Co. von 1939. „Der Spartag war natürlich nationalsozialistisch angehaucht“, führt Müller fort. Ein Beispiel: Sammelbilder von der Wehrmacht.

Besonders anschaulich wird die Ausstellung, wenn Norbert Müller, sein Stellvertreter Heinrich Brömmelhues und Vereins-Schriftführerin Marie-Luise Hausmann den mobilen Schulsparautomaten in Aktion zeigen: Dabei legten die Schüler früher ihre Groschen in eine Ausbuchtung, schoben die Münze über die Schiene in die Maschine – „und der Groschen ist gefallen“, sagt Norbert Müller mit einem Lächeln. Eine Quittung gab es dafür natürlich auch: Man legte die entsprechende Karte in den Schlitz unten und kurbelte an der Seite, bis der Stempel folgte. Wer genug Felder gefüllt hatte, ging zur Sparkasse, um die Mark ins Schulsparbuch übertragen zu lassen – und war wieder ein Schritt näher am großen Sparziel.

Kleine Ausstellung in Moers

Für den Geldgeschichtlichen Verein Niederrhein ist es das erste Mal, dass er seine Ausstellung auch nach außen trägt: Bis Mitte Dezember soll eine zweite, kleine Ausstellung zum Jubiläum des Weltspartags in der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse am Niederrhein am Ostring in Moers zu sehen sein. Die Sparkassen selbst nehmen den Weltspartag zum Anlass, ab dem 28. Oktober eine ganze Weltsparwoche abzuhalten. Kinder und Jugendliche, die ihre Sparschweine vorbeibringen, erwartet dieses Jahr ein besonderes Geschenk: der Stoffesel „Freddy“. Oder wie ihn das Geldmuseum getauft hat: „Freddy, der Dukatenesel“.

Wer am Eröffnungstag im Museum in Xanten-Wardt, Am Kerkend 7, vorbeischaut, kann sich zudem auf zwei besondere Angebote freuen: Eine ehemalige Lehrerin wird über das bis in die 70er Jahre übliche Sparen in der Schule berichten, während eine Mitarbeiterin der Sparkasse die Gäste an ihren Erlebnissen rund um den Weltspartag in Ghana teilhaben lassen wird. Ein besonderes Geschenk wartet auf diejenigen, die eine Spende dalassen: eine Spardose in Form eines kleinen Sparhäuschens – Glücks-Cent inklusive!

Zu sehen sein wird die Ausstellung bis zum 31. Oktober 2025. Das Team des Museums lädt die Vorstände aller Wardter Vereine, Vertreter von Institutionen und politischen Parteien herzlich zur Eröffnung ein.

Den Sparefroh gibt es auch in Lebensgröße.

Den Sparefroh gibt es auch in Lebensgröße. Foto: Thomas Langer

Die Bankspargefäße kommen aus aller Welt.

Die Bankspargefäße kommen aus aller Welt. Foto: Thomas Langer

Der Schulsparautomat steht ebenfalls aus.

Der Schulsparautomat steht ebenfalls aus. Foto: Thomas Langer

Museumsleiter Norbert Müller mit seiner ersten eigenen Spardose.

Museumsleiter Norbert Müller mit seiner ersten eigenen Spardose. Foto: Thomas Langer

Die Vitrine mit den Spargeschenken für die Kinder umspannt Exponate aus verschiedenen Jahrzehnten. NN-Fotos: Thomas Langer

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