NIEDERRHEIN. Während sich Hollywood für die baldige Oscar-Verleihung herausputzt, laufen in der deutsch-niederländischen Grenzregion die Vorbereitungen für das fünfte Niederrhein Filmfestival. Das findet zwar erst am 27. August in Wesel statt, doch ab sofort dürfen professionelle Filmemacher, Filmstudierende oder auch Hobbyfilmer und Debütanten ihre maximal 30 Minuten langen Werke einreichen. Die Festivalseite www.niederrheinfilm.de führt die Kreativen zu einer digitalen Plattform, über die alle kurzen Dramen, Komödien, Dokus oder Animationsfilme hochgeladen werden können. Einsendeschluss ist der 31. Juli.

Eine Fachjury, bestehend aus den Preisträgern der Vorjahre, entscheidet dann, welcher deutsche und welcher niederländische Film jeweils mit der „Silbernen Kopfweide“ und 500 Euro ausgezeichnet werden. Auch das Publikum im Scala Kulturspielhaus darf seinen Favoriten aus beiden Wettbewerbsblöcken mit einem Sonderpreis küren. „Die Rahmenbedingungen für ein Filmfestival könnten nach wie vor besser sein, aber wir blicken optimistisch in den Sommer“, sagt der künstlerische Leiter Stephan Hanf. Zweimal musste das Niederrhein Filmfestival in seiner jungen Geschichte schon verknappt und mit hohen Corona-Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Die fünfte Auflage soll aber dennoch groß gefeiert werden, wobei sich die Zahl Fünf wie ein roter Faden durch das Jubiläumsjahr zieht: Zum einen sinkt der Eintrittspreis für die einzelnen Wettbewerbsblöcke, in denen jeweils sechs bis acht Kurzfilme gezeigt werden, von ehemals 6,50 Euro auf jetzt fünf Euro. Zum anderen soll schon in den Wochen vor dem eigentlichen Festivaltermin ein fünfstufiges Vorprogramm stattfinden.

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Ungewöhnliche
Vorführorte gesucht

Dafür werden ungewöhnliche Vorführorte in Wesel und Umgebung gesucht, die mit mobilem Kinoequipment einen Abend lang zum Lichtspielhaus umgewandelt werden. „Das können Privathäuser sein, stillgelegte Betriebe oder andere Orte, die sonst nur schwer oder gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind“, sagt Stephan Hanf. Wichtig ist nur, dass mindestens zehn Personen Platz finden und eine Verdunklung möglich ist. „Aus unserem großen Repertoire wählen wir dann die Kurzfilme heraus, die inhaltlich zu diesem ungewöhnlichen Ort und den Menschen, die dort leben oder arbeiten, passen.“ Im Idealfall kommen auch die Filmschaffenden hinzu, um mit dem Publikum in einen Dialog zu treten.

Fördergelder des
Landesverbands Rheinland

Ermöglicht wird das Wanderkino mit dem zweisprachigen Titel „Spelletjesavond/Spielnacht“ durch Fördergelder aus einem Kulturprogramm des Landesverbands Rheinland. Wer die Kurzfilme in sein Haus oder seinen Betrieb holen möchte, kann sich ebenfalls über die Internetseite www.niederrheinfilm.de bewerben.
Neben der taal:unie, dem niederländisch-belgischen Pendant zum Institut für deutsche Sprache in Mannheim, gehört auch die Niederrheinische Sparkasse Rhein-Lippe zu den langjährigen Sponsoren des Filmfestivals. Reinhard Hoffacker, Generalbevollmächtigter der NISPA, lobt die „große Strahlkraft“ des Festivals für die gesamte Grenzregion und nennt die Reihe in einem Atemzug mit dem Musikfestival „Eselrock“ und dem Konrad-Duden-Literaturpreis.

Seit der Gründung im Jahr 2018 konzentriert sich das Niederrhein Filmfestival als einziges seiner Art auf den filmkulturellen und gesellschaftlichen Austausch zwischen Deutschen und Niederländern. „In Zeiten des russisch-ukrainischen Krieges ist unsere grenzüberschreitende Ausrichtung so aktuell und so wichtig wie nie zuvor“, sagt Monika Stallknecht vom Verein „Filmkultur am Niederrhein“. Entsprechend hoffen die Veranstalter einmal mehr auf viele eingereichte Kurzfilme aus beiden Ländern, aber auch auf viele Besucher aus den Niederlanden. „Wir gehen in diesem Jahr realistisch von circa 1.000 Einsendungen aus“, sagt Stephan Hanf. Vor der Corona-Krise waren es noch mehr als 1.800. Zwar habe die Pandemie in den letzten zwei Jahren die Produktionsbedingungen für Filme erschwert, doch Lockdown und Ausgangssperren in beiden Ländern hätten andererseits so manchen Animations- und Zoom-Konferenz-Film hervorgebracht, und auch solche aktuellen Kulturjuwelen passen perfekt zum Niederrhein Filmfestival.

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