NIEDERRHEIN. Seit über 20 Jahren ist die Ambulante Hospizgruppe Niederrhein ehrenamtlich für Trauernde, Sterbenskranke und deren Angehörige da. Aktuell sucht das Team vor allem neue Ehrenamtler für die Begleitung des monatlichen Trauertreffs. Vorbereitet darauf werden Interessenten in dem ab Januar 2022 anstehenden Befähigungsseminar.

Als Regionalgruppe der Internationalen Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand wurde die Hospizgruppe am 9. Februar 1999 gegründet. „Sie hat sich gebildet aus früheren Mitgliedern des Fördervereins des Wettener Hospizes“, sagt Schatzmeister Georg Tomasik. Über die Jahre hat sich der Verein stetig ausgebaut: Aus den rund zehn Mitgliedern in der Anfangszeit sind mittlerweile über 170 Mitglieder geworden, von denen 60 hauptsächlich in der Sterbebegleitung aktiv sind.

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Soziale Begleitung

In Kooperation mit Palliativdiensten besuchen die Ehrenamtler die Patienten in der Sterbebegleitung in Absprache mit der Koordination ein oder zwei Mal pro Woche in ihrer häuslichen Umgebung, in Akutsituationen oder im Sterbeprozess auch häufiger. In Gesprächen können die Kranken ihre Ängste und Sorgen mitteilen. „Der Sterbenskranke möchte dem Angehörigen nicht ständig mit seinen Nöten zur Last fallen und hat oftmals Ängste, die er sich nicht traut zu äußern“, sagt Anita Marks, eine der Koordinatorinnen. „Im Gegenzug fühlen sich Angehörige oft hilflos und überfordert, auch im Angesicht der zusätzlichen Belastung. Sie möchten dem Sterbenden Lebensqualität ermöglichen und müssen aber auch gleichzeitig ihren Alltag bewältigen. Durch die Unterstützung der Ehrenamtlichen stellt sich Entlastung ein.“ Auch die Angehörigen finden ein offenes Ohr oder haben während des Besuchs die Gelegenheit, andere Angelegenheiten zu tätigen, etwa einen Einkauf.

Auch wenn die Arbeit von den Ehrenamtlichen als lebensbereichernd empfunden wird, können Begegnungen für sie manchmal belastend sein, daher stehen sie immer in engem Kontakt zu den Koordinatorinnen. Es besteht zusätzlich die Möglichkeit einer Supervision. Regelmäßig tauschen sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter in einem monatlichen Treffen über das Erlebte aus.

Begleitung von Trauernden

Neben der Sterbebegleitung ist die Begleitung von Trauernden ein wichtiges Arbeitsfeld der Ambulanten Hospizgruppe Niederrhein. Hier haben Trauernde die Möglichkeit, sich in Form von Einzelgesprächen über mehrere Monate von geschulten Ehrenamtlichen begleiten zu lassen oder aber sich in einer offenen Trauergruppe Unterstützung einzuholen. Der bereits seit Jahren bestehende Trauertreff bietet hierzu einen geschützten Rahmen, um der eigenen Trauer Ausdruck zu verleihen und dem Trauernden Halt in der schweren Zeit zu geben.

„Jeden 1. Sonntag im Monat treffen sich Trauergäste bei uns in der Geschäftsstelle in Kevelaer und werden dort von zwei Ehrenamtlichen durch den Nachmittag begleitet. Jeder Trauertreff widmet sich einem bestimmten Trauerthema und ermöglicht den Teilnehmern, Trauer als eine natürliche Reaktion auf einen Verlust wahrzunehmen,“ erklärt Marks. Koordinatorin Mareike Ohse fügt hinzu: „Die geschulten Ehrenamtlichen geben den Trauernden dabei Hilfsmittel an die Hand, wie sie besser mit ihrer Trauer umgehen können. Jeder neue Trauergast hat dabei die Möglichkeit, sich zunächst einem Ehrenamtlichen in einem Vier-Augen-Gespräch vorzustellen, um dann anschließend auch am Gruppengespräch teilzunehmen. Jeder soll hier Zeit zum Reden bekommen, aber niemand muss.“ Auch wenn es pandemiebedingt besonders schwierig wird, hält das Team den Kontakt aufrecht: Etwa telefonisch oder beim Spaziergang.

Dieses Team sucht nun Unterstützer, die im Wechsel alle paar Monate zu zweit den Trauertreff begleiten und auch leiten möchten. Um in gegenseitigen Austausch und Reflexion zu gehen, trifft sich das Team monatlich jeweils nach dem Trauertreff.
„Es ist uns ein großes Anliegen, auf Qualität in der Ausbildung unserer Ehrenamtlichen zu achten und auch die Begleitungsangebote für trauernde Menschen durch eine fundierte und fachlich qualifizierte Fortbildung der Ehrenamtlichen zu untermauern. Selbst, wenn die Trauerbegleitung als solche bisher noch nicht von den Krankenkassen refinanziert wird, im Gegensatz zur Sterbebegleitung“, sagt Tomasik.

Seminar ab Januar

Um interessierte Trauerbegleiter für den Treff vorzubereiten, findet konkret dafür an vier Samstagen am 22. und 30. Januar und am 5. und 26. Februar 2022 ein Befähigungskurs in den Geschäftsräumlichkeiten statt, unter der Leitung von Ute Pelzer. Inhaltlich wird es um Trauerprozesse sowie leibseelische Zusammenhänge in der Trauer gehen, aber auch um den sensiblen Umgang mit der eigenen Trauer. Die Teilnehmer erlangen Kenntnisse in der Gesprächsführung sowie Wahrnehmung und lernen Gestaltungsmöglichkeiten eines Begleitungsprozesses kennen. Selbstreflexion zu thematisieren, etwa bezogen auf die eigene Rolle und Selbstfürsorge ist ein weiterer Teil der Ausbildung, um nach dem Seminar einen Trauertreff gestalten zu können. So sollen die Ehrenamtler schlussendlich ihre Kenntnisse zusammenführen, um die Gespräche sensibel zu führen und auch in Krisen angemessen zu reagieren.

Vorerfahrungen werden nicht benötigt, allerdings sollte man eine gewisse Teamfähigkeit, Beobachtungsgabe und Empathie mitbringen. Da die Trauerbegleitung nicht über die Krankenkassen refinanziert wird, zahlen die Neumitglieder für den Kurs einen kleinen Beitrag von zehn Euro, die Verpflegung ist darin inbegriffen. Wer teilnehmen möchte, meldet sich bei Mareike Ohse unter Telefon 0170/3853451. Hierunter oder unter kevelaer@igsl-hospiz.de können sich Interessierte auch für den Trauertreff anmelden.
Mehr Informationen zum Verein und zu Spendenmöglichkeiten gibt es unter hospizgruppe-niederrhein.de.

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