RHEINBERG. Um dem immer ausufernderen Kiesabbau Einhalt zu gebieten und den Rheinbergern die Bedeutung dieser Entwicklung für ihr eigenes Leben greifbar zu machen, startet die Bürgerinitiative „Rheinberg – Kieswende jetzt!“ eine neue Kampagne. Unter dem Slogan „Kieswende jetzt!“ hat sie Logo, Banner und einen Flyer erstellt, welcher zu Beginn der Offenlage des Regionalplans im Januar 2022 verteilt werden soll.

„Wir haben eine Wort- und Bildmarke erstellt, die ausdrückt, worum es geht“, sagt Michaela Vervoort, die mit Klaus Leonhards und Hannah Bollig das Organisationsteam bildet. So wie die Hand dabei den Umriss der Stadt greift, ist die Botschaft deutlich: Die Kiesindustrie hat Rheinberg fest im Griff. Dieses „Corporate Design“, dass ebenfalls den Namen der Initiative umfasst, soll den Wiedererkennungswert der einzelnen Maßnahmen der Kampagne steigern. Unter Einbeziehung der Bürger hofft die Initiative, Druck auf die Politik auszuüben. „Die wenigsten wissen, dass sie etwas dagegen unternehmen können.“

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Auswirkungen begreiflich machen

Die Forderungen sind bereits ausformuliert und werden nicht nur im Internet präsentiert, sondern auch im Flyer abgedruckt. „Wir hoffen, unsere Informationen so breit streuen zu können“, sagt Vervoort. Zwar ist die Initiative Teil des umfassenderen Aktionsbündnisses „Niederrheinappell“, dennoch geht es auch um eine Identität und Wiedererkennungswert in der eigenen Stadt. „Für die Rheinberger ist es so greifbarer.“ Man möchte die Bürger detailliert aufklären, was die Auskiesung konkret für sie für Folgen hat, anhand von Beispielen, die sie selbst kennen. Und man möchte zeigen, welche Ausmaße die Auskiesung über die Jahre unbemerkt angenommen hat.

„Es ist schwierig, an Zahlen zu kommen“, sagt Leonhards. „Die Landesregierung ist an einer Preisgabe nicht interessiert.“ Daher ist ein Punkt des Forderungspapiers mehr Transparenz. So sollen gemäß der Forderung die tatsächlich abgebauten Mengen den Menschen offengelegt und darüber informiert werden, wohin diese Mengen gebracht werden. „Viel geht ins Ausland. Dieser Ausverkauf ist eine Schande. Nirgendwo in Europa wird so viel ausgekiest.“ Und um die Ausmaße zu untermauern: „Eversael hat eines der größten Kieswerke Europas.“ Auch der Einkaufspreis sei derzeit viel zu gering.

Irreversible Schäden an der Landschaft

Wo früher seine Schwester als Kind geritten sei, sei heute eine riesige Wasserfläche, erzählt er. Und das Ausmaß der Auskiesung steige stetig weiter. „Jetzt gab es noch einmal einen Wahnsinnsschub durch eine Gesetzesänderung.“ Bollig erwähnt ihrerseits die unumkehrbaren Schäden an der Landschaft für die nachfolgenden Generationen. „Der Boden gewinnt seine Qualität nicht zurück. Es ist wichtig, ein Bewusstsein in der Bevölkerung für diese Zustände zu schaffen“, sagt Vervoort. Zudem sei es nicht einmal möglich, die Flächen wieder aufzufüllen. Die bestehende Vorgaben zur Renaturierung seien ebenfalls zu sehr aufgeweicht worden.

Die Mitglieder der Initiative sind sich zwar bewusst, dass sie die eine Auskiesung nicht stoppen können, aber es sollen zumindest Bedarfe festgelegt werden, um Abbaumengen und Flächen zu verringern. So fordert die Initiative, die zulässige Abbaumenge jährlich um fünf Prozent zu senken und die gesetzliche Erhöhung des Versorgungszeitraums zurückzunehmen: Das heißt von 25 Jahre zurück auf 20. Auch eine Baustoffwende gehört zum Plan, der ein geändertes Regelwerk zur Verwendung von Recyclingmaterialien und einen Aufbau von Recyclingwerken für Baumaterial vorsieht.

Zum Forderungspapier gehört außerdem, eine mengenbezogene Rohstoffabgabe auf Sand und Kies einzuführen. Die Erlöse aus dieser Abgabe sollen zudem ausschließlich in einen Fond fließen, der die negativen externen Effekte der Abgrabungen abmildert und Geld für die Folgen des Kiesabbaus bereitstellt. Dazu gehören zum Beispiel Renaturierungen, deren Maßstäbe man nicht nur wieder höher ansetzen müsse, sondern für die die Kommunen ein besseres Mitspracherecht bekommen sollten. Überhaupt solle das Konzept für die Renaturierung bereits beim Genehmigungsverfahren der Kiesflächen feststehen.
Weitere Infos gibt es unter kieswende-rheinberg.de.

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