Wünsche, die in Erfüllung gehen

    NIEDERRHEIN. Ein letztes Mal das Meer sehen… Dieser Wunsch ging für Monika Kietz mit Hilfe der Johanniter „Sternstunden“ in Erfüllung. Sie starb kurz darauf, einen Tag vor ihrem 53. Geburtstag. „Meine Frau ist vor sechs Jahren an Krebs erkrankt“, erzählt Thomas Kietz. Ihr Wunsch, als ihr nur noch wenig Zeit blieb: Noch einmal mit ihren Freundinnen verreisen und ein paar unbeschwerte Tage am Meer verbringen.

    „Kurz vor Weihnachten stand fest, dass sie die Reise nicht ohne Hilfe schaffen würde. Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, um es trotzdem kurzfristig irgendwie umsetzen zu können“, erzählt ihr Ehemann. Ein strandnaher Bungalow an der niederländischen Küste war schnell gefunden. Doch einfach ins Auto setzen konnte sich Monika Kietz zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Bei seiner Suche stieß Thomas Kietz auf die „Sternstunden“ der Emmericher Johanniter. Und so ging es für Monika und ihre Freundinnen am 26. Januar von Kranenburg nach Zandvoort – per Liegend-Transport. „Dieses tolle Projekt muss bekannter werden“, ist Thomas Kietz unendlich dankbar und findet, dass die Sternstunden ruhig noch bekannter werden dürften. „An diesem Wochenende hat meine Frau noch einmal ihren ganzen Lebensmut mobilisiert“, freut er sich, dass ihr größter Wunsch noch in Erfüllung gegangen ist. Wieder zu Hause angekommen, ließen Monikas Kräfte schnell nach. Begleitet von einem Palliativ-Team bereitete sie sich auf das Unvermeidliche vor. „Ich hielt ihre Hand, als sie eingeschlafen ist“, sagt Thomas Kietz. Ein großer Trost: Das Wissen, dass seine Frau mit glücklichen Erinnerungen eingeschlafen ist.

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    Statt Blumen und Kränze zur Beerdigung bat er um Spenden für die Sternstunden. 2.000 Euro sind so zusammengekommen. Das Geld hat er nun, begleitet von Freunden und Familie, übergeben und sich noch einmal von Herzen bedankt. „Für uns alle war das ein sehr prägender Moment und ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr Menschen diese wirklich gute Aktion unterstützen“, sagt er.

    Die Johanniter Sternstunden

    Menschen ihren letzten Herzenswunsch erfüllen – mit diesem Ziel wurde vor zwei Jahren die Aktion Sternstunden ins Leben gerufen. Einer der Initiatoren ist Professor Dr. Joachim van Alst, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin des St. Willibrord-Spitals. Als ehrenamtlicher Johanniter begleitet er das Projekt gemeinsam mit Pascal Wieners, der ebenfalls ehrenamtlich bei den Johannitern in Emmerich im Einsatz ist. Im Sommer 2021 konnte dank zahlreicher Spenden ein neuer, speziell ausgestatteter Krankenwagen angeschafft werden.

    Mit diesem Fahrzeug konnte auch Monika Kietz ihr letzter Wunsch erfüllt werden. Pascal Wieners Frau Bianca hat die Tour nach Zandvoort begleitet. „Das sind für uns immer ganz besondere Momente“, blickt er auf diesen Sternstunden-Einsatz zurück, der auch für die Begleiter sehr bewegend gewesen sei. „Die Angehörigen und die Freunde waren unglaublich herzlich und es macht uns natürlich auch glücklich, wenn wir sehen, was wir mit den Sternstunden bewirken können“, sagt er.

    Denn jeder Einsatz sei anders, die Freude dar­über, Wünsche wahr werden zu lassen, aber immer wieder aufs Neue überwältigend. „Weil zwei ihrer Freundinnen intensivmedizinisch ausgebildet sind, konnten wir bei Monika auf ärztliche Begleitung verzichten“, erklärt Pascal Wieners, dass das Team stets an den jeweiligen Bedarf angepasst wird. Das reicht vom recht bescheidenen Wunsch, noch einmal die Rheinpromenade oder die Basilika in Kevelaer zu besuchen bis zum Rammstein-Konzert, das für 2023 auf der Wunsch-Liste steht.

    Etwas ganz Besonderes daraus machen

    Dabei ginge es den ehrenamtlichen Helfern immer auch darum, nicht „nur“ den Transport sicherzustellen, sondern daraus ein besonderes Erlebnis zu machen. Wieners: „Wir lernen die Menschen vorher kennen und überlegen uns, wie man diese Sternstunde gestalten kann.“ Meist gibt es einen Gutschein, die passende Verpflegung oder andere kleine Überraschungen.

    Überraschung geglückt: Alexander wird von den Sternstunden beschenkt, als er gerade die Trauergruppe von Herzenswunsch Niederrhein besucht. (NN-Foto: RD)

    Im Januar waren die Johanniter zum Beispiel zu Besuch bei einer Trauergruppe des befreundeten Vereins Herzenswunsch Nieder­rhein in Kalkar. Im Gepäck hatten sie Muffins für die Kinder und einen Luftballon, den der siebenjährige Alexander für seinen verstorbenen Vater auf die Reise in den Himmel schicken konnte. Anschließend durften sich die Kinder den umgebauten Krankenwagen ansehen. „Alexanders Vater ist an einem Hirntumor verstorben“, erzählt Pascal Wieners.

    Gemeinsam lassen die Kinder einen Ballon für Alexanders verstorbenen Vater in den Himmel fliegen. (NN-Foto: RD)

    Als die Johanniter ein Trikot von Borussia Mönchengladbach erhielten und dieses über ihre Facebook-Seite verschenken wollten, meldete sich Bianca van Hardeveld, Vorsitzende des Vereins, und erzählte Alexanders‘ Geschichte. Der war nämlich, zu Ehren seines Vaters, vom Bayern München-Fan zu der Fohlen-Elf gewechselt – und freute sich riesig über das Geschenk. „Jede Geschichte berührt auf ihre ganz eigene Art“, weiß Wieners.

    Spenden willkommen

    In Kooperation mit dem Verein Herzenswunsch ist bereits eine weitere Aktion in Planung – worum es geht, wird aber noch nicht verraten. Geplant ist für den Sommer auch ein „Café im Park“ für die Senioren. „Wir haben den Begriff Sternstunden ganz bewusst gewählt, weil wir offen für alle – großen und kleinen – Wünsche sind“, sagt Wieners. Da sich die Sternstunden komplett über Spenden finanzieren, ist jede Unterstützung willkommen. Infos dazu gibt es per Mail an pascal.wieners@johanniter.de oder unter Telefon 02822/ 7159614. Melden dürfen sich natürlich auch Menschen, die Hilfe der „Sternstunden“ benötigen.

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